Ostern: Mehr Schnee als zu Weihnachten
Hagel, Schnee und Sturm trübten den 1. April und werden uns auch die nächsten Tage noch beschäftigen.
Nach einem Hagelschauer am frühen Mittwochmorgen mussten die Bewohner der inneren Wiener Bezirke auch den Anblick von "angezuckerten" Straßen ertragen.
Bilder: Winterstimmung in Wien
Gewitter legte Ampeln lahm
Die Ausläufer des Sturmtiefs "Niklas" haben Mittwoch Früh für Verkehrsprobleme in Wien gesorgt. Ein Gewitter samt Graupelschauern legte in den Morgenstunden insgesamt 18 Ampelanlagen lahm. Am stärksten betroffen war der dritte Bezirk, wo insgesamt fünf Anlagen den Geist aufgaben. Ausfälle wurden zudem in der City, der Leopoldstadt, in Favoriten, Meidling, Währing, Döbling und der Donaustadt registriert. Um 14.30 Uhr gab die MA 33 Entwarnung, alle Ampelanlagen funktionieren wieder.
Kurzfristig sorgte das Gewitter auch für Schwierigkeiten bei den Öffis. Wegen Problemen bei der Stromversorgung im Bereich Alser Straße/Lange Gasse mussten kurz vor 9.00 Uhr die Straßenbahnlinien 5, 33 und 44 kurzgeführt werden. Der Regelbetrieb konnte aber bereits nach rund 20 Minuten wieder aufgenommen werden, versicherten die Wiener Linien. Vom Sturm selbst blieb die Bundeshauptstadt weitgehend verschont. Zwar fegte "Niklas" am Mittwoch mit Spitzen von 104 km/h über die Stadt, die Berufsfeuerwehr Wien verzeichnete jedoch "verhältnismäßig sogar weniger Einsätze als an einem normalen Tag", sagte ein Sprecher. Das Sturmtief war am Dienstag mit Windspitzen bis zu 160 km/h über Österreich gefegt. Mehr dazu lesen Sie im unteren Abschnitt.
Während des schweren Sturmtiefs sind in Deutschland, Österreich und der Schweiz mindestens elf Menschen gestorben. Mehr dazu lesen Sie hier.
Mehr Schnee als zu Weihnachten
"Die Lawinensituation bleibt angespannt", warnte Clemens Teutsch-Zumtobel. Laut Ubimet liegen in Seefeld in Tirol auf 1.180 Meter aktuell 27 Zentimeter Schnee, zu Weihnachten war es lediglich ein Zentimeter. War die Rax an der steirisch-niederösterreichischen Grenze zu Weihnachten schneefrei, gibt es dort aktuell 25 Zentimeter. Am Feuerkogel in Oberösterreich sind es nach zwei Zentimeter im Dezember aktuell 85 Zentimeter.
Ein weißes Osterfest ist in Vorarlberg, Tirol, in Salzburg, im Salzkammergut und in der Obersteiermark recht wahrscheinlich, so die Ubimet-Prognose. Demnach lag zuletzt zu Ostern 2013 (31. März) in weiten Teilen Österreichs Schnee oder es hatte geschneit, darunter etwa auch in Wien. In den alpinen Regionen könnte also zu Ostern 2015 mehr Schnee liegen als zu Weihnachten 2014. Wahrscheinlich ist es laut Ubimet an den Osterfeiertagen auch ähnlich kalt wie vergangene Weihnachten, in Bregenz, Innsbruck und Wien könnte es sogar noch deutlich kälter werden. Nur in Klagenfurt ist Ostern voraussichtlich wärmer als Weihnachten, erklärte Ubimet in einer Aussendung.
