Österreichs Glückskinder 2012

Österreichs Glückskinder 2012
Vom Glücksboten der Lotterien, über den Mann, der eine Woche in einer Gletscherspalte überlebt hat, bis zur tapferen kleinen Franca. Glück bedeutet für jeden etwas anderes und hat viele Ausprägungen.

Das Glück ist ein Vogerl – und manche kriegen es tatsächlich zu fassen. Ob Lebensrettung, gelungene Operation oder überraschende positive Wende: In ganz Österreich gibt es Glückskinder.

Über einige ergoss sich in diesem Jahr sogar ein Geldregen, und zwar dann, wenn der Herr Karl an der Tür klingelte. Denn der smarte 50-Jährige ist der Glücksbote der Österreichischen Lotterien. Seine Klienten sind Glückskinder, die im Lotto mindestens 80.000 Euro gewonnen haben. Natürlich wissen die Gewinner bereits von ihrem Volltreffer, die Lotterien haben den Geldsegen telefonisch bestätigt. Aber steht Fortunas Bote im Wohnzimmer, dann ist der Geldsegen offiziell.

Herr Karl ist mit Zug und Auto quer durch Österreich auf Achse. 250-mal im Jahr zaubert er den Gewinnern ein breites Lächeln ins Gesicht, erntet höchste Sympathien und wird so gut wie immer reichlich bewirtet. „Ich vergönne es jedem. Es ist schön, Menschen eine unvergessliche Freude zu machen“, schmunzelt der Glücksbote.

Dieser „Traumberuf“ hat aber seine Tücken. So muss Herr Karl größten Wert auf Diskretion legen: „Ich habe in zwölf Jahren noch keinen Gewinner erlebt, der sein Glück an die große Glocke hängen wollte. Ich bin immer unauffällig gekleidet, unsere Autos sind neutral, und Verschwiegenheit ist Pflicht. Meistens werde ich sehr schnell ins Haus gebeten.“

Pikantes Detail: Übereifrige Banken haben sich bereits an Herrn Karl gewandt. „Ich weiß bis heute nicht, wie die Institute an meine Daten kamen. Aber Bankmitarbeiter wollten mit mir zu den Gewinnern gehen, um mit ihnen ins Geschäft zu kommen.“

Schulden abbauen

In der Regel sind die Gewinner bei seinem Besuch hoch konzentriert. „Ab einem Gewinn von etwa 300.000 Euro werde ich oft gefragt, was ich mit dem Geld machen würde“, plaudert Herr Karl aus dem Tagesgeschäft. Meist investieren die Glückskinder aber in Nobelkarossen, Häuser und in die Familie. In vielen Fällen wird der Schuldenberg abgetragen.

Manchmal geht die Gewinnbestätigung extrem schnell. Herr Karl: „Einmal traf ich einen Millionär auf einem Autobahnparkplatz. Der Herr fand keine Zeit für einen Termin.“ Das Gerücht, dass Gewinner als Erstes ihren Job hinschmeißen, kann der Glücksbote nicht bestätigen. Denn die Leute wollen einmal ihren Lebensstandard heben, dann wird gerechnet. Je nach Alter stellt sich dann erst die Job-Frage.

2012 gab es 59 Sechser, darunter 49 mit mehr als einer Million Euro Gewinn. Und 81 Joker mit mehr als 100.000 Euro. Sechs Bingo-Spieler und fünf ToiToiToi-Gambler erhielten über 100.000 Euro. 24 Österreicher gewannen bei den EuroMillionen über 100.000 Euro, drei davon mehr als eine Million. Neun Mal war ein Brieflos 100.000 Euro wert. Und zwei Rubbler waren plötzlich um 100.000 Euro reicher.

Sechs Tage in der Gletscherspalte

Am zweiten Weihnachtsfeiertag sang er wieder mit dem Männergesangsverein in der Kirche seiner bayerischen Heimatgemeinde: Der 70-jährige Manfred Walter aus Schmidmühlen, der im August für Schlagzeilen sorgte.

