Nach Balkan-Projekt schießen sich Drogenermittler auf das "Darknet" ein

Franz Lang, Direktor des Bundeskriminalamtes, berichtet von der grenzübergreifenden Zusammenarbeit.
Führende Beamte aus mehr als 40 Ländern in Bad Erlach zu Gast.

Die führenden Drogenermittler aus mehr als 40 Ländern sind bis Donnerstag in der Asia-Therme Linsberg in Bad Erlach, NÖ, zu Gast. Ziel der Abschlussveranstaltung des "Drug Policing Balkan"-Projekts ist es, gemeinsame Wege im Kampf gegen neue Kriminalitätsformen zu finden, erklärte der Direktor des Bundeskriminalamtes (BK), General Franz Lang.

Das Projekt gegen den Drogenschmuggel auf der Balkanroute wurde 2006 im Rahmen der österreichischen EU-Ratspräsidentschaft gestartet. "Anfangs ging es darum, Vertrauen aufzubauen und die verantwortlichen Drogenermittler in den jeweiligen Ländern kennenzulernen. Dann wurden rasch operative Erfolge erzielt", berichtet Lang von abenteuerlichen Großeinsätzen beispielsweise in Mazedonien. Mit Beteiligung österreichischer Ermittler wurden am orthodoxen Weihnachtsfeiertag von 240 Polizisten in mehreren Dörfern rund um Skopje 16 Villen von Drogenbossen gestürmt und die Drahtzieher festgenommen. "In den Häusern war alles aus Marmor, die Armaturen und Beschläge aus Gold", schildern Lang und der führende Balkan-Ermittler des BK, Thomas Dorner. Ziel des Projekts war es außerdem, an das Geld der Organisationen zu gelangen. So wurden nicht nur Drogen, sondern auch das angehäufte Vermögen, Häuser und Yachten der Bosse sichergestellt.

500 Jahre Haft

Insgesamt wurden im Laufe des Projekts fast vier Tonnen Suchtmittel, vorwiegend Heroin, beschlagnahmt. Rund 1100 Verhaftungen haben zu mehr als 500 Jahren an verhängten Haftstrafen geführt. Ein bedeutender Erfolg war 2013 beispielsweise die Zerschlagung der Frankfurt-Mafia, einem bekannten Heroin-Kartell in Deutschland. Dabei wurden 120 Verdächtige festgenommen und Drogen mit einem Straßenverkaufswert von zwei Millionen Euro aus dem Verkehr gezogen.

Mit Abschluss des achtjährigen Balkan-Projekts sagen Österreich und Deutschland nun gemeinsam dem Drogenhandel im sogenannten "Darknet" den Kampf an. Die EU-Kommission hat bereits den Zuschlag für die Finanzierung erteilt. Die heimischen Kriminalisten sind federführend bei den Ermittlungen in dem verschlüsselten und anonymisierten Netzwerk auf Basis des Internets. "Drogenhändler setzen via Darknet binnen Monaten ein paar Millionen Euro um. Wir haben Einträge gefunden, wo sie mitteilen, nicht mehr als 200 Pakete am Tag verschicken zu können", schildern die Ermittler.

Drogenpakete von wenigen Gramm bis hin zu 10 Kilo werden einfach per Paketdienst versendet. Die drei größten Händler seien bereits auf Initiative österreichischer und deutscher Ermittler festgenommen worden.

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