"Nach Dürnkrut gehe ich nicht zurück"

Ohne es damals zu wissen, hat Peter Klein (vorne Mitte) in seiner Jugend ein One-Way-Ticket nach Westafrika gebucht.
Peter Klein wollte vor 30 Jahren in Mali einen Tropenwald kaufen und wurde zur "Legende Afrikas".

Vor 30 Jahren war Peter Klein aus Dürnkrut in die Welt gezogen. Im westafrikanischen Mali blieb er hängen. Jetzt könnte er sich mit seinen 68 Jahren eigentlich zur Ruhe setzen. Doch ein herkömmliches Pensionistendasein in Dürnkrut kommt für die "österreichische Legende Afrikas" nicht infrage. Er wird gebraucht in Bamako und Timbuktu.

Einen Wald mit Tropenhölzern wollten Klein und ein Partner aus Hollabrunn Anfang der 80er-Jahre in Mali kaufen. Daraus wurde nichts, der Wald versank in einem Stausee. Der Hollabrunner kehrte heim, und beschloss, hierzulande ein Disco-König zu werden. Klein blieb in Mali, denn er war am Staudammprojekt beteiligt. Und statt des Regenwaldes erbte er ein Sägewerk.

In dieser Region gab es fast keine Weißen. Der umtriebige Dürnkruter fand nicht nur Zugang zu den Menschen, sondern vor allem auch zu deren Chefs. Es gibt seither keinen Präsidenten, Ministerpräsidenten oder Minister im Lande, mit denen der nunmehr als "Bamako-Peter" postulierte Marchfelder nicht Fußball oder Tennis gespielt hätte. Irgendwann war es auch einmal Zeit, zu heiraten. Kein Problem für den "Society-Löwen" Westafrikas. Seine Auserwählte Filbi ist eine frühere Miss Mali.

Konsul

So wurde das Außenministerium aufmerksam auf "Bamako-Peter". Er bekam einen roten Diplomatenpass, und durfte sich fortan "Konsul" nennen. Sein Haus in Bamako – eines der wenigen mit Swimmingpool – zierte ein Schild mit dem österreichischen Bundesadler.

Bamako-Peter wurde der Mann für alle Anlässe. Auch bei den zahlreichen Entführungsaffären der Sahara-Geiseln war er gefragt. Zuletzt im Jahr 2008 war er wegen eines entführten Touristen-Paares aus Salzburg acht Monate für die österreichischen Behörden aktiv.

Klein beschränkte sich nicht nur auf Vermittlungsaktivitäten. Nach einem Überfall im Jahr 2001 auf eine 18-köpfige Journalistengruppe aus Oberösterreich, bei dem ein Fahrer und der Fremdenführer erschossen wurden, machte sich "Bamako-Peter" mit seinen Freuden von der Armee auf den Weg und holte die Überfallopfer aus der Wüste. Ein Journalist berichtete über die Affäre später in einem Buch mit dem Titel "Schlimme Bären gehören ins Gefängnis". Mit dem schlimmen Bären war natürlich nicht Klein gemeint.

Er unterstützte auch das Bundeskriminalamt bei der Jagd nach einer Gold-Mafia, die österreichische Unternehmen betrog. In einem Hotel in Bamako konnten Militärs über Vermittlung Kleins die Täter verhaften.

Doch irgendwann nagt bei jedem noch so erfolgreichen Auslandsösterreicher das Heimweh. Noch dazu, wo auch für Bamako-Peter das Leben in einem Land, wo Lösegelderpressungen und Korruption zum Alltag gehören, nicht immer ganz einfach war. Dort hat man nicht nur Freunde. Und Bamako-Peter musste auch einige Attentatsversuche überstehen.

Islamisten

Die Zeit zum Gehen wäre spätestens im Jahr 2012 gekommen. Eine Islamistenoffensive aus dem Norden bedrohte die Hauptstadt Bamako. Keinen guten Karten für einen "ungläubigen" Weißen. Doch die französische Fremdenlegion konnte die Islamisten stoppen. Da kam aber auch noch ein Putschversuch der Armee dazu. Es hat "gekracht und gescheppert", doch es war auch bald wieder vorbei. Gleichzeitig wurde sein Konsulat geschlossen.

Granatwerfer

Nach einer kurzen Urlaubsreise in die Heimat stand aber sein Entschluss fest: "Ich gehe nicht mehr zurück nach Dürnkrut." Die alten Freunde sind großteils weg. Und die Verbliebenen trauen sich nicht mehr ins Wirtshaus. Aber in Bamako wird er noch gebraucht. In Gao hat er den Flughafen ausgebaut. Die Arbeiten mussten kurzfristig wegen Granatwerferfeuers unterbrochen werden, aber jetzt ist der Flugplatz fertig. Auch beim Staatsbesuch von Verteidigungsminister Gerald Klug wurde er gebraucht. Österreichische Militärs anerkannten: "Der Herr Klein hat uns alle Türen geöffnet – und zwar wirklich ALLE."

Angesichts von Stabilisierungsoperationen der UNO und der EU interessieren sich nun auch österreichische Unternehmen für Investments in Mali. Da ist der pensionierte Konsul ganz in seinem Element. Und noch ein Grund kommt dazu: Seine Ehefrau Filbi. Er hat ihr ewige Treue geschworen. Und Filbi kann mit Dürnkrut noch weniger anfangen als er.

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