Beim Abstieg vom Westfalenhaus über den Längentalferner (Stubaier Alpen, Tirol) in Richtung Amberger Hütte war der pensionierte Handwerker am 8. August in eine Gletscherspalte gestürzt.

Sechs Tage überlebte er – 15 Meter tief im ewigen Eis, ohne Blick auf den Himmel. Auf seinem Rucksack konnte er sitzen und mit seiner Alufolie den jeweils kältesten Teil seines Körpers umwickeln. Und er bewies eindrucksvoll mentale Stärke: Von seiner Tafel Schokolade aß der Bayer täglich nur eine Rippe, versuchte, seinen Durst mit Gletscherwasser zu stillen, und rief zwischen 10 und 16 Uhr um Hilfe, dann, wenn die Chance am größten war, dass Bergsteiger unterwegs sind.

Drei Alpinisten wurden am 14. August zu Mittag dann tatsächlich auf Manfred Walter aufmerksam, gegen 14 Uhr wurde er mit dem Notarzthelikopter Christophorus 1 in die Innsbrucker Klinik gebracht. Heute noch beschäftige ihn, dass er keine Angst vor dem Sterben hatte, erzählte er unlängst im ZDF bei Markus Lanz. Der Glaube und die Liebe zur Familie hätten ihm geholfen. Ansonsten lebt der 70-Jährige seither sehr zurückgezogen.

Da hielt Österreich den Atem an

Österreichs Glückskinder 2012
APA9425546-2 - 12092012 - NÖTSCH - ÖSTERREICH: ZU APA 0285 CI - Die fünfjährige Franca war am Montag, 10. September 2012, während eines Spaziergangs mit ihrem Großvater in Nötsch in Kärnten im Bezirk Villach-Land verschwunden. Durch Zufall wurde sie gestern Abend von zwei Radfahrern gefunden und ist nach 24 Stunden wieder zu Hause. Im Bild: Franca und ihre Mutter am Mittwoch, 12. September 2012, wieder gemeinsam zu Hause. APA-FOTO: HERMANN SOBE

Ganz Österreich hat im September 26 Stunden lang den Atem angehalten: Die fünfjährige Franca aus Nötsch im Gailtal war verschwunden. Der Opa hatte sie bei einem Spaziergang bei Schloss Wasserleonburg plötzlich aus den Augen verloren.

Danach wurde die größte Suchaktion im Raum Villach eingeleitet: Hunderte Einsatzkräfte sowie Dutzende Freiwillige durchkämmten ein etwa neun Quadratkilometer großes Gebiet am Fuß des Dobratsch. Vergebens: Franca blieb verschwunden. Dann, in den Abendstunden, die erlösende Nachricht: Zwei Radfahrer hatten das Mädchen aufgelesen, nur 500 Meter vom Elternhaus entfernt.

Mutter Helga Druml, 40, eine Künstlerin, bezeichnete ihre Gefühle als „euphorisch und unbeschreiblich“. Und sie sei stolz auf ihre kleine Tochter gewesen, die sich bei Nacht kilometerweit durch den Wald auf den Heimweg gemacht hatte. Bachwasser, Erde und Wurzeln dienten als Nahrung: Die Kleine hatte sich selbst auf den Heimweg gemacht, als sie den Opa nicht mehr sah – und sich dabei im Wald verirrt.

Hermann Debriacher, Feuerwehrkommandant von Villach-Land, erinnert sich: „Es war eine hoch emotionale Situation, einen Tag vor meinem 60. Geburtstag. Als wir dann die Kleider der Kleinen im Wald gefunden haben, dachten wir das Schlimmste.“ Hose und Unterwäsche hatte Franca ausgezogen, weil sie sich schmutzig gemacht hatte.

Für die Einsatzkräfte spendete die Künstlerin ein von ihr gemaltes Bild, das bei einer Verlosung an die Rettungshundestaffel ging.

