Mehrheit der Wirte will Raucher-Räume behalten

Neuer Anlauf für ein Rauch-Aus in allen heimischen Lokalen. Rote, Schwarze und Grüne verhandeln bereits.
Angedachtes totales Rauchverbot in Lokalen lässt Wirte um Arbeitsplätze bangen.

Der Unmut in der Branche ist groß", sagt Berndt Querfeld, Obmann der Kaffeesieder im Wiener Wirtschaftsbund, über die Gastronomie. Grund seien Hürden und Erschwernisse "im Monatstakt" – angefangen vom angedachten kompletten Rauchverbot in Lokalen, über die neue Allergen-Verordnung bis zum Verbot des Kleinen Glücksspiels.

Im Vorfeld der Wirtschaftskammer-Wahlen Ende Februar präsentiert Querfeld gemeinsam mit dem Gastro-Chef des Wiener Wirtschaftsbundes, Peter Dobcak, eine Umfrage unter 423 Betrieben zum momentanen Aufreger-Thema Nummer eins. Das Ergebnis: 61 Prozent der Kaffeesieder und 56 Prozent der Gastronomen wünschen sich eine Beibehaltung der aktuellen Raucher-Regelung. Abgeteilte Raucher-Räume sollen weiter erlaubt bleiben. "Die getätigten Investitionen waren den Unternehmern einfach zu hoch", erklärt Dobcak.

Die Umfrage zeige, dass 35 Prozent der Kaffeesieder und 20 Prozent der Gastronomen im Fall einer weiteren Gesetzesänderung um ihre Existenz fürchten; jeweils rund ein Drittel geht davon aus, Mitarbeiter kündigen zu müssen.

Als möglichen Ausweg aus der Misere führt Querfeld einmal mehr sein Lieblingsthema ins Treffen: "Die ganzjährige Öffnung der Schanigärten – wie es sie auf Märkten, etwa auf dem Naschmarkt, bereits gibt – wäre ein Schritt auf die Gastronomie zu."

Mehrheit der Wirte will Raucher-Räume behalten
Berndt Querfeld, Obmann der Wiener Kaffeehaeuser, aufgenommen am Montag (28.03.11) in einem Kaffeehau in Wien, Oesterreich, zum Saisonstart der Schanigaerten. Als Schanigarten bezeichnet man in Oesterreich einen kleinen mobilen Gastgarten in urbaner Umgebung, der fast immer vor dem Lokal auf oeffentlichem Grund errichtet ist. Foto: Ronald Zak/dapd
Kein gutes Haar lassen die Branchen-Vertreter auch an der kürzlich in Kraft getretenen Allergen-Verordnung. Diese sei "relativ sinnlos", urteilt Querfeld: "Dem enormen Aufwand steht eine verschwindend geringe Nachfrage gegenüber. Die bewegt sich deutlich im einstelligen Prozentbereich."

Finanzielle Probleme

Und auch das Verbot von Glücksspielautomaten erschwere Wirten die Arbeit. "Viele Lokale hatten ein, zwei Automaten als zusätzliches Einkommen. In diesen Betrieben sind die Preise an die Automaten-Einnahmen angepasst. Jetzt stimmt auf einmal die Kalkulation nicht mehr, das führt zu finanziellen Problemen."

Laut Dobcak sind in erster Linie Familienbetriebe älterer Betreiber betroffen. "So schafft man Arbeitslose. Diese Leute finden nie wieder einen Job." Er fordert daher eine spezielle Glücksspiel-Konzession für Wirte. Mit limitierten Einsätzen zwischen 50 Cent und einem Euro.

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