Höllenengel nun als "Friedensengel"

Die verruchten Rocker wollen in Österreich friedlich sein.
In Griechenland wurde Österreich von den Granden der Rockergang zur Ruhezone erklärt.

Beim sogenannten "World-Run" trifft sich alljährlich die Elite der Hells Angels. Die weltweit führenden Mitglieder beraten dort die aktuellen Agenden und Pläne des Clubs. Oftmals soll es dort auch um kriminelle Machenschaften und Absprachen mit anderen Rockerklubs gehen.

Am ersten Juniwochenende war es auf der griechischen Insel Korfu wieder so weit. Was dort gesprochen wird, ist normalerweise so geheim wie eine Papstwahl. Rocker sprechen nicht mit Medien über Interna. Laut KURIER-Informationen war Österreich dort jedenfalls ein wichtiges Thema.

Denn hierzulande drängen neue Gruppierungen nach. So versuchen etwa die niederländischen Satudarah, Fuß zu fassen, auch die United Tribuns setzen starke Aktivitäten. Dazu wurde in Graz mit den "Red Dogs" ein neuer Club gegründet. Die "Bandidos" scheiterten zuletzt mit einer Expansion in die Alpenrepublik (siehe Zusatzbericht).

Agieren im Geheimen

Doch das alles birgt reichlich Konfliktstoff. Denn die österreichischen Hells Angels sind vor allem eine Altherren-Partie, die auf die Rockerehre der 70er-Jahre Wert legt. Während man in Deutschland mit einem Imagefilm und dem medial offensiven Präsidenten Lutz Schellhorn auftritt, agieren die heimischen Rocker lieber weiter im Untergrund.

Im Rotlichtbereich sind sie etwa in Salzburg, Graz oder Wien aktiv. Immer wieder ist auch von Drogengeschäften, vor allem Kokainhandel, die Rede. Doch es gibt auch ganz legale Geschäfte wie Tätowiermessen, Boxkämpfe und Aktivitäten im Poker- oder Finanzbereich.

Die nun nachdrängenden Gruppen sind jünger und aggressiver. Und manche meinen: Auch mit mehr krimineller Energie ausgestattet. Die Kärntner United Tribuns etwa entsandten kürzlich einige Kämpfer zu Randalen in Stuttgart. Auch im Rotlicht sind sie aktiv, zuletzt etwa in Vorarlberg oder Niederösterreich. Sie werden vom Bundeskriminalamt genau im Auge behalten.

Lange war unklar, ob es zwischen Tribuns und Angels zu einem Rockerkrieg wie in anderen Teilen Europas kommt. In der Rockerszene gibt es dabei sehr unterschiedliche Strömungen: Auf einschlägigen Internet-Seiten wird seit Monaten heftig debattiert, wie miteinander umgegangen werden soll.

Machtwort

In Griechenland wurde nun ein Machtwort gesprochen: Man toleriert einander. Es soll Frieden herrschen statt Auseinandersetzung. In den kommenden Monaten sind entsprechende Gespräche geplant. Hells Angels, deren neuer Supporter-Klub Red Dogs und die United Tribuns sollen sich die Reviere untereinander aufteilen. Erstes Anzeichen war etwa eine gemeinsame "Friedensfahrt" in Velden, wie der KURIER Mitte Juni berichtete. Mit den verfeindeten Bandidos gibt es ohnehin ein Abkommen: Diese kommen nicht nach Österreich, die Hells Angels expandieren dafür nicht weiter in Bayern.

Hells Angels:
Sie wurden 1975 in Österreich gegründet und haben fünf Filialen (so genannte Charter). Wer hierzulande ein Rocker sein will, sollte sich mit ihnen arrangieren. Ein ernsthaftes Motorradclubtreffen ohne zumindest einen Vertreter der Höllenengel gibt es nicht. Vom Bundeskriminalamt werden sie als „kriminelle Organisation“ eingestuft. Die neu gegründeten Red Dogs in Graz sind ein Supporter-Club der Hells Angels.

Bandidos, Satudarah:
Gelten als die größten Feinde der Angels. Beide versuchten zuletzt nach Österreich zu expandieren, konnten bisher aber keine Chapter, wie deren Filialen heißen, gründen.

United Tribuns:
Eine Türsteher-Gang, die sich als „Bruderschaft“ versteht. Weltpräsident ist der Bosnier Boki, der in Deutschland wegen Verdacht des Menschenhandels gesucht wird. Nur eine Handvoll Mitglieder hat Motorräder, weshalb sie alteingesessene Rocker oft als Streetgang bezeichnen.

Outlaws, Gremium, Outsider:
Verstehen sich als One-Percenter (außerhalb des Gesetzes) sind aber mehr oder weniger polizeilich unauffällig. Die Outsider sind vor allem bekannt als Sargträger des Musikers Falco.

Höllenengel nun als "Friedensengel"

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