Weil Wein schmeckte, erbt Gols Millionen

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Die Gemeinde Gols macht eine Erbschaft in Millionenhöhe, Bürgermeister Hans Schrammel

Wie „Weihnachten und Ostern zusammen“ hat es sich für den Golser Bürgermeister Hans Schrammel angefühlt, als im September die Nachricht von einer mysteriösen Millionen-Erbschaft per Post im Gemeindeamt eintrudelte. Wie sich herausstellte, haben zwei verstorbene Brüder ihr gesamtes Vermögen, darunter Sparbücher, Wohnungen und wertvolle Kunstgegenstände im Gesamtwert von rund einer Million Euro, dem Ort vermacht. Und zwar deswegen, weil sie vom Golser Wein so begeistert waren. Was mit dem Geld passieren soll, steht noch nicht fest.

Absturz, Crash: Nur Prellungen

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Franz Heigl , Bgm Göstling stürzte 80 Meter mit dem Traktor ab

Trotz zweier schwerer Unfälle im vergangenen September will Bürgermeister Franz Heigl aus Göstling/Ybbs den Jahreswechsel als Glückspilz feiern. „Keine Frage, ich hätte zwei Mal ums Leben kommen können“, ist der 62-Jährige glücklich und nachdenklich zugleich.

Auf der Heimfahrt von der Holzarbeit im Wald sprang Heigl am 15. September ein Reh gegen die Scheibe des Traktorführerhauses. Der Bürgermeister verriss und stürzte 80 Meter über einen Steilhang. Der Traktor überschlug sich drei Mal und wurde in drei Teile zerrissen. Der fitte Heigl hatte sich mit Leibeskräften am Lenkrad festgeklammert und zog sich lediglich Prellungen zu. Zehn Tage später wurde seine gute Konstitution wieder auf die Probe gestellt. Diesmal saß Heigl als Beifahrer im Wagen des Göstlinger Amtsleiters Walter Ruspekthofer, als das Auto in Gaming von einem anderen Pkw abgeschlossen wurde. Erneut entstieg Heigl, so wie der Amtsleiter, dem Wrack nur mit Prellungen und blauen Flecken. Der Unfalllenker, 55, des zweiten Pkw wurde schwerst verletzt.

Kinder hatten Glück bei Schulbusunfall

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Niklas rudolf aus pyhra mit mutter sonja - überlebte busunglück leicht verletzt

„Es hätte wirklich schlimmer ausgehen können, aber die Kinder waren ganz tapfer und brav“ sagt Sonja Rudolf. Ihr Sohn Niklas, 8, wurde mit drei seiner Klassenkameraden bei einem Busunglück am 5. Juni nur leicht verletzt. „Ein Wunder, dass alle überlebt haben“, meinte der Feuerwehr-Einsatzleiter damals. Sturm hatte einen mächtigen Ast in Pyhra (Bezirk St. Pölten) auf den Schulbus geschleudert, alle Scheiben barsten, der Bus lag im Straßengraben, der Lenker war schwerst verletzt.

„Niklas wollte lange Zeit nicht mehr mit dem Bus fahren, wir haben ihn im Auto zur Schule gebracht“ berichtet seine 31-jährige Mutter. „Erst Wochen später hat er gefragt, ob so ein Unglück oft vorkommt, und wenn beim Autofahren der Sturm ging, wollte er wissen, ob eh nichts passieren kann.“

Der Bub besuchte auch den Chauffeur. Mittlerweile hat er den Unfall weggesteckt. „Ich will einmal Fußballer werden“ sagt Niklas.

Operation bewahrte Mann vor Lähmung

Seine Ärzte bezeichnen es als „kleines Wunder“: Dem Steirer Günter Sauseng drohte nach einem Unfall ein Leben im Rollstuhl. Chirurgen des Uniklinikum Graz retteten seine Fähigkeit, zu gehen.

Im September stürzte der Brotzusteller, 42, mit seinem Traktor in Neudorf bei Passail ab: Der erste Lendenwirbel war gebrochen. Passanten hörten seine Hilfeschreie. Zwei Stunden nach dem Unfall wurde er operiert: Zwei Eingriffe machte das Team um Chirurg Rainer Gumpert, über den Brustkorb und über den Rücken. „Das wird so nicht überall gemacht, nur in spezialisierten Zentren“, beschreibt Gumpert. Das rettete Sauseng: Schon am Tag nach der Operation konnte er seine Beine wieder bewegen und aufstehen.

