Österreicher nutzen verstärkt mehrere Verkehrsmittel

Sechs von zehn Österreichern nutzen öffentliche Verkehrsmittel.
Verschiedene Verkehrsmittel werden auf einzelnen Strecken kombiniert.

Das Mobilitätsverhalten der Österreicher wird zunehmend vielfältiger. "Die überwiegende Mehrheit nutzt mehrere Verkehrsmittel häufig und kombiniert immer öfter auf einzelnen Strecken verschiedene Verkehrsmittel", sagte Markus Gansterer, Experte des Verkehrsclub Österreich (VCÖ) bei einer Pressekonferenz am Donnerstag in Wien.

Sechs von zehn Österreichern nutzen öffentliche Verkehrsmittel, fast sieben von zehn fahren Rad, acht von zehn lenken zumindest gelegentlich ein Auto und neun von zehn gehen täglich bzw. mehrmals pro Woche im Alltag zu Fuß. Die Menschen sind zunehmend vielfältiger mobil. Eine Einteilung in die Gruppe der "Autofahrer", "Fußgänger", "Radfahrer" oder "Öffi-Nutzer" ist überholt, sagte Gansterer.

Zusätzlich hätten auch Smartphones das multimodale Mobilitätsverhalten massiv erleichtert. "Noch nie war es so einfach, schnell zu Fahrplaninformationen zu kommen und Fahrten von A nach B zu planen", erklärte Gansterer.

Weniger Kosten

Können Alltagsziele statt mit dem Auto auch mit Bahn, Bus, Fahrrad oder zu Fuß erreicht werden, dann verringern sich die Kosten für die privaten Haushalte und die vom Verkehr verursachte Umweltbelastung, so eine Untersuchung des VCÖ. Haushalte in Bundesländern mit einem hohen Grad an Multimodalität haben deutlich niedrigere Mobilitätsausgaben.

Laut VCÖ werden insbesondere in den großen Städten Österreichs die Alltagserledigungen bereits mehrheitlich zu Fuß, mit dem Rad oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln gemacht. Spitzenreiter sind die Wiener, die bereits 72 Prozent der Alltagswege in Kombination von Öffis, Gehen und Radfahren zurückgelegen, dahinter folgen Innsbruck (67 Prozent) und Bregenz (60 Prozent).

"In Städten ist die Wahlfreiheit in der Mobilität bereits hoch, in vielen ländlichen Regionen jedoch extrem niedrig", sagte Gansterer. Ein Indikator für eine geringe Wahlfreiheit ist die Anzahl der Pkw im Verhältnis zur Wohnbevölkerung: Im Bezirk Waidhofen/Thaya gibt es mit rund 680 Pkw pro 1.000 Einwohner den höchsten Pkw-Motorisierungsgrad Österreichs. Ein weiterer Indikator ist die Anzahl der Haushalte mit zwei oder mehr Autos. In Kärnten und Niederösterreich sind es 36 bzw. 35 Prozent der Haushalte, in Tirol 19 Prozent und in Wien neun Prozent. In Wien sind 41 Prozent der Haushalte autofrei.

Pendlerpauschale

Auch die hohe Zahl an Beziehern der großen Pendlerpauschale zeigt den Mangel im Mobilitätsangebot in vielen Regionen Österreichs, erklärte der VCÖ. In Österreich erhalten mehr als 700.000 Personen die große Pendelpauschale (Benützung des Öffentlichen Verkehrs nicht möglich). Die Folgen sind laut Verkehrsclub gravierend: 16 Prozent der arbeitssuchenden Bevölkerung im ländlichen und kleinstädtischen Raum haben deshalb Schwierigkeiten, einen Job zu finden. "Für Pendlerinnen und Pendler ist ein dichtes Angebot an Öffentlichem Verkehr sowie Carsharing und Leihradsysteme die nachhaltigste Unterstützung, um leistbare Arbeitswege zu haben", sagte Gansterer.

Der VCÖ forderte, dass Verkehrsmittel besser vernetzt werden. Neben der optimalen Erreichbarkeit von Bahnhöfen auch mit dem Rad oder zu Fuß sowie Park & Ride Anlagen und ausreichend Abstellmöglichkeiten für Fahrräder sollte es bei Bahnhöfen auch Leihrad- und Carsharing-Angebote geben.

Supermärkte und Einkaufszentren außerhalb der Zentren sind in der Regel nur mit dem Auto gut erreichbar, kritisierte der VCÖ. Der Club startete daher einen Einkaufsweg-Check gestartet:

Auf einer interaktiven Online-Karte können unter www.vcoe.at Barrieren, Hindernisse und Verbesserungsvorschläge eingetragen werden.

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