Jeder fünfte Skisportler ist alkoholisiert auf der Piste

Jeder fünfte Skisportler ist alkoholisiert auf der Piste
Eine Studie zeigt, dass Bier und Schnaps für viele zum Skifahren dazugehört.

So manches große Skigebiet hat sich längst in einen winterlichen Ballermann verwandelt. Doch die Wintersportler lassen es offensichtlich nicht erst im Tal unten krachen. Der Alkohol fließt schon auf der Piste – in Hütten und Bergrestaurants. 20 Prozent aller Skifahrer und Snowboarder sind laut einer Untersuchung des Kuratorium für Verkehrssicherheit (KfV) alkoholisiert. „Das heißt, sie sind mit mehr als 0,5 Promille unterwegs“, präzisiert Klaus Robatsch, der KfV-Bereichsleiter für Prävention.

Und damit sind sie eine Gefahr für sich und andere auf der Piste. „Man neigt in diesem Zustand zu Risiko und Selbstüberschätzung, fährt aggressiver und ist gleichzeitig weniger reaktionsschnell“, so Robatsch. Wer sich die Piste mit solchen Risiko-Sportlern nicht teilen möchte, sollte wissen: „Die meisten Alkoholisierten haben wir nach 16 Uhr angetroffen“, so der Experte. Generell weniger Betrunkene sind in Skigebieten vorzufinden, in denen mehr Tagesgäste unterwegs sind.

Frauen wie Männer

Ein bemerkenswertes Detail der Studie: „Der Anteil der Frauen, die beim Skifahren trinken, ist in etwa gleich hoch wie jener der Männer“, weiß Robatsch. Insgesamt wurden 600 Wintersportler in Skigebieten im ganzen Bundesgebiet mit Alkomaten getestet. Acht Prozent der Angetrunkenen gaben dabei an, „harte“ Getränke wie Schnaps konsumiert zu haben. Überprüft wurden durchwegs Menschen, die noch zumindest eine Abfahrt vor sich hatten.

Zweifel an den Daten kommen von Österreichs oberstem Seilbahner Franz Hörl. „Ich glaube nicht, dass es so viele Alkoholisierte auf den Pisten gibt. Die Zahlen halte ich für massiv zu hoch.“ Er wolle das Problem zwar nicht herunterspielen, verweist jedoch auf eigene Erfahrungen aus der Gastronomie. „Wir betreiben selber ein Bergrestaurant. Dort ist der Bierkonsum in den vergangen 30 Jahren um die Hälfte gesunken. Der Absatz nichtalkoholischer Getränke hat sich verdreifacht“, so der Wirtschaftskammer-Funktionär, der auch Geschäftsführer des Skilift-Zentrums-Gerlos im Tiroler Zillertal ist.

Hörl sieht aber auch eine Entwicklung, die ihm Sorgen bereitet: „Es gibt österreichweit die Tendenz, Aprés Ski im Skigebiet zu forcieren.“ Das heißt, dass Hütten auch nach Pistenschluss offen halten und Alkohol ausschenken. „Dem versuchen wir, mit sanftem Druck auf die Restaurants zu begegnen. Aber natürlich will jeder Wirt Geschäft machen.“ Hörl wünscht sich, dass sich die Sperrzeiten der Gastronomie an den Betriebszeiten der Seilbahnen orientieren.

In der Saison 2012/2013 gab es in Österreichs Bergen mehr tödliche Skiunfälle sowie Lawinentote als im Jahr zuvor. Waren im vergangenen Jahr noch 28 Tote auf den Skipisten zu verzeichnen, kamen heuer bisher 32 Skifahrer ums Leben. Die Zahl von tödlich verunglückten Lawinenopfer stieg von 16 in der Saison 2011/12 auf 19 im heurigen Winter.

Jeder fünfte Skisportler ist alkoholisiert auf der Piste
Tödliche Unfälle auf Pisten und durch Lawinen 2008-2013 - Kurvengrafik; Lawinentote 2012/13 nach Bundesländern - Landkarte Grafik 0422-13-Unfaelle.ai, Format 42 x 110 mm

Eine deutliche Zunahme habe man bei den tödlich verunglückten Tourengehern verzeichnet, nämlich von zwölf im Jahr zuvor auf nunmehr 23, erklärten das Kuratorium für Alpine Sicherheit, die Bergrettung sowie die Polizei am Donnerstag. Insgesamt verloren heuer 102 Menschen (2011/12: 93) bei Alpinunfällen ihr Leben, dazu gehören auch "atypische Alpinunfälle" wie Arbeits- oder Verkehrsunfälle im alpinen Raum.

Bei den Unfällen ohne Todesfolge gab es einen Rückgang. So nahmen die Alpinunfälle insgesamt von 3935 (2011/12) auf 3733 ab. Als weiteren positiven Effekt erwähnten die Experten einen Rückgang der Unfallopfer auf den Skipisten: Bei 2450 Unfällen (2011/12: 2521) kamen 4331 Beteiligten zu Schaden kamen (2011/12: 4573).

Die Pistenregeln der FIS wurden 1967 beschlossen und gelten für Skifahrer und Snowboarder. Wer gegen sie verstößt und einen Unfall verursacht, kann zivil- und strafrechtlich verantwortlich gemacht werden.

Rücksichtnahme auf die anderen Skifahrer und Snowboarder Jeder Skifahrer muss sich so verhalten, dass er keinen anderen gefährdet oder schädigt oder ihn in der Ausübung seiner Tätigkeit einschränkt.

Beherrschung der Geschwindigkeit und der Fahrweise Jeder Skifahrer muss auf Sicht fahren. Er muss seine Geschwindigkeit und seine Fahrweise seinem Können und den Gelände-, Schnee- und Witterungsverhältnissen sowie der Verkehrsdichte anpassen.

Wahl der Fahrspur Der von hinten kommende Skifahrer muss seine Fahrspur so wählen, dass er vor ihm fahrende Skifahrer nicht gefährdet.

Überholen Überholt werden darf von oben oder unten, von rechts oder links, aber immer nur mit einem Abstand, der dem überholten Skifahrer für alle seine Bewegungen genügend Raum lässt.

Einfahren, Anfahren und hangaufwärts Fahren Jeder, der in eine Skiabfahrt einfahren, nach einem Halt wieder anfahren oder hangaufwärts schwingen oder fahren will, muss sich nach oben und unten vergewissern, dass er dies ohne Gefahr für sich und andere tun kann.

Anhalten Jeder Skifahrer muss es vermeiden, sich ohne Not an engen oder unübersichtlichen Stellen einer Abfahrt aufzuhalten. Ein gestürzter Skifahrer muss eine solche Stelle so schnell wie möglich freimachen.

Aufstieg und Abstieg Ein Skifahrer, der aufsteigt oder zu Fuß absteigt, muss den Pistenrand benutzen.

Beachten der Zeichen Jeder Skifahrer muss die Markierung und die Signalisierung beachten.

Hilfeleistung Bei Unfällen ist jeder Skifahrer zu Hilfeleistung verpflichtet.

Ausweispflicht Jeder Skifahrer, ob Zeuge oder Beteiligter, ob verantwortlich oder nicht, muss im Falle eines Unfalles seine Personalien angeben.

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