Busfahrer fand eine halbe Million Euro

Gewöhnlich findet der Wiener Linien Chauffeur Wolfgang R. vergessene Regenschirme oder Handschuhe im Bus. Anfang Dezember machte er aber den ungewöhnlichsten Fund seiner 24-jährigen Laufbahn. Auf dem Sitz hinter der Fahrerkabine lag eine Tasche mit Geld und Goldmünzen im Gesamtwert von einer halben Million Euro. Eine 77-jährige Wienerin hatte sie dort vergessen.

Das Geld übergab der ehrliche Chauffeur der Polizei, die es seiner Besitzerin wiederbrachte. Von seinem Arbeitgeber gab es dafür einen Zuschuss zum Weihnachtsgeld. Auf einen Dank von der Dame wartet er bis heute. Die Ehrlichkeit ist dem Busfahrer aber ohnehin wichtiger. „Jetzt habe ich das gute Gewissen, dass die Frau ihr Geld zurückhat“, sagt er.

Der Retter mit der kalten Schnauze

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Roland Wieser, Hund rettet Herrl

Dass Roland Wieser am 8. Jänner seinen 65. Geburtstag feiern kann, verdankt er seinem Golden Retriever. „Ohne die Shira wäre ich tot“, sagt er. Es war am 12. Jänner 2012, als Wieser in der Nähe von Frastanz auf einem kaum befahrenen Forstweg in 900 Meter Höhe einen Herzinfarkt erlitt. „Ich konnte Arme und Beine nicht mehr bewegen. Nicht lenken, nicht bremsen, nicht Gas geben.“ In der nächsten Kurve schoss sein Auto über den Fahrbahnrand hinaus und stürzte 100 Meter in den Abgrund. Der Wagen überschlug sich mehrmals, riss Bäume mit und blieb erst in einem Bachbett liegen. Schwer verletzt lag Wieser im Wasser und rief um Hilfe. Doch keiner hörte seine Schreie. Von der Straße aus war sein Auto nicht zu sehen. „Ich habe mir gedacht: Jetzt ist es aus, hier unten findet mich keiner.“

Doch Hündin Shira, die bei dem Unfall unverletzt geblieben war, lief durch dichten Wald instinktiv ins zwei Kilometer entfernte Dorf Amerlügen, dessen Bewohner sie kennt. Ulli Raich, eine Freundin der Familie, merkte, wie nervös Shira war, und alarmierte die Einsatzkräfte: „.Ich habe gewusst, dem Roland ist etwas passiert.“ Auf der Intensivstation erfuhr Wieser: Eine Stunde länger im Freien und er wäre erfroren.

Bergnot: Daisy wurde gerettet

Beherzte Bergretter aus dem Ötscherdorf Lackenhof in Niederösterreich wird die junge Golden-Retriever-Hündin Daisy wohl ihr Leben lang ins Herz geschlossen haben.

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Honorarfrei , bergrettung lackenhof

Das verängstigte Tier fiel Bergsteigern im vergangenen September zwei Tage lang am gefährlichsten Abschnitt der Ötscher-Routen, dem Rauhen Kamm, auf. Dann schritten Bergretter zur Tat – nicht zuletzt, weil es Befürchtungen gab, dass der Besitzer des Tieres abgestürzt sein könnte. Aus über 1500 Seehöhe wurde die zutrauliche und zahme Hündin ins Tal gebracht. Gewaschen und gefüttert sank das Jungtier in einen erholsamen Schlaf. Über den implantierten Chip war Daisys Schicksal rasch erforscht. Ihr Frauerl aus dem Naturparkort Winterbach hatte sie schon verzweifelt gesucht. Daisy war mit Wandergruppen mitgelaufen und hatte sich im hochalpinen Gelände verirrt. Bergsteiger und die Hüttenwirtin des Ötscher Schutzhauses hatten schließlich Alarm geschlagen.

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