Der Agent, der neue Märkte öffnet

Letztendlich durfte Sam Smith statt Radiohead den Titelsong für "Spectre" liefern
Sölden wird im aktuellen Bond-Film zwar nicht erwähnt, 007-Effekte sind aber schon spürbar.

Rund 150 Minuten jagt James Bond in seinem neuesten Abenteuer einem Gespenst ("Spectre", Kinostart am 6. November) hinterher. In Sölden ist 007 dieser Tage ebenfalls noch ein Phantom. Die Ötztaler Tourismusgemeinde läuft vorerst im ruhigen Vorsaison-Modus. Die Lifte auf den herbstgold-gefärbten Hängen stehen noch still. Und auf den ersten Blick weist nichts darauf hin, dass auf den Bergen oberhalb des Ortes im vergangenen Winter actionreiche Sequenzen für den 24. Kino-Auftrag des Geheimagenten gedreht wurden.

Nachbearbeitung

Der Agent, der neue Märkte öffnet
Bond
Im Hintergrund wird allerdings bereits heftig daran gearbeitet, den möglichen Werbe-Effekt für den Wintersportort zu nützen. "Das ist die größte Marketing-Möglichkeit, die wir je hatten", sagt Bergbahnen-Chef Jakob Falkner, der sich intensiv darum bemüht hat, das Bond-Team nach Sölden zu lotsen. Dass der Name des Orts in "Spectre", im Gegensatz zum steirischen Altaussee, kein einziges Mal erwähnt wird, betrachtet Falkner nicht als Einfädler: "Diese Logo-Diskussionen sind falsch. Entscheidend ist die Nachbearbeitung."

Und die läuft bereits auf Hochtouren. Die Söldner veranstalten in 20 Städten weltweit exklusive Kinoabende für ausgewählte Gäste. "Tirol ist großes Kino" verspricht die Tirol Werbung in einem eigens fabrizierten Kino-Spot, der die Aufmerksamkeit der Bond-Fans auf das "Land im Gebirg’" und damit auch auf den zweiten Tiroler Drehort Obertilliach lenken soll. "Der Spot wird in Hunderten Kinos in Europa laufen. Wir wollen damit sechs Millionen Menschen erreichen", erklärt Josef Margreiter, Chef der Tirol-Werbung.

Der Agent, der neue Märkte öffnet
Bond
Die Söldner haben indes in den vergangenen Tagen schon 50 Journalisten aus der ganzen Welt auf die Spuren von James Bond geschickt – etwa hinauf auf den Gletscher, wo der Skibetrieb bereits läuft. Auf der Mautstraße nach oben fliehen die Bösewichte in "Spectre" vor Bond, der in einem Flugzeug hinterherjagt. "Die Gäste fragen jetzt schon immer, wo genau gedreht wurde", erzählt Ski-Lehrerin Petra Schranz auf einer der Gletscherpisten mit Blick auf die Action-Straße.

007 wirkt also. Das ist auch im imposanten Glas-Restaurant Ice-Q bei der Gipfelstation der Gaislachkogelbahn spürbar, das in "Spectre" als Bergklinik in Szene gesetzt wird. "Wir haben Reservierungen für vier bis fünf Monate im Voraus", erzählt Robert Hanser, der Gastro-Chef der Bergbahnen. Firmen planen, James-Bond-Themenabende zu inszenieren. Aber auch viele Individualreisende würden ihren Urlaub so legen, dass sie Bond-Flair atmen können.

Vor der Bergstation hängt eine Gondel, auf der das 007-Logo und der Filmtitel prangen. Wie sehr diese Insignien darüber hinaus von Sölden verwertet werden dürfen, darüber will Jack Falkner erst in den kommenden Monaten verhandeln, wie er erzählt. Er hofft, dass Bond der Tourismusgemeinde die Tür zu neuen Märkten öffnet.

Reisejournalistin Fareeda Kange von der "Times of India" ist überzeugt, dass diese Strategie etwa in Indien aufgehen könnte, auch wenn Sölden in "Spectre" nur zu sehen ist. "Die Inder sind Kino-verrückt und lieben James Bond. Und außerdem ist Ski fahren gerade das neue Ding für viele junge Leute. Und die suchen nach besonderen Plätzen, wo sie die Ersten sein wollen."

James-Bond-Suite

Im Designhotel Bergland im Zentrum von Sölden wird ebenfalls eifrig an der Bond-Vermarktung gearbeitet. "Die Suite, in der Daniel Craig und seine Frau Rachel Weisz geschlafen haben, ist gerade ganz frisch in James-Bond-Suite umgetauft", erzählt Valentina Auer vom Hotel-Marketing im Kamin-Zimmer der 212 Quadratmeter großen Luxus-Bleibe. Konkrete Buchungsanfragen gibt es schon seit Monaten.

Auch die Steirer wittern ihre Bond-Chance. Der Altausseer See ist in "Spectre" zu sehen, der Ort wird mehrfach genannt und das bei nur zwei Drehtagen im Bundesland.

"Natürlich freut’s uns", gesteht Enrico Jacob, Chef der Cinestyria. "Aber man darf das nicht so eng sehen. Im Ausland wird das alles als Österreich rezipiert."

Doch was macht nun die Steiermark aus all dem 007-Rummel? "Das hat natürlich einen klaren Werbewert", betont Erich Neuhold von Steiermark Tourismus. "Wie man das konkret umsetzt, wird man noch sehen. Es gibt ja auch Filmfans, die auf Spuren ihrer Idole Urlaub machen."

Ernst Kammerer, Geschäftsführer vom Tourismusverband Ausseerland, plant etwa Bootstouren über den See. "Mit einem Feuerwehrmann, der bei den Dreharbeiten dabei war. Der erzählt dann G’schichteln dazu." Im Zentrum von Altaussee sollen zudem Tafeln aufgestellt werden, die auf die 007-Dreharbeiten verweisen.

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