Im November entführter Österreicher wieder frei

Anton S. wurde von Rebellen entführt, als er Freunde in Homs besuchte.
Terroristen hatten Anton S. in Homs gekidnappt. Sein Fall wurde erst jetzt bekannt.

Nach mehr als vier Monaten in der Gewalt von syrischen Rebellen ist der österreichische Geschäftsmann Anton Sander seit kurzem wieder frei. In Damaskus berichtete der syrisch-stämmige Mann Freitagabend, wie er im vergangenen November aus einem Viertel der Stadt Homs verschleppt wurde. Dort hatte der Österreicher Freunde besuchen wollen: "Die Geiselnehmer legten mir eine Augenbinde an und schlugen mich immer wieder, sie legten mich in Ketten und nahmen mir mein Geld ab. Später haben sie Lösegeld verlangt. Ich hatte den Eindruck, sie wollten mich töten."

Irgendwann sei es ihm gelungen, aus seiner Geiselhaft zu fliehen, schilderte Anton Sander der staatlichen, vom Assad-Regime kontrollierten syrischen Nachrichtenagentur Sana. Er habe jedoch das umkämpfte Viertel nicht verlassen können und mit dem österreichischen Außenministerium Kontakt aufgenommen und auf seine Befreiung gewartet. Soldaten der syrischen Armee dürften den Mann offenbar aufgegriffen und in die syrische Hauptstadt gebracht haben.

Das Außenamt in Wien bestätigte am Freitag lediglich, Kenntnis vom Entführungsfall Anton Sander gehabt zu haben. Seit seiner Verschleppung war jedoch nie ein Wort über sein Verschwinden an die Öffentlichkeit gedrungen.

Narben von Schlägen

Vor den Journalisten der syrischen Agentur zeigte Sander seine Spuren und Narben von Misshandlungen. Während seiner Gefangenschaft, sagte Anton Sander "habe ich immer wieder Leute vor Schmerz weinen gehört, während sie gefoltert wurden. Es war furchtbar."

Sana gilt als offizielles Medium des syrischen Regimes, entsprechend lesen sich auch die weiteren Schilderungen von Sander: Die syrische Armee habe ihn "mit Respekt behandelt und ihm einen Zufluchtsort gegeben", zitiert Sana den Österreicher. Die Rebellen beschrieb er demnach als "ein Haufen von Gangstern und Dieben, die Menschen ausrauben und sie um Lösegeld erpressen".

Bereits im August ist Sander nach Homs gereist. Dort toben seit mehr als zwei Jahren erbitterte Kämpfe zwischen Aufständischen und Regierungstruppen. Insgesamt hat der Bürgerkrieg in Syrien mehr als 150.000 Tote gefordert, jeder dritte Syrer im eigenen Land ist bereits Flüchtling.

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