Österreicher leitet Netzwerk gegen Cybercrime

BKA-Mann Thomas Herko ist Vizedirektor des neuen Interpol-Büros.
Dritte globale Einsatzzentrale in Singapur eröffnet.

Bei der weltweit agierenden Polizeiorganisation Interpol geht seit Montag die Sonne nicht mehr unter: Mit der Eröffnung eines Forschungszentrums gegen Cyberkriminalität und einer Einsatzzentrale in Singapur wurde eine globale Lücke geschlossen. Vizechef wurde ein Österreicher.

Interpol verfügt weltweit über 190 Mitgliedstaaten und beobachtet die internationale Sicherheitslage rund um die Uhr. Neuerdings geht das auch ohne Nachtdienste: Wenn in Europa Tag ist, ist das Kontrollzentrum in Lyon zuständig. Wenn es in unseren Breiten dunkel wird, übernimmt das Kontrollzentrum in São Paulo in Brasilien den Job. Und wenn dort die Sonne untergeht, ist künftig Singapur dran.

Die Funktion als Kontrollzentrum ist aber nur eine Nebenaufgabe der neuen Interpol-Dienststelle mit 100 Beamten aus 40 Ländern. Hauptauftrag des neuen "Global Complex for Innovation" (IGCI) ist die Bekämpfung von Cyberkriminalität. Österreich hat sich mit seiner "Cyber Sicherheit Plattform" hier eine Vorreiterrolle erarbeitet. Das war mit ein Grund, warum Innenministerin Johanna Mikl-Leitner eingeladen wurde, die Eröffnungsrede zu halten. Und den sensibelsten Job bekam der Wiener Thomas Herko, bisher Leiter des Interpol-Büros im Bundeskriminalamt. Als "Vizedirektor für die Entwicklung internationaler Partnerschaften" hat er die Aufgabe, die IT-Unternehmen Südostasiens ins Boot zu holen. Denn nur in enger Zusammenarbeit mit der Wirtschaft sei es möglich, Abwehrstrategien zu entwickeln, sagte Mikl-Leitner. Derzeit arbeiten in Herkos Dienststelle Spezialisten des Anti-Viren-Herstellers Kaspersky an einem Projekt. Dabei sind auch ein niederländischer Universitätsprofessor und ein Mitarbeiter der US-Bundespolizei FBI.

"Strike Back"

Im Bedarfsfall unterstützen die Forscher auch konkrete Operationen gegen Verbrecher. So spielten sie eine wichtige Rolle im Kampf gegen eine internationale Wettbetrügerbande, die auch in Österreich für Aufregung gesorgt hatte. Und unter dem Code "Operation Strike Back" konnten 58 Philippinos festgenommen werden, die einen weltweiten Erpresser-Ring aufgezogen hatten. Derzeit wird mit Hochdruck daran gearbeitet, Angriffe auf das weltweite Bitcoin-Zahlungssystem abzuwehren.

Für Innenministerin Mikl-Leitner gilt es möglichst rasch noch offene Fragen zu klären. So fehle noch immer die rechtliche Basis für den Austausch sensibler Daten zwischen Unternehmen und mit den Behörden.

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