"Ich bin überall eine Ausländerin"

Bosljka D., 74, lebt seit vier Jahren in Graz und will bleiben.
74-Jähriger aus Graz droht Abschiebung, erste Instanz lehnte Antrag auf humanitäres Bleiberecht ab.

"Ich wünsche mir, dass ich bleiben kann. Was soll ich in Bosnien?", fragt Bosljka D. und schüttelt den Kopf. "Ich habe dort überhaupt nichts."

In Graz hat die 74-Jährige zwar auch nicht viel, aber über das Bisschen ist sie froh: 380 Euro Rente aus Deutschland, ein Zimmer, das sie die Hälfte des monatlichen Einkommens kostet, einen winzigen Garten, in dem sie Gemüse anpflanzt. Doch seit zwei Wochen hält die Seniorin einen Ausweisungsbescheid in Händen: D. hat keinen legalen Aufenthaltstitel in Österreich, ihr Antrag auf humanitäres Bleiberecht wurde in erster Instanz abgewiesen.

"Eigentlich war sie bis auf drei Monate nie legal in Österreich", sagt Maria Fuchs von der Caritas, die D. in Rechtsfragen hilft. Sie sei "überall eine Ausländerin", bedauert D., das ziehe sich durch ihr ganzes Leben: Geboren in Bosnien, zogen ihre Eltern später nach Serbien, da war sie fünf. Als Erwachsene ging sie nach Deutschland und arbeitete dort 28 Jahre lang, ehe festgestellt wurde, dass sie dort kein Aufenthaltsrecht besitzt.

D. zog weiter nach Frankreich und blieb dort zehn Jahre. Dann legten ihr die Behörden nahe, doch "heim" zu gehen. Sie ging, doch das serbische Dorf habe sich verändert. Es gibt keine Verwandten dort und außerdem: In Serbien war die Frau mit bosnischer Staatsbürgerschaft erneut Ausländerin.

"Unmenschlich"

2011 kam D. schließlich nach Graz, beantragte Bleiberecht. Die 71-Jährige fand Unterschlupf im "Haus Rosalie" der VinziWerke in Graz, wo sich Obfrau Mathilde Unterrieder um die Zukunft der Seniorin sorgt. "Eine Abschiebung wäre unmenschlich und unwürdig."

Rechtlich wäre sie möglich, überlegt Caritas-Rechtsberaterin Fuchs. "Wir hoffen auf die zweite Instanz. Das Bleiberecht ist eine Ermessensfrage." D. hofft auf Einsicht. "Ich spreche Deutsch, nehme kein Geld vom Staat. Aber das zählt nicht."

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