Mölltaler Gletscher: Lösung für den gordischen Knoten ist in Sicht

Auf dem Mölltaler Gletscher ist ein Hotel- und Liftprojekt für rund 60 Mio. Euro geplant.
Juristen prüfen, ob Änderung der Verordnung zum Naturschutzgesetz möglich ist.

Ja zum Ausbau des Mölltaler Gletschers", "Ja zu neuen regionalen Arbeitsplätzen", "Ja zur Talabfahrt für die Zukunft der Region". Die Bevölkerung des Mölltales steht wie ein Mann hinter dem geplanten und umstrittenen Hoteldorf am Mölltaler Gletscher. Sie hat es am Donnerstag deutlich zum Ausdruck gebracht. Anlass war ein erster direkter Kontakt zwischen Projektwerber Heinrich Schultz und den Mitgliedern der Landesregierung, der über Initiative von Tourismus- und Wirtschaftsreferent Christian Benger (ÖVP) zustande gekommen war. Wie berichtet, will der "Liftkaiser" aus Tirol gemeinsam mit Hans-Peter Haselsteiner für das Hotel- und Liftprojekt gut 60 Millionen Euro investieren und 150 neue Arbeitsplätze schaffen. Der Knackpunkt dabei: Die zusätzliche geplante Skiabfahrt liegt im Naturschutzgebiet. Sie aber ist für Schultz die Voraussetzung.

Jetzt wurde ein erster Schritt gesetzt: Über Anregung von Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ) wird die Verfassungsabteilung prüfen, ob über eine Änderung der Verordnung zum Naturschutzgesetz möglich ist und das Projekt verwirklicht werden kann. Naturschutzreferent Rolf Holub (Grüne) ist skeptisch: "Es gibt praktisch keinen Spielraum", sagte er zum KURIER.

Während im Grünen Saal der Gipfel tagte, taten davor die Mölltaler ihrem Unmut kund. Mehr als 50 waren erschienen, darunter die Bürgermeister Franz Zlöbl (Rangersdorf, ÖVP), Günther Novak (Mallnitz, SPÖ), Wilhelm Pacher (Obervellach, ÖVP) und Kurt Schober (Flattach, FPÖ). "Wir durften nichts sagen, ‚Tür zu!’ hat es geheißen", sagte einer. Mut sprach ihnen ÖVP-Klubobmann Ferdinand Hueter zu: "Ein erster Schritt ist getan. Macht vor Ort Stimmung. Die Politik muss spüren, dass die ganze Region hinter dem Projekt steht." Für Hueter stehen nämlich die Chancen gut. "Wenn man will, dann geht es", meinte er zum KURIER. "Schon 2005 gab es für die E-Wirtschaft eine Ausnahme."

Der Wintertourismus ist in Tirol eine heilige Kuh. In ihm sehen ganze Talschaften nach wie vor die einzige tragfähige Zukunftsperspektive. Unter diesem Druck hat sich die ÖVP zur Unterstützung eines Seilbahn-Brückenschlags über die Kalkkögel durchgerungen. Er soll die zwei Skigebiete Axamer Lizum und die Schlick 2000 im dahinterliegenden Stubaital verbinden. Der Alpenverein hält die Entscheidung „für ein Signal dafür, dass der Naturschutz in Tirol endgültig auf der Verliererstraße gelandet ist.“

Die imposanten Kalkkögel stehen der Fusion im Weg, sind sie doch als Ruhegebiet definiert, in dem Seilbahnbauten verboten sind. VP-Klubobmann Jakob Wolf ist nun auf der Suche nach einer Landtagsmehrheit jenseits des grünen Koalitionspartners, um eine „Änderung des Rechtsrahmens“ zu ermöglichen. Falls die ÖVP dafür gemeinsam mit der Opposition ohne Zustimmung der Grünen – sie lehnen die Fusion ab – das Naturschutzgesetz ändert, käme das wohl einem Koalitionsbruch gleich.
Nach SPÖ und FPÖ hat am Donnerstag auch Vorwärts Tirol klargemacht, dass sich die Opposition nicht so ohne weiteres ins ÖVP-Boot holen lässt. Parteiobmann Hansjörg Peer knüpft ein Ja zum Brückenschlag unter anderem daran, dass auch das Skigebiet Mutterer Alm Teil des Großraumskigebiets wird. Es liegt in der Gemeinde Mutters, in der Peer Bürgermeister ist.

Der Alpenverein hat indes eine Petition für den Schutz der Kalkkögel gestartet. Mit über 4000 Unterschriften ist sie wesentlich erfolgreicher als der Aufruf der Projektbetreiber, den Brückenschlag zu unterstützen. Der fand bislang lediglich rund 300 Unterstützer.

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