Keine Zukunft für "Damentage"

Shopping-Ketten locken öfters mit speziellen Preisen für Frauen – das ist aber gesetzwidrig.
Preisnachlässe für Frauen sind eine "unmittelbare Diskriminierung" der Männer. Mit Umfrage.

Ein Wiener Jus-Student besuchte mit seiner Lebensgefährtin gerne das Wiener Poker-Casino "Montesino". Am liebsten ging das Paar am Montag spielen, weil da "Damentag" war. Das Buy-in (der Eintritt) zum abendlichen Poker-Turnier kostete 25 Euro für Männer, Frauen durften gratis zocken. Als der Casino-Betreiber den Preis für die Herren plötzlich um fünf Euro anhob, platzte dem Pokerfan aber der Kragen. Er rief die Gleichbehandlungskommission im Bundeskanzleramt an, weil er sich als männlicher Gast vom Casino diskriminiert fühlt.

Zu Recht, meint die Kommission nun unter Berufung auf den Europäischen Gerichtshof. Es liege eine unmittelbare Diskriminierung aufgrund des Geschlechts beim Zugang von Gütern und Dienstleistungen vor. Der Faktor Geschlecht darf aber nicht zu geschlechtsspezifischen Unterschieden beim einzelnen Kunden (konkret zu unterschiedlichem Startgeld, Anm.) führen. Die Besitzer des Montesino wurden vor zwei Wochen aufgefordert, entsprechend Schadenersatz zu leisten und die "Damentage" binnen zwei Monaten einzustellen.

"Traurige Männer"

"Wir werden uns dem Urteil beugen, auch wenn die Männer und Frauen bei uns wohl über das Ende der Aktion traurig sein werden. Wir werden in zwei Wochen eine veränderte Version anbieten", heißt es beim Betreiber.

Ähnliche Aktionen für weibliche Kunden gibt es bei den Casinos Austria; auch viele Möbelhäuser haben "Damentage" mit speziellen Rabatten im Programm. Ein Magazin veranstaltete erst kürzlich einen Tag, an dem die Damen günstiger shoppen konnten.

Damit könnte allerdings bald Schluss sein. Denn mit dem Prüfergebnis der Gleichbehandlungskommission bestehen sehr gute Chancen, bei Zivilgerichten gegen die jeweiligen Veranstalter vorzugehen.

Viele Frage zu dieser Thematik seien nicht ausjudiziert, erklärt Ines Grabner-Drews von der Gleichbehandlungsanwaltschaft. Grundsätzlich gilt: "Wenn ein Geschlecht bevorzugt wird, dann ist es vom Gesetz her verboten." "Damentage" seien in der bisherigen Form deshalb nicht mehr möglich.

In den vergangenen Jahren ging es den Preisnachlässen für die Geschlechter ohnehin immer mehr an den Kragen. Unterschiedlichen Friseur-Preisen ist bereits ein Riegel vorgeschoben worden, auch wenn sich nicht alle Geschäftsinhaber daran halten. Gleiches gilt für Discoabende mit speziellen Angeboten für Frauen.

Die Eurotherme in Oberösterreich wurde verurteilt, weil sie ermäßigte Seniorenpreise für Frauen schon ab 60, für Männer ab erst ab 65 Jahren anbietet. "Manche lenken nicht ein und die Fälle kommen immer wieder zu uns", erklärt Grabner-Drews. So ein Fall ist etwa die Therme. Als Auflage könne die Kommission nur den Betroffenen Schadenersatz zusprechen, für alle weiteren Ansprüche müsse man vor ein Zivilgericht ziehen.

Umgehung

Die Unternehmen finden bereits neue Wege, um die Gender-Entscheidungen zu umgehen, und trotzdem "Damentage" abhalten zu können: "Bei uns bekommen Männer das Gleiche wie Frauen, wenn sie das möchten", erklärt Martin Himmelbauer von den Casinos Austria. "Wer sich wie eine Dame benimmt, ist bei uns ohnehin immer willkommen."

Ähnliche Ideen wie bei den Casinos Austria sieht auch Gleichbehandlungsanwältin Grabner-Drews: "Manche Firmen werben für ,Damentage‘ und im Kleingedruckten steht dann, dass auch Männer dieses Angebot auf Anfrage erhalten." Das sei rechtlich wohl korrekt, meint sie.

Die Debatte um verschiedene Vergünstigungen für Frauen sorgt bei Gleichstellungsbeauftragten für Aufregung. Ulrike Alker, Leiterin des Gender & Diversity Management des FH-Campus Wien, nahm auf Anfrage des KURIER Stellung.

KURIER: Grob gesagt soll Gender-Mainstreaming die Gleichstellung der Geschlechter gewährleisten. Das gilt für die Förderung von Frauen gleichermaßen, wie für die von Männern. Wie sehen Sie die Problematik solcher Vergünstigungen?

Ulrike Alker: Gender-Mainstreaming zielt darauf ab, Ungleichheiten auszugleichen – Frauenförderung ist ein wichtiger Bestandteil dieser politischen Strategie.

Was sagen Sie zur Entscheidung der Gleichbehandlungskommission?

Wichtig ist "the big picture" – die nach wie vor bestehenden Einkommensunterschiede zwischen Frauen und Männern. Hier gibt es noch zu wenige Frauen, die klagen. Man sollte nachdenken, wie viele Situationen es immer noch gibt, in denen Männer bevorteilt werden. Frauen brauchen keine Almosen. Es muss prinzipiell gewährleistet werden, dass alle gleich viel verdienen und gleich behandelt werden.

Sind Sie dafür, dass diese Vergünstigungen für Frauen abgeschafft werden?

Das ist ein typischer Fall. Ein Mann beschwert sich gleich über eine Ungerechtigkeit. Es sollten auch mehr Frauen dagegen vorgehen, dass sie beim Frisör mehr zahlen als Männer und dies trotz der Einkommensunterschiede. Grundsätzlich ist zu gewährleisten, dass Frauen ebenso viel wie Männer verdienen – Stichwort "gleicher Lohn für gleichwertige Arbeit".

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