Wettervorschau im Detail
Am Mittwoch bleibt es weiter wechselhaft und sehr windig, außerdem wird es deutlich kälter. Vom Bregenzerwald bis zum Mariazellerland schneit es teils länger anhaltend, oberhalb von 500 bis 700 m kommen hier bis zu 20 cm Neuschnee zusammen. Im Donauraum und im Osten ziehen mit stürmischem Nordwestwind einzelne, teils gewittrige Regen- oder Graupelschauer durch.
Am Gründonnerstag regnet und schneit es von Vorarlberg bis nach Niederösterreich häufig, die Schneefallgrenze sinkt auf 500 m ab, tagsüber steigt sie vorübergehend auf 700 bis 900 m an. Im Süden und Südosten verläuft der Tag zunächst noch trocken, tagsüber setzen auch hier Regen und oberhalb von 800 bis 1200 m Schneefall ein. Bei weiterhin kräftigem bis stürmischem Westwind 0 bis +13 Grad.
Der Karfreitag verläuft in Tirol und Vorarlberg trüb und nass, die Schneefallgrenze steigt hier auf 800 bis 1200 m an. Ansonsten ist es bei Sonne und Wolken meist trocken, am freundlichsten wird es einmal mehr von Unterkärnten bis ins Weinviertel. Dazu gibt es je nach Sonnenschein 3 bis 13 Grad.
Am Karsamstag bleibt es unbeständig mit einigen Wolken und nur wenig Sonne, dazu fällt immer wieder etwas Regen, oberhalb von 800 bis 1300 m Schnee. Die Höchstwerte: 1 bis 11 Grad.
Der Ostersonntag bringt wieder einige Regen- und Schneeschauer, aus heutiger Sicht schneit es nördlich der Alpen teilweise bis 400 m herab. Höchstwerte bei kaltem Nordwind: 0 bis 12 Grad.
Am Ostermontag gibt es voraussichtlich nur wenig Änderung: Regen- und Schneeschauer prägen das Bild. Im Süden ist es jedoch weiterhin sonnig und trocken. Lebhafter Nordwind und 2 bis 12 Grad.
Sturmtief "Niklas" ist am Dienstag mit Windspitzen bis zu 160 km/h über Österreich gefegt. Genau 160,6 km/h wurden am Feuerkogel in Oberösterreich auf 1.618 Meter Seehöhe gemessen. 145 km/h waren es am Galzig (Tirol, 2.084 Meter Seehöhe), am Sonnblick (Salzburg, 3.109 Meter) gab es Spitzen von 136 km/h. Am Buchberg in Niederösterreich erreichte "Niklas" 133 km/h - auf lediglich 460 Metern Seehöhe.
Insgesamt 39 Wetterstationen der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) verzeichneten am Mittwoch Windspitzen mit mehr als 100 Stundenkilometern. Darunter waren auch zahlreiche Stationen im Flachland. In Waizenkrichen in Oberösterreich erreichte "Niklas" 123 km/h, in Mattsee im Flachgau wurden Spitzen von 122 km/h gemessen, in Enns im Bezirk Linz-Land 121 km/h.
Über den Flugplatz in Innsbruck fegte "Niklas" mit 112 km/h, beim Landhaus in St. Pölten wurden 105 Stundenkilometer gemessen. Auf der Jubiläumswarte in Wien betrug die Windspitze 104 km/h, die selbe Sturmgeschwindigkeit wurde auch am Flughafen in Salzburg erreicht.
Lawinengefahr in Vorarlberg
Die Lawinensituation im Vorarlberger Hochgebirge war am Mittwoch weiter heikel. Regional wurde die Lawinengefahr oberhalb von 2.200 Meter als groß (Stufe 4 auf der fünfteiligen Skala) beurteilt, überwiegend bestand erhebliche Gefahr der Stufe 3. Wer sich in den freien Skiraum begeben wollte, brauchte große Erfahrung in der Lawinenbeurteilung.
