Millionenprojekt am Gletscher

Unternehmer Hans Peter Haselsteiner gegen Grünen-Chef Rolf Holub
Lokalaugenschein im Mölltal: Bürger fordern Aufhebung der Naturschutzverordnungen, um Investoren zu halten.

Umweltschutz oder Wirtschaftsinteressen? Diese Frage stellt sich auch in Kärnten und sie ist seit Monaten Gesprächsthema Nummer eins im Mölltal.

600 Menschen drängen sich am Mittwoch Abend ins Kulturhaus Flattach. Es geht um die Zukunft des Mölltaler Gletschers, es geht um die Zukunft des Bezirks. Hier gibt es dreierlei: Landwirtschaft, Tourismus und Natur. Und wenn es darum geht, ein 75-Millionen-Hotelprojekt mit 490 Betten samt Talabfahrt durchzuboxen, sind Naturschutzgesetze zweitranging. Zwei Verordnungen – bei Wurten West und Innerfragant – müssten geändert werden. Für die Einheimischen kein Problem.

Der Bezirk Spittal hat in den vergangenen zehn Jahren immerhin 4300 Einwohner verloren. Polizeiinspektionen wurden geschlossen, Zug- und Busverbindungen gestrichen. Das aktuelle Projekt wird als Überlebensfrage definiert, dementsprechend heiß ist die Stimmung.

Die Feindbilder sind rasch gefunden: Grünen-Chef Rolf Holub wird mit Pfiffen bedacht, Erich Auer vom Naturschutzbeirat mit Unmutsäußerungen, die in "Schleich Di!"-Rufen münden. Tosender Applaus brandet hingegen auf, wenn die Investoren – Hans Peter Haselsteiner und Heinz Schultz – am Wort sind.

Die Fronten sind verhärtet. Holub lässt mit einer Wortmeldung aufhorchen: "Ich sage nicht partout nein zu einer Änderung einer Naturschutzverordnung, wenn Juristen bestätigen, dass das möglich ist. Aber ich brauche ein eingereichtes Projekt, um das prüfen zu lassen." Die Frist endet am Sonntag.

Schultz spielt auf Zeit, dreht den Spieß um: "Ändert’s die Verordnung, dann liefern wir das Projekt. Aber wir müssen wissen, ob die Landesregierung uns das Okay gibt." "Ich reiche ja nicht ein und dann hebt’s die Verordnung nicht auf", schimpft Haselsteiner in Richtung Holub. Die Katze beißt sich in den Schwanz. Uwe Scheuch taucht plötzlich auf und sagt zu Holub: "Lass die sieben Regierungsmitglieder über die Verordnung abstimmen. Das ist die Nagelprobe für diese Regierung!" Der Saal tobt.

Der Ruf nach Landeshauptmann Peter Kaiser wird laut. FPÖ, ÖVP und Team Stronach sind für das Projekt, die Grünen zeigen sich beweglich, Kaiser stets neutral. Die SPÖ sei eingeladen, habe sich aber nicht gemeldet, sagt der Veranstalter, die Wirtschaftskammer Kärnten.

Rumoren im Saal, weil Gerüchte auftauchen, dass Liftkaiser Schultz sich im Falle eines Projekt-Scheiterns komplett zurückziehen könnte. "Ich will investieren, nicht zusperren", beruhigt er.

Förderungen

Zu einem anderen Gerücht will Schultz nicht Stellung nehmen. Das Land Kärnten soll vor Jahren an Schultz Sonderbedarfszuweisungen in der Höhe von 750.000 Euro ausbezahlt haben – für ein Hotel mit 500 Betten. Dieses hätte bis 2007 stehen sollen. Die Frist soll bis 2015 verlängert worden sein. Sollte das aktuelle Projekt platzen, müsse Schultz 250.000 Euro zurückzahlen, heißt es. Haselsteiner nimmt das Mikro: "Wenn das 75-Millionen-Projekt kommt, werden wir verhandeln, um die Frist weiter zu verlängern."

Fazit nach drei emotionalen Stunden: ein wenig Neues, ein wenig Annäherung, die Tür zu einer Lösung scheint einen Spalt offen.

Kommentare