Kampl peilt die "Absolute" an

Der 78-jährige Siegfried Kampl ist nicht amtsmüde.
Unterstützung der Ortsgruppe bei Wiederkandidatur als Bürgermeister trotz NS-Sager.

Der in der vergangenen Woche wegen seiner NS-Sager von der FPÖ ausgeschlossene Bürgermeister der Kärntner Gemeinde Gurk, Siegfried Kampl, peilt bei der Gemeinderatswahl am 1. März 2015 die absolute Mehrheit an. "Ich denke, dass die Gurker Bevölkerung meine Wiederkandidatur wohlwollend zur Kenntnis nehmen wird und hoffe auf das gleiche Ergebnis wie 2009", sagt Kampl im KURIER-Gespräch. Damals erreichte er für das BZÖ 58 Prozent.

Kampl muss als "Unabhängiger" zur Wahl antreten, seine Liste wird unter dem Namen "Die Freiheitlichen in Gurk-Pisweg Liste Bürgermeister Siegfried Kampl" kandidieren. Der 78-Jährige hatte vergangene Woche in einem Interview mit der Kleinen Zeitung gemeint: "Nur von dem, was sie gemacht haben, distanziere ich mich, nicht vom Nationalsozialismus." Der Rauswurf aus der FPÖ war die Folge.

Für FPÖ-Ortsparteiobmann Siegfried Wuzella ist das hingegen kein Grund, dem umstrittenen Politiker die Unterstützung zu verweigern. "Kampls Aussagen heiße ich auf keinen Fall gut, aber er ist ein ausgezeichneter Bürgermeister und menschlich in Ordnung. Das hat er in den letzten Jahrzehnten immer wieder bewiesen." Die Ortspartei hat sich sogar einstimmig hinter die Wiederkandidatur Kampls gestellt. Man sei eine autonome Gruppe und lasse sich nicht von irgendwelchen Kritikern beeinflussen.

"Hände gebunden"

Zwiegespalten ist FPÖ-Landesparteiobmann Christian Ragger. Er unterstützt einerseits die Freiheitlichen in Gurk. "Sie haben kein parteischädigendes Verhalten gezeigt", sagt er. Andererseits steht dort mit Kampl ein Mann an der Spitze, den er aus der Partei eliminiert hat. "Leider sind mir die Hände gebunden. Ich kann ihm weder nach der Verfassung noch nach dem Parteistatut die Wiederkandidatur verbieten. Wenn jemand bis zum heutigen Tag nicht verstanden hat, was der Nationalsozialismus angerichtet hat, ist die Hoffnung sowieso verloren."

Die Grünen drückten ihre Empörung aus. "Entweder es gelingt der FPÖ, die Ortspartei dazu zu zwingen, ihre Unterstützung für Kampl zurückzuziehen oder sie muss sich von der Ortsgruppe Gurk trennen", heißt es.

Politisch folgenlos blieben auch rassistische Kommentare des SP-Gemeindevertreters Wolfgang Oberer in Oberndorf, Salzburg. Er hatte in Facebook Begriffe wie "Nigger" und "Schlitzaugen" verwendet. "Oberer hat erkannt, dass er einen Fehler begangen hat", sagt SPÖ-Parteichef Walter Steidl.

Zehn Listen traten bei den Gemeinderatswahl 2009 in Klagenfurt an. Wie viele es am 1. März 2015 sein werden, ist noch offen. Sicher ist aber, dass mit NEOS und "Die Unabhängigen" sich zwei neue Gruppierungen der Wahl stellen. NEOS hatte am 31. Mai in Kärnten die Landesgruppe installiert. Zum Vorsitzenden wurde Klaus-Jürgen Jandl (49) bestellt. Der IT-Manager und Sohn des langjährigen ÖVP-Stadtparteiobmannes Dieter Jandl wird sich der Vorwahl als Bürgermeister-Kandidat stellen.

"Wir werden aber auch in 20 bis 30 anderen Gemeinden kandidieren", sagte Jandl zum KURIER. Seit wenigen Tagen gibt es einen prominenten Neuzugang: Heinz Hochegger (46), der im Mai überraschend als FPÖ-Stadtvize in Wolfsberg zurückgetreten war, hat sich der Pink-Partei angeschlossen. Es ist anzunehmen, dass er in seiner Heimatstadt Spitzen- und Bürgermeister-Kandidat sein wird. In Villach wurde dafür der Jungunternehmer Bernd Stechauner (34) gewonnen, der vor eineinhalb Jahren noch für die ÖVP auf der Landtagsliste kandidiert hatte.

Politprofi

Ein anderer Politprofi will dafür in Klagenfurt mitmischen. Peter Zwanziger (37), in der Landeshauptstadt bekannt für seinen Spruch "Lieber ein ehrlicher Zwanziger als ein falscher Fünfziger", kandidiert mit der Liste "Die Unabhängigen ". So wie er es vor einem Jahr mit Erfolg bei der Personalvertretungswahl im Magistrat mit Erfolg (15 Prozent) getan hatte. Die politische Bühne ist dem Mitarbeiter des Kulturamtes vertraut, saß er doch für BZÖ und FPK im Bundesrat (bis 2011) und danach im Landtag (bis 2013). Doch er überwarf sich mit den Blauen ("Man durfte nicht die Meinung sagen").

Zwanziger wird jedoch nicht für das Amt des Bürgermeisters kandidieren. "Ich bin lediglich Koordinator und will beweisen, dass man auch ohne Steuergeld einen erfolgreichen Wahlkampf führen kann", sagt er.

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