Kirchenaustritte: Papst-Effekt verzögert sich

2013 gab es mehr Kirchenaustritte als im letzten vollen Jahr unter Papst Benedikt XVI.

Mit der überraschenden Wahl von Jorge Bergoglio zum Papst im vergangenen März sollte die Welle an Kirchenaustritten endlich gestoppt werden, hofften Insider. Doch die nun veröffentlichten Zahlen zeigen davon (zumindest vorerst) nichts. 54.845 Menschen kehrten im Vorjahr der katholischen Kirche den Rücken, das ist eine Steigerung von knapp fünf Prozent zu 2012. Fast 4800 Schäfchen konnte Franziskus zurückgewinnen, im letzten Jahr unter Benedikt waren es knapp 4500, die wieder in die Kirche eintraten.

Suche nach Ursachen

„Fast 55.000 Austritte, das ist eine gewaltige Zahl“, meint Hans Peter Hurka von der Plattform Wir sind Kirche. Die österreichische Bischofskonferenz sieht „einen so uneinheitlichen Trend, dass die Suche nach der Ursache ein Nebelstochern wäre“, wie deren Medienreferent Paul Wuthe erklärt.

Kirchenaustritte: Papst-Effekt verzögert sich
APA1517153 - 13112009 - WIEN - ÖSTERREICH: ZU APA-TEXT II - Der neue Chefredakteur der "Kathpress" (ab 2010) Paul Wuthe während der PK "Herbstvollversammlung der Bischofskonferenz" am Freitag, 13. November 2009, in Wien. APA-FOTO: HELMUT FOHRINGER

Zumindest in einem Punkt sind sich Kirchen-Rebellen und offizielle Stellen einig: Eine tiefgehende Analyse der aktuellen Zahlen ist schwierig. Vor allem spielen lokale Ursachen offenbar eine Rolle: In Salzburg (20,8 Prozent mehr Austritte), Linz (16,6 Prozent) und Graz (10,6 Prozent) stiegen die Zahlen stark, in Feldkirch, St. Pölten und Wien hingegen gab es sogar leichte Rückgänge zu vermelden.

In Feldkirch wurde mit Benno Elbs ein neuer Bischof eingesetzt, in Salzburg wurde der Nachfolger Franz Lackner erst am Sonntag offiziell ins Amt eingeführt. Wie weit diese Bestellungen Auswirkungen gehabt haben, ist unklar. Hurka sieht eine gewisse „Ernennungsproblematik“, die in Salzburg eine Rolle gespielt haben könnte.

Kirchenaustritte: Papst-Effekt verzögert sich
Hans Peter Hurka

Die Bischofskonferenz hofft, dass der „Papst-Effekt“ noch mit Verzögerung einsetzt. Gegen Jahresende wurde eine Trendwende registriert. „In Wien etwa gab es im Dezember elf Prozent weniger Austritte als im Vergleichsmonat 2012“, sagt Wuthe. Auch aus anderen Diözesen höre man derartige Erfahrungsberichte. Es sei aber auch so, dass „das religiöse Leben heute viel bunter geworden ist. Auch Ausgetretene gehen in den Stephansdom und zünden dort eine Kerze an.“

Ob sich die Affäre um den Limburger Bischof Tebartz-van-Elst auch in Österreich ausgewirkt hat, will Wuthe nicht unmittelbar kommentieren. Nur so viel: „Jede negative Schlagzeile, ob sie wahr ist oder nicht, kann sich auswirken. Seit 2009 prägen negative Themen die Diskussion.“

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