IGGiÖ: House of Austro-Islam

Die Islamische Glaubensgemeinschaft in Österreich (IGGiÖ) versinkt im Chaos und braucht einen kompletten Neustart. Anderenfalls sollte man ihr die staatliche Förderung entziehen.

Die Produzenten der US-amerikanischen TV-Serie "House of Cards" könnten sich ihre sündteuren Drehbuchschreiber einsparen und einfach die unwürdigen Macht- und Intrigenspiele der IGGiÖ in Österreich zur Vorlage nehmen. Seit Wochen kommt die Glaubensgemeinschaft durch interne Grabenkämpfe nicht aus den Schlagzeilen. Nach der umstrittenen Wahl des erst 28-jährigen Ibrahim Olgun zum neuen Präsidenten bekriegen sich die verschiedensten türkischen, arabischen und bosnischen Moscheeverbände untereinander. Dabei wird öffentlich vernadert, diffamiert oder mit falschen Behauptungen und Anschuldigungen operiert, und das ohne Rücksicht auf die eigene Nationalität oder Ethnie.

Die Gemeinschaft, offizielle Vertretung der rund 500.000 Muslime in Österreich, zeigt sich derzeit komplett handlungsunfähig. Die Wahl Olguns wurde erfolgreich angefochten und kommt jetzt vor ein Schiedsgericht. Zudem wird für den neuen Präsidenten seine Mitgliedschaft bei ATIB, einem der größten türkischen Moscheeverbände in Österreich mit über 100.000 Mitgliedern, zu einem immer größeren Problem. ATIB wird eine Nähe zur türkischen Regierungspartei AKP nachgesagt; sie gilt als verlängerter Arm des türkischen Präsidenten Erdogan in Österreich. In internen Mails, die dem KURIER vorliegen, wird Olgun von Kritkern als Marionette bezeichnet und offen von einer Übernahme der Glaubensgemeinschaft durch die Türkei gesprochen. ATIB-Vertreter unterstellen ihren Widersachen hingegen Kontakte zur Muslimbruderschaft oder rücken einzelne Verbände in die Nähe von Salafisten.

Der Staat sollte eingreifen

Wer jetzt die Guten oder die Bösen in diesem Spiel sind, ist letztendlich egal. Worum es wirklich bei diesem Machtkampf geht, ist die Einflussnahme auf den islamischen Religionsunterricht an den heimischen Schulen. Kurz: Wer die IGGiÖ kontrolliert und dort das Sagen hat, legt fest, welche Religionspädagogen mit welcher Glaubenslehre und Ideologie, also von streng konservativ bis liberal, islamische Religionslehrer ausbilden, die dann wiederum muslimische Kinder unterrichten.

Und hier sollte der Staat, der die IGGiÖ finanziert, entschieden eingreifen und den internen Auseinandersetzungen innerhalb der Gemeinschaft rasch ein Ende bereiten. Was in der Vergangenheit vielleicht funktioniert hat, oder besser gesagt von der Politik geduldet wurde, weil man einfach nicht hinsehen wollte, läuft derzeit komplett aus dem Ruder. Was es dringend braucht, ist ein komplett neues und transparentes Regelwerk für die Ausbildung von islamischen Religionspädagogen, das nicht von problematischen, oftmals vom Ausland gesteuerten und immer offensiver auftretenden Moscheeverbänden diktiert oder unterwandert wird.

Das müsste freilich einhergehen mit einem kompletten Neustart bis hin zu einer Neugründung der IGGiÖ. Dafür würden sich hoffentlich genügend liberale und offene österreichische Muslime finden, die jene Vereine satt haben, die unter dem Deckmantel der Religion ihr Machtgefüge nur noch weiter ausbauen und manifestieren wollen. Im Sinne eines neuen Islamverständnisses wäre das höchst an der Zeit. Aber vielleicht ist das nur ein frommer Wunsch.

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