Lauscher an der Wand

Diese Sprayaktion ist Kunst, viele andere jedoch sind Vandalismus.
Mikrofon erkennt Geräusch, wenn Graffiti gesprüht werden.

Telefonzellen, Wartehäuschen bei Haltestellen, Einfahrten von Tiefgaragen, Hausmauern. Mindestens 50 Mal sollen sich drei Burschen in Graz mit Dosen voll Farbspray in den Händen ausgetobt haben.

10.000 Euro Sachschaden sollen die drei selbst ernannten Graffiti-Künstler, zwei 14 Jahre alt, einer 16, seit Juni verursacht haben. Weshalb? "Sie sagen, es war ein Adrenalinkick beim Sprühen", schildert einer der Polizisten, die die Grazer vor Kurzem fassten.

Wäre das "Graffiti-Detektionssystem" von Joanneum Research da schon im Einsatz gewesen, hätte dieser Kick nicht lange gedauert: Es kann nämlich unerlaubte Sprühaktionen mit Hilfe hochentwickelter Mikrofone hören.

Franz Graf von der Forschungsgruppe "Intelligente Akustische Lösungen" vergleicht das mit jenen Systemen, die bereits in einigen Tunnels eingesetzt werden. "Das ist akustisches Monitoring, um die Tunnels zu überwachen. Die Technologie kann man auch verwenden, um Sprühgeräusche oder das Klackern der Spraydose zu entdecken."

185 Millionen Euro

Bisher wurde das System im Labor und auf einem Testgelände erprobt, nun soll es real eingesetzt werden. "Wir sind mit einigen Interessenten im Gespräch. Es geht jetzt darum, dass wir einen Referenzkunden finden." Das Forschungsprojekt wurde vor einigen Jahren gestartet, weil das Team über Berichte der enormen Sachschäden durch Graffiti-Sprayer stieß. "Allein im Schienenbereich und im öffentlichen Verkehr sind das europaweit 185 Millionen Euro pro Jahr", berichtet Graf. "Das sind irrsinnige Kosten und hat für die betroffenen Firmen auch ein negatives Image."

Die Mikrofone seien so klein, dass sie für den Beobachter praktisch unsichtbar seien, aber dennoch eine 40 bis 50 Meter lange Mauer abdecken können. Im Gegensatz zu Videokameras können sie auch ums Eck hören. Die Sensoren ließen sich so fein einstellen, dass sich das Klackgeräusch der Spraydose oder das Geräusch des Sprühens selbst von möglichem Hintergrundlärm abhebe.

Grelles Licht

"Der Alarm geht los, sobald’s klackert oder sprüht", schildert Graf. Das System könnte von einzelnen Hauseigentümern ebenso verwendet werden wie von Betreibern öffentlicher Verkehrsmittel. "Was der Hausbesitzer dann macht, ist aber seine Sache. Wir sind ein Forschungsunternehmen und kein Wachdienst." Der Techniker hat aber Möglichkeiten parat: Der Alarm könnte auch bei der Polizei losgehen oder mit Beleuchtung oder Ton gekoppelt sein. Eine laute Durchsage oder grelles Licht reiche vielleicht schon, um "Künstler" zu vertreiben.

Was gewählt werde, hänge vom Auftraggeber ab. "Die Wiener Linien haben zum Beispiel ganz andere Möglichkeiten als ein privater Hauseigentümer." Über die Kosten des Lauschsystems schweigt Graf. "Das kann ich nicht beziffern, ein Teil ist Software, ein Teil ist Hardware, aber die ist jedes Mal anders."

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