Maulkorb für bissige Bibi

Bibi und Poldi im Reptilienzoo Happ. Nach Jahrzehnten in trauter Zweisamkeit können sich die Riesenschildkröten nicht mehr riechen. honorarfrei
Ehedrama. Galapagos-Schildkröten nach 100 Jahren in schwerer Krise

Jetzt bin ich selbst schon ratlos“, gesteht Helga Happ vom Reptilienzoo Klagenfurt ein: Seit mehr als einem Jahr haben, wie berichtet, die Riesenschildkröten Bibi und Poldi eine Ehekrise – dabei sind sie schon mindestens 100 Jahre zusammen. Bis zum Herbst will Helga Happ immer bei Schönwetter Versöhnungsversuche zwischen den Panzerträgern starten. Nützt dies nichts, zieht die Expertin sogar einen weichen Leder-Maulkorb für das bissige Weibchen in Erwägung: „Ein Waffenstillstand würde schon reichen, aber sie attackiert ihn ja richtig.“

Es begann damit, dass Bibi ihrem Poldi plötzlich ein Stück Panzer herausbiss. Seither finden die einzigen Galapagos-Schildkröten in einem österreichischen Zoo nicht mehr zueinander. Obwohl es schon mehrere außergewöhnliche Anläufe für eine Wiedervereinigung gab. Im Gegenteil: Bibi pflegt zu zischen und zu beißen, wenn sie das Männchen gerade nicht vollends ignoriert. Für Nachwuchs haben die beiden etwa 115 Jahre alten Vertreter ihrer vom Aussterben betroffenen Art bisher noch immer nicht gesorgt.

Im Jahr 1976 bekam der Reptilienzoo in Kärnten das rüstige Pärchen vom Zoo in Basel, Schweiz, geschenkt. Alles lief gut, bis Bibis Zuneigung aus heiterem Himmel in abgrundtiefe Abneigung umschlug. Danach gab es Empfehlungen aus aller Welt, auch aus Australien, wie die Ehekrise der 100-Kilo-Tiere zu bewältigen sei.

Unter anderem wurde aus einem Stein-Mehl-Gemisch für das kapriziöse Weibchen sogar eine Poldi-Attrappe mit dessen Duftstoffen angefertigt und in Bibis Gehege platziert, damit sie ihre Aggressionen an dem Dummy abladen könne. Doch Bibi drehte sich desinteressiert weg. Und nun greift sie ihren Poldi nur dann nicht an, wenn sie mit Fressen beschäftigt ist.

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