Kein Song Contest in Neu Marx

Wettbewerb: Graz ist wegen des Sparkurses im Land nur noch in der Außenseiterrolle.

Der ORF will partout nicht nach Neu Marx. Schon bei der Standortwahl des ORF-Zentrums gab man der Stadt einen Korb, nun auch mit dem Song Contest.

Offiziell will sich der ORF nicht in die Karten schauen lassen. "Die Entscheidung wird zum gegebenen Zeitpunkt verkündet", heißt es vom Küniglberg. Gespräche würden aber laufend geführt. Zuletzt trafen sich ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz und Wiens zuständiger Stadtrat Christian Oxonitsch (SP) zu einem zweistündigen Gespräch. Das Wort "Neu Marx" soll dabei nicht ein einziges Mal gefallen sein, es wurde nur über die Stadthalle geredet. "Wie sich der ORF entscheidet, weiß nur der ORF", sagt ein Sprecher Oxonitschs, doch eines sei klar: "Neu Marx ist damit vom Tisch."

Eine Außenseiterrolle nimmt derzeit Graz ein. Hintergrund sind die hohen Kosten für die veranstaltende Stadt und das Bundesland. Warum das so ist, zeigt ein Blick in das Detail-Anforderungsprofil, das vor kurzem den Städten übermittelt wurde und auch dem KURIER vorliegt.

Limousinen für VIPs

Darin fordert der Eurovisions-Song-Contest (ESC) unter anderem einen mit ESC-Logos geschmückten Shuttledienst für Delegationen, Presse und Fans. Dazu kommen fünf Limousinen, die nur VIPs und der Führungscrew zur Verfügung stehen.

Weiters muss ein 1000 großes "Eurovisions-Village" für Sponsoren eingerichtet werden, in dem Promotion-Events stattfinden sollen. Der ESC fordert auch eine Clubbing-Location für 2200 Personen, die während des Contests täglich bis 4 Uhr Früh geöffnet sein soll. Weiters wünscht man sich 500 freiwillige Helfer und eine Eröffnungszeremonie, die der Landeshauptmann am Sonntag vor dem Song-Contest-Finale veranstalten muss.

Die Steiermark fährt jedoch einen strikten Sparkurs. Schon die Absage des Airpower-Events war dem Land nicht unrecht gewesen. Dem Vernehmen nach hält man sich deswegen – im Gegensatz zum Land Tirol – auch beim Song Contest zurück.

Auch in Wien mehren sich Stimmen, die den Aufwand kritisch sehen. "Ich persönlich wäre gar nicht so enttäuscht, wenn das Event in Innsbruck stattfindet", sagt ein ranghoher Roter. Offiziell natürlich lautet die Diktion anders. "Die Stadt will den Song Contest unbedingt nach Wien holen", heißt es aus dem Büro von Oxonitsch.

Der Wettstreit um die Austragung des Song Contests geht in die heiße Phase. Vor einer Woche bekamen Wien, Innsbruck und Graz ein vertiefendes Anforderungsprofil vom ORF. Kommende Woche starten dann Gespräche mit ORF-Delegationen. Wiens Bürgermeister Michael Häupl ging anfangs von einer Entscheidung zugunsten Wiens aus. Doch nun scheint sich Innsbruck in eine gute Position gebracht zu haben. Zuletzt kolportierte Summen wie 10 Millionen Euro an Unterstützung für den ORF wollte man im Büro des Landeshauptmanns Günther Platter nicht bestätigen. " Ziel ist, diese einmalige Chance für das Tourismusland Tirol zu nutzen", erklärte Platter aber kürzlich. Man habe ein sehr gutes Angebot "Wir haben mit der EM 2008 oder den Olympischen Jugend-Winterspielen 2012 bewiesen, dass wir Großveranstaltungen durchführen können", sagt auch Innsbrucks Olympiaworld-Geschäftsführer Michael Bielowski. Er war mit einer Delegation bereits in Düsseldorf, um vom Know-how der deutschen Veranstalterstadt von 2011 zu lernen.

Eile in Wien

Wien hat es mit einer Zusage, die laut ORF-internen Planungen spätestens im September fallen soll, besonders eilig: Man hoffe auf eine Entscheidung im Juli, heißt es im Rathaus. "Je eher, desto besser", sagt der zuständige Stadtrat Christian Oxonitsch. Denn Wien warf neben der Stadthalle auch eine neue Halle in Neu Marx ins Rennen. Fällt die Entscheidung nach Juli, wäre die Realisierung schwierig. Auch deswegen favorisiert die Stadt selbst die Stadthalle. Allerdings müssten dort gebuchte Veranstaltungen ausgelagert werden. Das wird teuer, wie in Kulturveranstalterkreisen zu hören war. Wer einen gebuchten Künstler ausladen muss, dürfe kaum auf günstige Konditionen hoffen.

Der Tiroler ORF-Stiftungsrat Josef Resch glaubt, dass der Austragungsort nicht unter zehn Millionen wegkommen wird, egal, ob Wien oder Innsbruck (oder Graz) gewinne. Würde der Contest außerhalb Wiens ausgetragen, werde man den ORF aber auch für die zusätzlichen Kosten entschädigen müssen: "Innsbruck hat dafür bereits Bereitschaft signalisiert." Politisch heikel wäre eine Absage an Wien für ORF-Chef Alexander Wrabetz: Er hat mit dem abgesagten Umzug nach St. Marx schon einmal ein Versprechen an Häupl gebrochen. In zwei Jahren will er als ORF-Chef wiedergewählt werden.

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