Österreicher hassen Linksfahrer

Österreicher hassen Linksfahrer
Auch Raser sind höchst unbeliebt, obwohl mehr als jeder Vierte selbst gerne aufs Gas steigt.

Das größte Ärgernis auf Österreichs Straßen sind offenbar Linksfahrer. Dicht dahinter folgen jene, die sich nicht an das Reißverschlusssystem halten.

Das ist das Ergebnis einer Studie mit 2000 befragten Autofahrern, durchgeführt von der Generali-Versicherung. Interessant dabei: Vor allem Delikte, bei denen man selbst im Vorwärtskommen behindert wird, sind in der Skala ganz oben zu finden. Doch der Österreicher will diesen Ärger leise bewältigt wissen, denn sich aufregen und hupen ist ebenfalls ein großes Ärgernis – vermutlich aber eher bei den anderen.

Drängeln, nicht blinken und das Vorfahren in der Rettungsgasse nervt zwei Drittel der heimischen Autofahrer. Ein eher entspanntes Verhältnis scheint der Österreicher zum Nebelscheinwerfer zu haben: Nur rund ein Drittel stört es oder hält es überhaupt für gefährlich, diesen nicht zu verwenden.

Gefährliches Drängeln

Interessant ist auch, was die Österreicher für gefährlich halten. Tatsächlich sind Schnellfahren und Ablenkung (vor allem durch das Handy) die häufigsten Unfallursachen. Die befragten Lenker halten aber das Nicht-Einschalten des Lichts bei Dämmerung und die Missachtung des Vorrangs für die gefährlichsten Übertretungen. Erst danach folgen Handy-Telefonate und – schon mit Abstand– Schnellfahren. Das mag auch damit zusammenhängen, dass 27 Prozent zugeben, selbst gerne aufs Gas zu steigen. Wobei die größten Bleifüße laut Studie in Tirol und Niederösterreich zu finden sind.

Ähnlich dürfte es sich beim Drängeln verhalten: Nur zwei von drei Lenkern halten das überhaupt für gefährlich. Das entspricht den Erfahrungen von Autobahn-Polizisten: Zu geringer Abstand wird von den meisten ertappten Verkehrssündern kleingeredet.

Generell scheint der österreichische Autofahrer riskant zu leben: 25 Prozent geben an, während der Fahrt Nachrichten (SMS, eMail, WhatsApp) zu lesen. Fast jeder Fünfte antwortet auch während der Fahrt. Elf Prozent googeln beim Lenken nebenbei nach Adressen ihrer Fahrziele und dazugehörige Telefonnummern. Einen Unterschied zwischen den Geschlechtern gibt es dabei nicht.

30-Euro-Delikte

Österreicher hassen Linksfahrer
Die Strafen sind nicht unbedingt nach der Gefährlichkeit der Verstöße gerichtet: Bis zu 20 km/h zu schnell fahren kostet gleich viel wie die Missachtung des Hupverbots (jeweils 30 Euro). Der gleiche Tarif ist laut ÖAMTC auch für das größte Ärgernis – das Linksfahren – vorgesehen.

"Es gibt drei Gesetzesmaterien, die historisch gewachsen sind", erklärt ÖAMTC-Juristin Eva Unger. Die einzelnen Paragrafen sind auf das Führerschein- und das Kraftfahrgesetz sowie die Straßenverkehrsordnung aufgeteilt.

Dies führte vor rund einem Jahrzehnt dazu, dass plötzlich Nebelscheinwerfer in der Nacht erlaubt wurden. Die Parlamentarier hatten schlichtweg einen Querverweis auf ein anderes Gesetz vergessen. Wegen dieser Gesetze gibt es auch für manche Delikte Organmandate, für andere aber nur Verwaltungsstrafverfahren.

Dazu kommt, das Strafen für dasselbe Delikt je nach Bundesland unterschiedlich hoch ausfallen. "Der Katalog für Organmandate sollte bundesweit einheitlich sein", fordert Unger. Die Autofahrer durchblicken das sonst nicht.

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