Im Apfelpreis ist der Wurm drin

Die Ernte ist 2014 sehr gut, der Preis ist für die Bauern sehr schlecht.
Die Ernte ist gut, nur der Preis für die Äpfel ist im Keller. Bauern fürchten um ihre Existenz.

Äpfel über Äpfel hängen in den Bäumen der österreichischen Obstgärten. "Das wird eine schöne Ernte", sagt Walter Schmid, "wie es der Bauer gern hat". Doch wenn er durch die Apfelbaumreihen in Gleisdorf in der Steiermark schaut denkt er auch an die Kehrseite, denn es wird schwierig, die Äpfel zu einem vernünftigen Preis zu verkaufen. Das weiß auch Martina Knöbl, die im südburgenländischen Neudauberg mit ihrem Mann einen Obstbaubetrieb führt.

"20 Prozent der Ernte vom Vorjahr liegen noch in den Lagern", sagt Knöbl. Die neue Ernte hat bereits begonnen und es soll europaweit eine Rekordernte werden (siehe unten). "Der Preis ist komplett im Keller", klagt Knöbl. Pressobst könne man nicht mehr kostendeckend ernten, bei Preisen von drei bis fünf Cent. Auch wenn die Äpfel im Handel ein bis zwei Euro das Kilo kosten, "für die Bauern bleiben nur zehn bis 15 Prozent des Verkaufspreises", sagt Knöbl. Der Rest bleibt bei Großhändlern und den Handelsketten.

Einige Landwirte würden auch versuchen, den Altbestand an Äpfeln in Biogasanlagen zu entsorgen. "Es wurden schon Anfragen gestellt, aber es kann nicht sein, dass Äpfel nicht anders zu verwerten sind", sagt Johann Luttenberger, Geschäftsführer der Biogasanlage St. Stefan im Rosental. Andernorts werden die unverkäuflichen Äpfel bereits zu Energie verarbeitet.

Preisverfall

Die meisten der rund 1800 Apfelproduzenten haben zwei schlechte Jahre hinter sich. "2012 war der Frost, 2013 die Dürre und jetzt ist der Preis im Keller", sagt Knöbl. Was den Obstbau-Betrieben zusätzlich zu schaffen macht, ist die Steuer. "Betriebe ab zehn Hektar werden nicht mehr pauschaliert besteuert", sagt Knöbl. Falle in einem guten Jahr dann auch noch Steuer an, könnten die Bauern keine Rücklagen mehr bilden und es ginge ihnen an die Substanz. Deshalb versucht Knöbl gemeinsam mit dem steirischen Landwirt Josef Hinteregger bei der Politik zu intervenieren, um die Pauschalierungsgrenze bei Obstbaubetrieben auf 20 Hektar anzuheben. "Es ist Alarmstufe Rot", sagt Hinteregger. Es herrsche eine Schieflage bei der Pauschalierungsgrenze und viele Betriebe könnten bald zusperren. "Die Politik muss die Rahmenbedingungen schaffen, sonst ist es für die Betriebe auch in einem guten Jahr nicht zu schaffen."

Es ist ein indirektes Problem für die österreichischen Obstbauern, sagt Rupert Gsöls, Obmann der österreichischen Erwerbsobstbauern. „Normal wird 50 Prozent der Ernte exportiert“, sagt Gföls. Durch das Importverbot von Russland habe vor allem Polen eine Million Tonnen Äpfel, die jetzt in Europa an den Mann gebracht werden müssen. „Zusätzlich erwarten wir eine der stärksten Ernten in der EU mit zwölf Millionen Tonnen“, sagt Gföls. Die heimischen Exporte hätten es so schwerer am Markt. Es werde zum Preiskampf kommen.

Die EU-Kommission gab nun bekannt, dass Sofortmaßnahmen zur Stützung des Obst- und Gemüsemarktes wegen des Russland-Embargos erlassen werden. Geplant sind Aufkäufe von Obst und Gemüse sowie Entschädigungen für vorzeitige Ernte oder Ernteverzicht.

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