Mazda-Prozess in Graz: Ein bis zweieinhalb Jahre Haftstrafe

Die sechs Angeklagten vor Beginn des Prozesses.
Staatsanwalt sprach von "Riesenverbrechen". Schadensersatzzahlungen von bis zu 7,3 Mio. Euro.

Fünf von ursprünglich sechs Angeklagten erhielten am Dienstagnachmittag ihr Urteil beim Fall Mazda im Grazer Straflandesgericht: Die fünf verbliebenen Beschuldigten sind zu einem bis zweieinhalb Jahren Haftstrafe sowie zur Leistung von Schadensersatzzahlungen von bis zu 7,3 Mio. Euro verurteilt worden. Während der Staatsanwalt keine Erklärung abgab, nahmen der 56-jährige Grazer sowie ein weiterer Angeklagter die Urteile an, die drei anderen baten um Bedenkzeit. Das Urteil ist damit nicht rechtskräftig.

Sie alle hatten im Vorfeld Scheinrechnungen und damit Untreue gestanden. Die ehemaligen Unternehmer hatten dem in Deutschland bereits vor zwei Jahren verurteilten Ex-PR-Abteilungsleiter von Mazda Europa geholfen, rund 41 Mio. Euro zu veruntreuen.

Da sich am ersten Verhandlungstag am Montag alle geständig zeigten, wurde auf weitere Zeugen verzichtet. Das Verfahren gegen den sechsten Angeklagten, der sich nicht wegen Untreue, sondern unter anderem wegen Falschaussage verantworten muss, wurde ausgeschieden und soll getrennt von den anderen verhandelt werden. Er hatte nichts mit den Scheinrechnungen zu tun und soll "nur" einen der anderen fünf gedeckt haben.

"Gute Polizeiarbeit"

Staatsanwalt Stefan Strahwald lobte in seinem Schlussplädoyer die "gute Polizeiarbeit" der vergangenen Jahre, die eine kurze Hauptverhandlung ermögliche. Trotz der Geständnisse betonte er, dass die Beschuldigten "bei jeder Rechnung aufhören" hätten können. Aber ihre Motive seien durchwegs die "leistungsunterlegten Aufträge" gewesen, ohne die ihre Unternehmen insolvent geworden wären. "Dennoch waren die fünf Angeklagten ein Teil eines Riesenverbrechens mit einem immens hohen Schaden", fasste der Ankläger zusammen. Hinzu komme der lange Zeitraum.

Die Verteidiger stimmten durch die Bank den Ausführungen von Strahwald zu und sprachen von "vier Jahren Ermittlungen an einem Tag im Zeitraffer". Der Anwalt des 56-jährigen Grazers, der umfassend zur Aufklärung beigetragen hatte, bat um ein Signal, "dass Kooperation belohnt wird". Ein anderer Verteidiger wies auf die "Zerstörung der eigenen wirtschaftlichen Existenz" der Beschuldigten als Folge ihrer Taten hin.

"Ich stehe vor mir selbst fassungslos da"

In den letzten Worten vor der Beratung des Gerichts baten alle fünf um milde Urteile und stellten sich als reumütige Schuldige dar: "Ich stehe vor mir selbst fassungslos da", meinte etwa der Grazer PR-Agentur-Geschäftsführer. Der 53-jährige Salzburger bedauere, es nicht geschafft zu haben, "aus dem Karussell auszusteigen". Die anderen sprachen von ihrer eigenen Feigheit und meinten, es tue ihnen leid. Im Anschluss zogen sich die Schöffen und der vorsitzende Richter zur Beratung zurück. Am Nachmittag sollen die Urteile fallen.

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