NS-Geschichte kostet Paul Tratz Ehrendoktor

Eduard Paul Tratz (1888 – 1977) war an NS-Raubzügen beteiligt.
Museumsgründer Tratz hätte laut Uni Salzburg nie Würdigung erfahren dürfen.

Es war ein einstimmiger Beschluss, wie die Universität Salzburg am Mittwoch mitteilte. Deren Senat hat die Ehrendoktorwürde für Eduard Paul Tratz widerrufen, die der Gründer des Hauses der Natur 1973 verliehen bekommen hatte. Er habe sich den Titel "erschlichen", da er seine "gravierende Verstrickung in nationalsozialistisches Unrecht" verschwiegen habe, hieß es.

Ein Geheimnis war die NS-Geschichte von Tratz, der 1977 starb, freilich schon lange nicht mehr. Der Uni-Senat berief sich in seiner Entscheidung auf die Erkenntnisse des Salzburger Historikers Robert Hoffmann aus dem Jahr 2008. Demnach hat sich Tratz in den Jahren 1939 bis 1943 als SS-Hauptsturmführer an Kulturraub-Aktionen zugunsten des SS-Ahnenerbes in Ost- und Mitteleuropa aktiv beteiligt – etwa in Warschau. Dabei wurden auch Exponate für das Salzburger Haus der Natur requiriert, dessen Leiter Tratz war.

Der betätigte sich auch als Autor von fragwürdigen Publikationen. Dort betonte Tratz die Überlegenheit des "arischen" und "naturnahen" Wesens und beklagt Beeinträchtigungen durch "fremdrassige Belastungen".

Die Rolle von Tratz wurde auch am Haus der Natur jahrzehntelang totgeschwiegen. Seit April beleuchtet eine Ausstellung in dem Museum die Rolle seines Gründers in der Geschichte des Hauses (noch bis 30. Juni 2015). "Wir wollten das möglichst sachlich aufarbeiten lassen", erklärt Direktor Norbert Winding. Federführend sei dabei Robert Hoffmann gewesen, auf dessen Erkenntnisse der Uni-Senat nun seine Entscheidung stützt.

Weiterhin Ehrenbürger

Die wollen die Grünen in der Stadt Salzburg nun für einen erneuten Anlauf nützen, Eduard Paul Tratz auch seine Ehrenbürgerschaft aberkennen zu lassen.

Die erlischt zwar prinzipiell mit dem Tod. "Aber die Stadt darf sich nicht hinter solchen Spitzfindigkeiten verstecken. Es benötigt einen formalpolitischen Akt", fordert Gemeinderätin Ingeborg Haller (Bürgerliste/Die Grünen). Immerhin habe Tratz die Ehrenbürgerschaft 1963 durch einen einstimmigen Beschluss des Gemeinderats erhalten und solle ihn auch durch einen solchen wieder verlieren.

Die Uni Salzburg will indes die Liste ihrer Ehrendoktoren auf weitere Problemfälle untersuchen, wie versichert wird. Tratz ist der erste, dem diese Würdigung nachträglich von der Uni Salzburg aberkannt wird.

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