Kulturgut wird gefriergetrocknet, bange Suche nach Unikaten

Überschwemmung im Kärntner Landesmuseum in Klagenfurt. Museumsdirektor Thomas Jerger und Landesrat Christian Benger (r.e) bei der Begehung am Montag.
Lokalaugenschein im Landesmuseum Kärnten. Tausende Bücher werden auf –55 Grad abgekühlt.

Die heftigen Regengüsse, die am Wochenende über Teile Österreichs gezogen sind, haben mancherorts für starke Überschwemmungen gesorgt. Einmal mehr betroffen ist das Kärntner Landesmuseum in Klagenfurt. Waren es beim Hagel vor einem Monat 60 Fensterscheiben, die ersetzt werden konnten, so dürften nun zahlreiche historische Bücher unwiederbringlich verloren sein.

Die Werke waren in 1500 Kartons verpackt, weil sie aufgrund der Instandsetzungsarbeiten im Museum Ende der Woche abtransportiert werden sollten. Der Starkregen kam um wenige Tage zu früh und durch ein leckes Glasdach im Innenhof. Der KURIER war am Montag bei einer Begehung vor Ort, an der neben der Museums-Direktion und -Verwaltung auch Kultur-Landesrat Christian Benger sowie Experten der Landesimmobiliengesellschaft (LIG) teilnahmen. Die 350 große Bibliothek präsentierte sich völlig durchnässt, die Bücher werden in anderen Räumen zwischengelagert. Einige Werke wurden abgedeckt, um ihnen die Feuchtigkeit zu entziehen, andere sind noch verpackt. Es handelt sich um Schätze des Kärntner Kulturgutes.

"Der Schaden ist nicht abzuschätzen, das müssen erst Gutachter klären. Es sind Bücher aus dem 17. und 18. Jahrhundert darunter – möglicherweise Unikate", zeigt sich Museumsdirektor Thomas Jerger betroffen. Die Werke werden nun gefriergetrocknet, um eine Schimmelbildung zu verhindern. "Sie müssen auf 55 Grad minus abgekühlt werden. Nur so können wir den Verfall eindämmen. In der Folge werden sie aufgetaut und getrocknet", erklärt Geschäftsführer Karl Ruttnig-Wurzer.

Schließung bis 2019?

Wie man in der Zwischenzeit mit dem Museum verfahren soll, ist völlig unklar. In Absprache mit Landesrat Christian Benger wurde die Liegenschaft vorübergehend für sämtliche Veranstaltungen gesperrt. Das Dach, die Fenster, die Fassade, die Heizungsanlage, die elektrischen Leitungen – die Sanierungsarbeiten, die seit mehr als einem Jahr andauern, sind noch lange nicht abgeschlossen. Landesrat Benger verweist auf weitere Räume, in die bei Starkregen immer wieder Wasser eindringt.

Nicht auszuschließen, dass das Museum bis 2019 geschlossen wird, um eine nachhaltige Sanierung, die mit elf Millionen Euro beziffert wird, durchzuführen.

Keine Viertelstunde dauerte indes der Regen, der Sonntagabend über dem oststeirischen Weiz niederging. Das reichte, um Hunderte betroffene Hausbesitzer und Feuerwehrleute bis in die Nachtstunden auf Trab zu halten: In der Stadt Weiz wurden Dutzende Straßen und Keller überflutet. Auch für die nächste Zeit ist die Wetterprognose düster: Morgen, Mittwoch, wird im ganzen Bundesland mit Starkregen gerechnet, der Muren auslösen kann. Die Feuerwehren rüsten sich für weitere Einsätze.

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