Niemand will giftigen Blaukalk verbrennen: Kärnten überlegt Zementwerk-Neubau

Zementwert w&p in Klein St. Paul. HCB, Blaukalk Görtschitztal, Umweltskandal, Kärnten, Hexachlorbenzol
Neue Variante soll billiger sein als der Transport zur Verwertung in ein anderes Bundesland.

150.000 Tonnen mit Hexachlorbenzol (HCB) belasteten Kalks lagern aktuell bei der Donau Chemie in Brückl, der giftigsten Deponie Österreichs. Da keine der bisher beleuchteten Varianten zur Entsorgung dieser tickenden Zeitbombe realistisch scheint, liegt nun eine weitere auf dem Tisch: Wie Kärntens Umweltlandesrat Rolf Holub (Grüne) gestern, Freitag, am Rande der Umweltreferentenkonferenz in Pörtschach bekannt gab, könnte in Kärnten ein neues Zementwerk errichtet werden.

Der Firma w&p in Klein St. Paul wurde die Schlüsselnummer entzogen, die anderen Werke in Österreich wollen sich mit dem hochgiftigen Kärntner Blaukalk nicht belasten. Auch eine Neuausschreibung, ein Endlager oder die Beibehaltung des Status quo stehen aktuell nicht zur Debatte.

"Wir denken auch die Variante an, in Kärnten ein neues Werk zu bauen", sagt Holub. Die Frage des Standortes oder die der Errichtungskosten seien noch nicht diskutiert worden, weil "dieses Szenario im Moment nicht das wahrscheinlichste ist."

"Aber wenn man die Ausgaben für den Transport des verunreinigten Kalkschlamms in ein anderes Werk, jene für Sicherheitsauflagen und für die Verbrennung addiert, so würde der Neubau wohl nur die Hälfte kosten." Um ein solches Projekt zu realisieren, sei auch ein Schulterschluss zwischen Ministerium, dem Umweltbundesamt und dem Land Kärnten Voraussetzung. Und die Auflösung der Verträge zwischen der Donau Chemie und w&p.

Während die Sanierung der Blaukalkdeponie in Brückl gestern bei der Umweltreferentenkonferenz ausgeklammert wurde, war HCB selbst sehr wohl Thema. "Man wolle aus den Fehlern der Vergangenheit lernen", sagte Umweltminister Andrä Rupprechter (ÖVP). Er lobte die Kärntner Behörden für die "hervorragende Zusammenarbeit" in dieser Causa. Im Dezember 2014 hatte er noch ganz anders geklungen und am Krisenmanagement harsche Kritik geübt.

Neue HCB-Grenzwerte

Er könne sich vorstellen, dass man österreichweit neue HCB-Grenzwerte gesetzlich festlege, meinte er weiters. Eine eigens eingerichtete Arbeitsgruppe befasse sich nun mit der Minimierung von Risiken bei sämtlichen Industrieanlagen und der Optimierung der bestehenden Instrumente zur Auffindung von Unregelmäßigkeiten und nicht rechtskonformen Vorgangsweisen.

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