Tunneltest: Heimische "Röhren" sind "sehr gut"

Tunneltest: Heimische "Röhren" sind "sehr gut"
Insgesamt nahm der ÖAMTC 20 europäische Tunnel unter die Lupe. Keine ist schlechter als "Gut".

Beim diesjährigen Tunneltest des ÖAMTC mit seinen europäischen Partnern erhielten 14 die Note "Sehr gut" - darunter auch die beiden österreichischen Tunnel Roppen und Pfänder. Dem 6.886 Meter langen Pfändertunnel auf der Rheintalautobahn (A14) sowie dem Roppenertunnel auf der Inntal Autobahn (A12) mit einer Länge von 5.100 Metern. Beide erhielten die Bestnote "Sehr gut".

Der Pfändertunnel wurde bereits 1999 und 2003 getestet, erreichte beide Male nur ein "ausreichend", beim Roppenertunnel wurde bei den bisherigen Tests (1999 und 2004) jeweils das Prädikat "bedenklich" vergeben. Mittlerweile ist bei beiden Tunneln eine zweite Röhre in Vollbetrieb. Auch wurden weitere Sanierungsarbeiten durchgeführt.

Klassenbester wurde heuer der deutsche Tunnel Berg Bock, der alles aufweist, was einen guten Tunnel ausmacht (gut gekennzeichnete Flucht- und Rettungswege, lückenlose Videoüberwachung, befahrbare Rettungswege, eigene Feuerwehr, etc.). Schlusslicht im Ranking und daher auch "Testverlierer" (trotz der Wertung "Gut") ist der Schweizer Gotthard-Tunnel. "Größtes Manko des längsten Tunnels im Test: Es gibt nur eine Röhre, die mit Gegenverkehr betrieben wird", erklärte der ÖAMTC-Experte. Außerdem werden im Test zu große Abstände zwischen den Pannenbuchten, ein hoher Lkw-Anteil von 23 Prozent sowie lange Steigungen vor dem Tunnel bemängelt. In Summe trägt all das zu einem potenziell hohen Risiko bei.

Mängel

Mängel gibt es in Detailbereichen. "Negativ aufgefallen ist beispielsweise, dass bei der Hälfte der getesteten Tunnel die Wände nicht hell angestrichen waren", informierte ÖAMTC-Verkehrssicherheitsexperte David Nose. "Bei einem Viertel funktionierte die Verständigung über die Notrufe nicht einwandfrei." Ein anderes Problem: die Einsatzdauer der Atemschutzgeräte für die Feuerwehr. "Feuerwehrleute können sich bei starker Rauchentwicklung im Tunnel nur sehr langsam bewegen. Die Atemschutztechnik ist häufig nicht auf längere Einsätze ausgelegt, im schlimmsten Fall reicht die Zeit für die Feuerwehr nicht, um Rettungsmaßnahmen durchzuführen", so Nose. Bei den Tunneln Ursulaberg und Saukopf (beide in Deutschland) beträgt die Einsatzdauer der Atemschutzgeräte z. B. nur 30 Minuten, im Sant'Angelo (Italien) gar nur 20.

Die Autofahrerclubs hatten nach den Brandkatastrophen im Mont-Blanc- und im Tauerntunnel im Jahr 1999 die europäischen Tunneltests gestartet. Seitdem wurden laut dpa an die 400 Röhren in 21 europäischen Ländern unter die Lupe genommen - und eine stetige Verbesserung festgestellt.

Straßen- und Schienentunnel gelten nicht als besonders unfallträchtig. Wenn in der Enge jedoch ein Unglück passiert, können sie zur tödlichen Falle werden.

März 2012: Eine Skireise von Schülern aus Belgien und den Niederlanden endet in einer Katastrophe. Auf dem Rückweg schleudert ihr Bus gegen die Wand eines Autobahntunnels bei Siders (Schweiz). 28 Menschen sterben, darunter 22 Kinder.

Februar 2009: Im Tauerntunnel auf der A10 löst ein belgischer Reisebus einen Serienunfall aus. Neun Menschen werden verletzt. 1999 hatte ein mit Lackprodukten beladener Lastwagen im selben Tunnel eine Massenkarambolage verursacht. Zwölf Menschen kamen damals ums Leben, 42 wurden verletzt.

September 2006: Im Viamala-Tunnel (Schweiz) prallt südlich von Chur ein Auto gegen den Bus einer Eishockey-Mannschaft. Neun Menschen sterben im Feuer.

Dezember 2005: Im Mauernried-Tunnel (Deutschland) rammt ein Auto die Tunnelwand und gerät in den Gegenverkehr. Fünf Menschen kommen ums Leben.

Juni 2003: Auf dem Weg an die Adria rammt ein Bus aus Deutschland die Wand eines Straßentunnels bei Vicenza (Italien) und stürzt um. Bilanz: Sechs Tote und Dutzende Verletzte.

Oktober 2001: Bei einem Feuer im Gotthardtunnel (Schweiz) kommen elf Menschen ums Leben. Zwei Lastwagen waren zusammengeprallt. Nach einer Explosion gerieten Reifen und Kunststoffplanen in Brand.

März 1999: Im Montblanc-Tunnel zwischen Frankreich und Italien geht ein Lastwagen in Flammen auf. Das Feuer greift auf andere Fahrzeuge über. 39 Menschen sterben, viele werden verletzt.

Kommentare