Wie Rot und Schwarz um Stimmen buhlen

Blauer Pleitegeier gegen schwarzen Panther: VP-Manager Eiselsberg sieht in der FPÖ keinen Partner.
Voves und Schützenhöfer sind Salz und Pfeffer: Im Wahlkampf ist auch Augenzwinkern drin.

Alois Guggi hat das Schlagwort Zielgruppenwerbung wörtlich genommen. "Wir haben alle 130 deklarierten Hundebesitzer im Ort angeschrieben", schmunzelt Guggi. Um die Frage einer Hundewiese ging es. "Das sind dann halt die Zielgruppen." Der Erfolg gab ihm recht: Guggi legte bei den Gemeinderatswahlen im März für die SPÖ im obersteirischen Gröbming um 23 Prozentpunkte zu und schaffte die Absolute.

Im Kleinen kann Rot also noch gewinnen. Die ÖVP auch: Sie fuhr ihr bestes Ergebnis mit fast 88 Prozent in Schäffern ein. Doch bei den Landtagswahlen liegt der Fokus anderswo. "Natürlich spielt sich’s im Zentralraum ab, in Graz und Graz-Umgebung", betont SPÖ-Landesgeschäftsführer Max Lercher. "Dort werden die Wahlen entschieden."

Wie Rot und Schwarz um Stimmen buhlen
Die Obersteiermark mit ihren einst traditionell roten Städten habe bei den Gemeinderatswahlen zwar einen Einbruch an Stimmen gebracht, aber "auf einem hohen Niveau von mehr als 40 Prozent". Dort komme es vor allem darauf an, die Nichtwähler zu mobilisieren. "Je höher die Wahlbeteiligung, desto besser für die SPÖ", analysiert Lercher. "Wenn all die, die uns eigentlich gern haben, zu Hause bleiben, gibt’s ein böses Erwachen."

Die ÖVP setzt auf ländliche Regionen, im Osten ist Schwarz von jeher stark, ebenso im Westen. "Wir werden dort gut abschneiden, wo unser Potenzial da ist", betont Geschäftsführer Detlev Eisel-Eiselsberg. "Das ist auch in Graz und Umgebung da."

Zurück zum obersteirischen Bürgermeister. "Projektarbeit machen, das ist mein Rezept", rät Guggi seiner Landespartei. "Man muss fragen, was brauchen die Leut’?" Sechs Wochen lang habe er Haushalte besucht. "Sechs Stunden pro Tag, die Zeit hab’ ich mir genommen. Ich sag’ zu jedem: Grüß Gott und gib mir dein Vertrauen."

Besser pessimistisch

Wie Rot und Schwarz um Stimmen buhlen
Landesgeschäftsführer Max Lercher
Auf der größeren Landesebene denkt SP-Parteimanager Lercher da gar nicht so anders. Funktionäre sollten fleißig Wahlwerbung betreiben. "Meine größte Angst ist, wenn sie sagen, es schaut eh gut aus und sich zurücklehnen. Aber es ist keine g’mahte Wiesn." Die SPÖ sieht die FPÖ als Hauptgegner. So mancher Funktionär fürchtet sich angesichts mieser Umfragen auch bereits vor Schwarz-Blau, "Reformpartnerschaft" hin oder her.

Lercher grinst. "Im Wahlkampf ist mir eine pessimistische Stimmung eh lieber, dann rennen’s mehr. Wenn’s Angst haben, dann ist das besser für die Mobilisierung." Sein schwarzes Gegenüber Eiselsberg winkt ab. "Das schwarz-blaue Gespenst kann nur jemandem einfallen, der glaubt, er braucht eine letzte Karte zum Ausspielen. Deren Aufrufe, deren Flyer, deren Plakate, das lehnen wir entschieden ab."

Apropos Plakate. "Wir versuchen, Regionen mit differenzierten Botschaften anzusprechen", bescheibt SPÖ-Lercher. Millionen für die Regionen findet man da kaum in Graz, aber häufig in der Obersteiermark. Dafür ist in der Landeshauptstadt das Voves-Doppel-Sujet häufiger zu finden: Franz Voves und sein schärfster Kritiker links am Bild Voves, rechts auch.

Die ÖVP plakatiert ihren Chef flächendeckend, allerdings darf es auch anderes zum Drüberstreuen sein. Eiselsberg nennt das "smart campaigning mit Augenzwinkern": Voves und Schützenhöfer als Salz- und Pfefferstreuer oder Nelke und Apfel, ein blauer Pleitegeier an der Grenze zum Nachbarbundesland. "Auch wenn nicht alle sagen, sie verstehen die Plakate auf Anhieb, ist es ein Anknüpfungspunkt, um ins Gespräch zu kommen."

Die Wahlempfehlung war wenig überraschend. Bei einer ÖVP-Veranstaltung in Graz am Samstagabend bat Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) um Stimmen für Hermann Schützenhöfer bei der Landtagswahl. Der sei ein „Tiefwurzler“, meinte der Deutsche anerkennend.

Schützenhöfer versuchte in seiner Rede Parallelen zwischen der Steiermark und Bayern zu finden. Beide seien Föderalisten. „Wir sind im Geiste des Widerspruchs gut geübt“, meinte der ÖVP-Kandidat Richtung Wien. Bayern sei indes als Nummer 1 in Deutschland wirtschaftliches Vorbild.

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