Kälter als zu Weihnachten

Bademeister Gabriel Macho mit einem ungewohnten Utensil bei der Arbeit - einem Regenschirm.
Dieser "Sommer" ist der schlechteste seit 18 Jahren. Freibäder verzeichnen große Verluste.

Die Jahreszeit zwischen Mai und September – früher auch als Sommer bekannt – bringt 2014 vor allem Gewitter und Regen. Zu all dem Nass von oben war es mit 17 Grad am Mittwoch sogar zwei Grad kälter als letztes Weihnachten (am 25. Dezember 2013 wurden in Salzburg 19,1 Grad gemessen). In sozialen Netzwerken wird der Sommer humoristisch schon per Vermisstenanzeige gesucht.

Es ist ein regelrechter Shitstorm, den der Sommer 2014 über sich ergehen lassen muss. Wer nämlich morgens gerne eine Zeitung für umsonst durchblättert, hätte leicht einen „Jahrhundert-Sommer“ erwarten können. Einen solchen kündigte etwa das Halbgratis-Blatt Österreich am 28. Juni an. Von "Rekord-Sommer", "extrem heiß" und "Hitze-Trend" war da zu lesen – in der Realität entpuppten sich die Ankündigungen leider als leere Versprechungen.

Bademeister mit Pullover und Schirm

Eine Katastrophe für alle Freibäder. 2,2 Millionen Euro Verlust werden die Badeanstalten allein in der Bundeshauptstadt verbuchen müssen. "Wir haben heuer eine Million Besucher weniger als 2013. Das ist ein Minus von 40 Prozent", erläutert Martin Kodinsky von den Wiener Bädern. Dass sich diese Zahlen durch einen schönen Herbst gravierend ändern werden, erwartet keiner mehr.

Kälter als zu Weihnachten
Bademeister Gabriel Macho mit Schirm im Krapfenwaldbad
Offen bleiben die Wiener Bäder trotzdem, denn hartnäckige Schwimmer kommen auch bei widriger Witterung ins Krapfenwaldbad am Kahlenberg. Bademeister Gabriel Macho überwacht das Becken heuer dann eben in Wintermontur und Regenschirm: "Wir bekommen von der Stadt dicke Pullover und Jacken als Arbeitsbekleidung. Dann erträgt man das schon."

Hoffen auf einen heißen Herbst

Im Klagenfurter Strandbad hofft man auf einen heißen Herbst. "Die Zahlen sind katastrophal, aber mit jedem warmen Tag wird die Statistik noch ein wenig geschönt", sagt Bäderchef Gerald Knes. "Nur 220.000 Badefreunde haben sich heuer bisher ins Strandbad gewagt. Damit halten wir aktuell bei einem Minus von 47 Prozent im Vergleich zum Vorjahr", sagt er. Dieser Trend ist in ganz Kärnten zu verzeichnen. Das Parkbad Krumpendorf beispielsweise meldet: "Wir haben ein Minus von rund 50 Prozent, es gab kaum hochsommerliche Tage".

Ein ähnliches Bild bietet ein Blick nach Salzburg. Drei Tage lang war heuer Hochsaison am Erlebnisbadesee Eben - gesamt wird das Minus zwischen 40 und 50 Prozent ausmachen. Das Erlebnisbad Mauterndorf musste heuer ebenfalls die Hälfte der Gäste abschreiben. Die Badeinsel Tamsweg kommt mit einem blauen Auge davon. Da ist der Gästeschwund nicht so dramatisch, weil ein Hallenbad angeschlossen ist.

Selbiges gilt für das Bad in Graz Eggenberg: hier steigen die Betreiber ebenfalls ein wenig besser aus, weil auch Indoor-Angebote vorhanden sind. "Ansonsten müssen wir heuer aufgrund der Wetterbedingungen in sämtlichen Grazer Bädern mit einem Minus von etwa 35 Prozent leben", meldet Gerald Pichler von der Graz Holding.

Alte Regeln behalten recht

Wer sich an Bauernregeln hält, der wusste hingegen, was auf uns zukommt. "Grünt die Eiche vor der Esche, gibt‘s im Sommer große Wäsche", lautet eine alte Bauernweisheit, die auf diesen Sommer leider zutrifft, meint Naturbeobachter Horst Nöbl aus Saalfelden. Der Pinzgauer führt seit 40 Jahren Wetteraufzeichnungen. "Die Esche hat heuer erst im Mai zu blühen begonnen, das ist sehr spät und bedeutet viel Niederschlag", so Nöbl. "Im ganzen Juli hatten wir 18 Regentage, so viele haben wir im August jetzt schon. Das ist außergewöhnlich viel und führt trotz warmer Temperaturen dazu, dass wir den Sommer als kühl empfinden."

Für den Herbst ist Nöbl aber zuversichtlich: "Wenn der Sommer so nass ist, stehen die Chancen auf einen schönen Altweibersommer gut." Mit dem Wintereinbruch rechnet der Naturbeobachter im November. In den Niederungen dürfte das weiße Vergnügen aber ein kurzes werden. Also heißt es durchhalten. In knapp vier Monaten ist Weihnachten, dann wird es vermutlich wieder warm.

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Das schlechte Wetter an der nördlichen Adria macht den Touristen zu schaffen. Sie haben massenhaft die Badeortschaften Jesolo und Lignano verlassen. Schwere Gewitter haben in der Nacht auf Donnerstag die bei österreichischen Touristen beliebte Ortschaft Lignano heimgesucht. Mehrere Campingplätze wurden überschwemmt.

Zivilschutz und Feuerwehrmannschaften mussten in Lignano wiederholt ausrücken, nachdem Straßen und Keller überschwemmt wurden. Zuvor war es auch in Jesolo zu heftigen Niederschlägen gekommen. Viele Touristen verkürzten wegen der niedrigen Temperaturen und dem Regen ihren Urlaub und reisten ab.

Hoteliers in Lignano boten daher die Rückerstattung von 50 Prozent des Hotelpreises, sollte es an den Urlaubstagen im September an einem Tag länger als zwei Stunden regen. Das Angebot gilt für Urlauber, die mindestens drei Nächte in Lignano überwachen. Die Kampagne ist bisher jedoch auf wenig Erfolg gestoßen.

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