Ein Bruderzwist im Hause FPÖ

Christian Scheider, FPÖ Bürgermeister von Klagenfurt.
Stadt-Vize Gunzer kandidiert am 1. März 2015 gegen Bürgermeister Scheider.

Die Spatzen pfiffen es seit Wochen von den Dächern, jetzt ist die Katze aus dem Sack: Klagenfurts Vizebürgermeister Albert Gunzer (54) wird bei den Kommunalwahlen am 1. März 2015 mit einer eigenen Liste "Bürgerallianz" (BA) antreten. Gunzer, seit 2006 Stadtrat und seit 2009 Stadt-Vize, kandidiert somit gegen seinen langjährigen Parteikollegen von BZÖ, FPK und FPÖ, den derzeitigen Bürgermeister Christian Scheider. "Ich sehe das ganz entspannt", sagte er im KURIER-Gespräch. "Albert Gunzer hat gesagt, er bewirbt sich, wie jeder Klagenfurter es kann."

Die Chemie zwischen Gunzer und Scheider stimmt seit Monaten nicht. Es war klar, dass Gunzer nach Höherem strebte. Höhepunkt war die Kritik des Vize an der Vorgangsweise des Stadtoberhauptes bei Magistratsdirektorin Claudia Koroschetz (sie wurde nach der Suspendierung von Peter Jost als Direktorin installiert und nach Josts Rückkehr wieder abgelöst. Das Arbeitsgericht wurde angerufen, weil sie in ihrer Funktion bleiben wollte, was der Stadt viel Geld kostete, Anm. d. Redaktion). Sogar Landesparteiobmann Christian Ragger rief Gunzer zur Ordnung. Als Scheider zum Spitzenkandidaten für 2015 bestellt wurde, trat Gunzer als Stadtpartei-Vize zurück.

"Ich habe einen derart großen Zuspruch aus der Bevölkerung erhalten, so dass ich mich zu einer eigenen Kandidatur entschlossen habe", sagt Gunzer. Die "Bürgerallianz" sei eine unabhängige Bewegung, in die sich jeder einbringen könne. Als eine Abspaltung von der FPÖ sieht Gunzer die BA nicht. Mit den Freiheitlichen will er nichts mehr zu tun haben. "Meine Mitgliedschaft ist mit 1. Oktober 2014 erloschen."

Für die FPÖ ist Gunzers Abschied "nicht unerwartet" gekommen. "Es war nur eine Frage des Datums", sagte Bürgermeister-Sprecher Raphael Spatzek zum KURIER. Doch er gibt auch zu: "Er hat uns damit keinen großen Gefallen getan." Politische Beobachter sehen es so: Wenn sich zwei streiten, freut sich der Dritte. Im konkreten Fall ÖVP-Bürgermeister-Kandidat Otto Umlauft, der im bürgerlichen Lager die größten Chancen haben dürfte.

Rücktritt

Gunzer will bis Ende der Legislaturperiode Stadt-Vize bleiben. "Warum nicht? Ich habe ja nichts verbrochen. Die Blauen haben noch am selben Tag Gunzer aufgefordert, als Stadt-Vize "unverzüglich zurückzutreten und seine Referate (Finanzen, Wirtschaft, Kultur) zur Verfügung zu stellen". Er hat nun bis Freitag acht Uhr morgens Zeit, das in die Tat umzusetzen. Ansonsten werde man ein Abwahlverfahrern im Gemeinderat einleiten (eine einfache Mehrheit des FPÖ-Klubs reicht). Es ist davon auszugehen, dass der geschäftsführende Stadtparteichef Wolfgang Germ zum Vizebürgermeister aufsteigt.

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