Lawinenunglück: Organisator bestreitet Schuld

Fünf Menschen starben beim Lawinenunglück in Tirol
Der Tour-Organisator wies Vorwürfe zurück, die tschechischen Tourengeher hätten die gefährliche Situation ignoriert. Die fünf Toten sind identifiziert.

Der Organisator der Skitour von der Lizumer Hütte in Wattenberg auf den Hohen Geier in den Tuxer Alpen, bei der fünf Wintersportler von einer Lawine getötet und zwei verletzt wurden, hat am Sonntag jede Verantwortung für das Unglück bestritten. Der Tscheche Robin Kaleta sagte gegenüber der tschechischen Nachrichtenagentur CTK, die beiden Gruppen hätten "nicht mehr für ihre Sicherheit tun können".

Auch seien alle 17 verschütteten Freerider komplett mit einer Notfallausrüstung ausgestattet gewesen. Kaleta wies zudem Vorwürfe von sich, die tschechischen Tourengeher hätten die gefährliche Situation ignoriert. Gegenüber CTK betonte er, dass der Lawinenwarnbericht in der Lizumer Hütte, in der ein Teil der Freerider übernachtet hatte, unter einer Höhe von 2.300 Metern eine mäßige Gefahr (Stufe "2" der fünfteiligen Skala) ausgewiesen hätte. Von erheblicher Lawinengefahr sei erst über 2.300 Metern die Rede gewesen. Seiner Information nach hätte die Gruppe diese Höhe nicht überschritten.

"Bei Warnstufe '3' gehen Tourengeher los"

"Bei Warnstufe '3' gehen Skitourengeher normalerweise los und auch Freerider fahren", sagte Kaleta. Eine erfahrene Gruppe könne sich bei dieser Lawinengefahr relativ sicher in derartigem Gelände bewegen. Außerdem hätten die Tourengeher beim Aufstieg drei Kompressionstests vorgenommen, um die Stabilität an den betroffenen Stellen zu testen. "Man hätte nicht mehr Vorsichtsmaßnahmen vornehmen können", zeigte sich der Organisator überzeugt.

Lawinenunglück: Organisator bestreitet Schuld
ABD0138_20160206 - WATTENBERG - ÖSTERREICH: ZU APA0220 VOM 6.2.2016 - Ein schweres Lawinenunglück hat am Samstag, 6. Februar 2016, in Wattenberg in Tirol fünf Todesopfer gefordert. Insgesamt wurden zu Mittag 17 tschechische Wintersportler in der Wattener Lizum (Bezirk Innsbruck Land) beim Aufstieg auf die Lizumer Hütte von einer großen Lawine mitgerissen und verschüttet. Im Bild: Hilfskräfte im Einsatz. - FOTO: APA/ZOOM.TIROL
Der Wirt der Lizumer Hütte, Anton Nigg, hatte hingegen gegenüber demORF Tirol betont, er hätte die tschechischen Skifahrer ausdrücklich vor den Risiken der Besteigung des Geiers gewarnt. Er könne aber nur warnen und nicht verbieten, so der Hüttenwirt. Tiroler Bergführer erklärten zudem,ebenfalls imORF Tirol, die Lawinengefahr sei recht hoch gewesen, außerdem hätten die Teilnehmer die hohe Anzahl der Teilnehmer nicht als Gefahr in Betracht gezogen.

Opfer zwischen 33 und 37 Jahre alt

Mittlerweile hat die Polizei die fünf Todesopfer identifiziert. Laut Alpinpolizist Manuel Reindl handelt es sich um fünf tschechische Männer im Alter zwischen 33 und 37 Jahren. Entgegen ersten Meldungen waren am Samstag zwei Skitourengruppen mit insgesamt 20 Teilnehmern im Alter von 30 bis 59 Jahren von der Lizumer Hütte auf den Hohen Geier in den Tuxer Alpen unterwegs, als das Unglück passierte. Unter den Mitgliedern befanden sich zwei Frauen. Eine 36-Jährige erlitt bei dem Lawinenabgang leichte Knieverletzungen, ebenso ein 30-Jähriger Mann. Die beiden konnten das Spital aber bereits wieder verlassen, bestätigte Reindl einen Bericht der tschechischen Agentur CTK.

Die Skitourengeher dürften die Lawine nicht selbst ausgelöst haben, teilte der Alpinpolizist mit. Das hätten die Vernehmungen der 15 Überlebenden ergeben. Eine Gruppe von sieben Freeridern, die sich nach erfolgreichem Aufstieg beim Hohen Geier gesammelt hatte, gab an, Setzungsgeräusche gehört und 100 Meter von ihnen entfernt gesehen zu haben, wie sich ein Schneebrett löste. Diese Lawine, die in der Folge noch zwei weitere nach sich zog, riss insgesamt 13 noch im Aufstieg befindliche Wintersportler mit sich, berichtete Reindl.

Stein verhinderte Schlimmeres

Sieben davon - sie hatten sich im freien Gelände befunden - seien komplett verschüttet worden. Unter ihnen befanden sich auch die fünf Todesopfer. Eine weitere Gruppe hatte sich in der Nähe eines Steines aufgehalten, "sie hatten dadurch größere Überlebenschancen", so Reindl. Die Verschütteten lagen zwischen 1,20 und drei Meter unter den Schneemassen, hieß es seitens der Polizei.

Die sieben Skifahrer, die den Lawinenabgang beobachtet hatten, sollen sofort einen Alarm abgegeben haben und abgefahren sein, um ihren Kameraden zu helfen. Für die Bergung der Verunfallten standen dutzende Rettungskräfte der Bergrettungs-Ortsgruppen Tux, Wattens und Mayrhofen mit zahlreichen Lawinenhunden, zwei Notarzthubschraubern, einem Helikopter des Innenministeriums und einem des Bundesheeres sowie zahlreiche Einsatzkräfte der Blaulichtorganisationen zur Verfügung.

Die Angehörigen der verunglückten Skifahrer seien bereits über das tschechische Konsulat vom Tod ihrer Familienmitglieder informiert worden, sagte Alpinpolizist Reindl. Die überlebenden Tourengeher seien zum Teil bereits abgereist oder würden noch am Sonntag in ihre Heimat zurückkehren.

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