Türken fühlen sich jetzt „wie eine Zielscheibe“

Nacht auf 02.02.2013: Brandanschlag auf eine Pizzeria in Wörgl
Nach dem Anschlag auf eine Pizzeria in Wörgl macht die Polizei dicht. Nun greift Angst um sich.

Der Fall ist brisant, das beweisen die mit Hochdruck geführten Ermittlungen, über deren Ergebnisse nichts nach außen dringen darf: Wie berichtet, flog in der Nacht auf Samstag eine Pizzeria in Wörgl in die Luft. Ein Brandanschlag in dem Lokal hatte eine Explosion ausgelöst. Zwei Passanten, 18 und 31 Jahre alt, wurden dabei verletzt.

Gleich daneben befindet sich ein türkisches Vereinslokal. Darin wurde ebenfalls „ein Fetzen angezündet, aber kein Schaden angerichtet“, sagt die Polizei. Von Eindringlingen zeugen jedenfalls ein Brandfleck auf dem Boden und Schmierereien an den Wänden. „Märtyrer werden nicht sterben, das Land werden wir nicht teilen“, ist da auf Türkisch hingemalt.

„Wir haben etwa 80 Mitglieder verschiedener ethnischer Gruppen wie Kurden und Armenier“, sagte ein Vereinssprecher, der vorerst ungenannt bleiben möchte, am Sonntag zum KURIER. „Jetzt fühlen wir uns als Zielscheibe.“ Schon vor eineinhalb Jahren sei die Außenwand mit ähnlichen türkisch-nationalistischen Parolen beschmiert worden. Die Täter sind nach wie vor unbekannt.

Böse Befürchtung

„Wir glauben, dass die Eindringlinge zuerst in der Pizzeria den Brand gelegt haben und dann bei uns einge­brochen sind. Da kam es schon zur Explosion, da mussten sie flüchten. Deshalb ist bei uns nicht mehr passiert“, sagt der Vereinssprecher.Markus Hammerl vom Tiroler Landeskriminalamt: „Wir ermitteln in alle Richtungen. Alle Spuren werden aufgenommen und ausgewertet, mehr ist dazu derzeit nicht zu sagen.“ Zur Rolle der beiden Passanten, die „zufällig“ vorbeikamen – einer erlitt schwere Brandwunden – ließ Hammerl nur wissen: „Sie sind vor dem Lokal gestanden.“ Auch das Landesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung ist in die Untersuchungen miteinbezogen. „Keine Auskunft“, meinte ein Beamter nur knapp.

Vor Brandanschlägen gegen türkische Einrichtungen in Österreich haben Verfassungsschützer bereits 2012 gewarnt (der KURIER berichtete). In Wien kam es vor Kurzem zu drei Brandanschlägen auf türkische Einrichtungen innerhalb weniger Tage.

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