"Im Sommer wird es arg werden"

Bettler aus Rumänien in Salzburg Getreidegasse Bild: Walter Schweinöster
Politik, Polizei und Wirtschaft sind sich uneins, wie man das Bettler-Problem in den Griff bekommt.

Stilles Betteln wird in Salzburg auch in Zukunft erlaubt sein. Das ist das Ergebnis einer Sitzung des Stadtsenats am Montag (der KURIER berichtete). Dort stimmten SPÖ und Bürgerliste gegen eine von der ÖVP vorgebrachte Verordnung, die auch das stille Betteln an bestimmten Plätzen hätte verbieten sollen. Eines ist nun sicher: Salzburg wird künftig noch stärker das Ziel von Bettler-Clans aus Südosteuropa werden – darin sind sich Salzburgs „Mr. Law and Order“, Bürgermeister-Stellvertreter Harald Preuner (ÖVP), und die Caritas selten einig. Wie man dem Problem Herr werden soll, darüber scheiden sich aber die Geister.

„Ich habe keinen Plan B“, gibt Preuner unumwunden zu. Er befürchtet, dass sich die Entscheidung des Stadtsenats bis nach Rumänien und Bulgarien herumsprechen wird. „Im Sommer wird’s dann richtig arg werden.“

Mehr Polizei-Präsenz

"Im Sommer wird es arg werden"
Salzburg: Inga Horny -Geschäftsführerin Altstadt Salzburg Marketing GmbH Bild: Walter Schweinöster
Für Inga Horny, Geschäftsführerin vom Altstadt-Marketing, ist die Situation jetzt schon unzumutbar. „Unternehmer berichten mir von aggressiven Bettlern.“ Diese würden in Geschäfte und Hotels gehen und dort um Geld bitten. „Das geht zu weit“, sagt Horny und fordert mehr Polizei-Präsenz in Salzburgs City. „Ich würde mir wünschen, dass die Polizei öfter hinschaut und straft.“

Das hört Salzburgs Stadtpolizei-Kommandant, Oberst Manfred Lindenthaler, nur allzu oft. „Die Bevölkerung beschwert sich zurecht – aber uns sind die Hände gebunden“, sagt er. Nachsatz: „Wir könne nur das ahnden, was im Gesetz steht.“ Dort stehe, dass nur aggressives Betteln bzw. das Betteln mit Kindern strafbar sei. Lindenthaler: „Und das kommt kaum noch vor. Die Bettler haben dazu gelernt; sie verhalten sich sehr geschickt.“

"Im Sommer wird es arg werden"
Polizeikommandant Salzburg Manfred Lindenthaler Ort: Salzburg Bild: Walter Schweinöster
Altstadt-Marketing-Chefin Horny schlägt daher ein Modell vor, das sich in München als „Gaukler-Verordnung“ bewährt hat: Dort wird pro Viertel ein bestimmtes Kontingent an Tickets ausgegeben. Ähnliches kann sich Horny auch für die Bettler in Salzburg vorstellen.

Davon hält aber ÖVP-„Vize“ Preuner nichts. „Das wäre nicht praktikabel und rechtlich ein Problem.“

Caritas-Direktor Johannes Dines wiederum verlangt, den Druck auf EU-Ebene zu erhöhen, damit sich die Lebenssituation der Menschen in ihrer Heimat verbessert. „Nur wenn sie wieder ihre Familien ernähren können, werden sie auch in ihrer Heimat bleiben.“

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