Als Gefahrenstellen nannte Andreas Pecl vom Lawinenwarndienst vor allem Steilhänge sowie eingewehte Rinnen und Mulden. Das stürmische Wetter mit Windböen von über 100 km/h und ergiebigen Niederschlägen sorgte für umfangreiche Verfrachtungen. Die Verbindung zur Altschneeoberfläche sei oft nur mäßig bis schwach, warnte Pecl.
Ein Toter in Oberösterreich
In Oberösterreich forderte "Niklas" sogar ein Todesopfer: Ein 63-jähriger Pensionist stürzte am frühen Nachmittag in Mauthausen von einer Leiter – er wollte wegen des Orkans die Überdachung der Terrasse befestigen. Der Mann fiel mit dem Kopf voran auf einen Steinboden und erlitt tödliche Verletzungen.
Das Sturmtief "Niklas" hat den Feuerwehren in Oberösterreich turbulente Stunden beschert. Von Dienstagmittag bis zum späten Mittwochvormittag gab es 1.013 Einsätze von über 540 Feuerwehren mit insgesamt 8.190 Leuten. Zu Spitzenzeiten wurde alle 21 Sekunden eine Wehr alarmiert, hieß es aus der Landeswarnzentrale. Nach Mitternacht habe sich die Lage entspannt.
Mehr als 980 Notrufe, 730 davon am Dienstagnachmittag, wurden in den knapp 24 Stunden abgearbeitet. Umstürzende Bäume blockierten zahlreiche Straßen- und Gleisverbindungen, beschädigten Stromleitungen. Unzählige Dächer von Gebäuden wurden in Mitleidenschaft gezogen und mussten provisorisch gedeckt werden. Am späten Mittwochvormittag waren noch rund 270 Haushalte ohne Strom, erfuhr die APA aus der Energie AG. Im Laufe des Tages sollten jedoch alle Leitungen wieder funktionieren.
Tirol: Dach von Haus gerissen
Mehrfach mussten die Einsatzkräfte zum Bezirkskrankenhaus Reutte ausrücken und umgestürzte Bäume aus der Einfahrt räumen. In Innsbruck-Land kam es deshalb zu Stromausfällen. Auf der Inntalautobahn riss der Sturm nahe der Ausfahrt Ötztal ein Straßenschild aus der Verankerung und schleuderte es auf die Fahrbahn.
"Niklas" zog Spur der Verwüstung:
Sperren
In den Skigebieten reagierten die Betreiber bereits im Vorfeld: Die Lifte standen still. In der Stadt Salzburg wurden außerdem alle Friedhöfe und der Hellbrunner Park gesperrt.
Bahnverbindungen
Massive Probleme gab es am Dienstag auch beim Bahnverkehr – speziell bei Zügen nach oder durch Deutschland. Railjets und Intercitys fuhren zum Teil nur bis Salzburg, andere wurden umgeleitet – was zu Verspätungen von bis zu 80 Minuten führte. „Fahrgäste sollten sich unbedingt vor Fahrtantritt informieren, ob die Züge fahren“, rät ÖBB-Sprecher Michael Braun. Er rechnete auch für Mittwoch mit Behinderungen.
Haftpflichtversicherung deckt nicht
Viele Autofahrer stellen sich nach dem Sturmtief "Niklas" die Frage, wer für Schäden am Fahrzeug haftet, wenn diese durch den heftigen Wind verursacht wurden. "Sturmschäden sind durch die Haftpflichtversicherung nicht gedeckt", informierte der ARBÖ.
Schäden durch umfallende Bäume oder herabstürzende Hausteile (Ziegelsteine, Fenster, Dachteile) gelten als durch höhere Gewalt verursacht, egal ob sie parkende, haltende oder fahrende Autos beschädigen. Zurückholen kann man sich die Kosten nur, wenn Bäume schon vor dem Sturm morsch oder Häuser durch schuldhaftes Verhalten der Besitzer baufällig waren. Das Problem dabei: Die Geschädigten müssen den Nachweis dafür erbringen, dass Wegehalter oder Hausbesitzer säumig waren.
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