HCB: Deponie pocht auf Vertrag

250.000 Tonnen Blaukalk lagern noch bei der Donau Chemie
Donau Chemie verweist auf gültige Vereinbarung mit Zementwerk.

"Verbrennen verboten!" – Stillstand herrscht derzeit im Zusammenhang mit der Blaukalk-Verbrennung im Görtschitztal: Die Wietersdorfer Zementwerke dürfen den mit dem Umweltgift HCB belasteten Klärschlamm (vorerst) nicht verwerten, andererseits muss jedoch die Donau Chemie die Entsorgung vorantreiben.

Daher pocht man von Seiten der Donau Chemie auf rechtliche Vereinbarungen. "Natürlich evaluieren wir auch alternative Verbrennungsmöglichkeiten, aber mit Wietersdorfer besteht ein aufrechter Vertrag", sagt Donau-Chemie-Sprecher Armin Puffitsch.

Der für die Sanierung der Deponie in Brückl zuständige Hartwig Kreiger glaubt ebenfalls, dass Gras über die Causa wachsen und das Wietersdorfer Zementwerk die Blaukalk-Verwertung wieder aufnehmen werde. Das Land hat den Wietersdorfer Zementwerken bekanntlich per Bescheid untersagt, weiter Blaukalk zu brennen. Das Unternehmen kündigte einen Einspruch an.

"Natürlich ist die Sache derzeit der große Aufreger, aber den Vertrag, der auf sieben Jahre abgeschlossen wurde und die Gesamt-Entsorgung des Kalks beinhaltet, kann man nicht ignorieren. Vielleicht muss das Werk in Klein St. Paul nachrüsten, aber ich kann mir schon vorstellen, dass die Blaukalk-Verbrennung wieder dort über die Bühne gehen wird", spekuliert Kreiger. "Ich glaube nicht an eine lange Stehzeit." Würde man die Entsorgung in ein anderes Bundesland verlegen, würden hohe Transportkosten entstehen.

Grundwasser gefährdet

Kreiger glaubt, dass die Entsorgung bis "Ende 2018 oder Anfang 2019" erledigt sein sollte und gibt zu bedenken: "Es existiert ja durchaus eine Gefährdung des Grundwassers und der Gurk."

Die Belastung des neben der Deponie fließenden Flusses ist bekannt. Albert Kreiner, Krisenmanager des Landes, spricht von einer "Grundbelastung mit verschiedenen giftigen Stoffen." Das Grund- und Trinkwasser sei aber nicht betroffen. Aus der Gurk wurden in den vergangenen Tagen verstärkt Wasserproben entnommen, das Untersuchungsgebiet flussabwärts ausgedehnt. Ergebnisse lägen aber noch nicht vor.

Für Aufregung sorgte indes ein Bericht der Presse, wonach im Bezirk St. Veit, zu dem das Görtschitztal zählt, eine hohe Krebsrate festgestellt wurde. Demnach gebe es österreichweit laut Statistik Austria jährlich 265 Neuerkrankungen pro 100.000 Einwohner, im Bezirk St. Veit allerdings 344 (zum Vergleich: in Klagenfurt-Stadt sind es 343, in Hermagor 243). Ein Zusammenhang mit HCB steht im Raum.

Diesen sieht Umweltmediziner Michael Kundi nicht. Dafür sei die HCB-Belastung zu kurzfristig gewesen. Neuesten Erkenntnissen des Landes Kärnten zufolge wurde stark belasteter Blaukalk erst seit Mai oder Juni 2013 verbrannt. "Wir haben uns auch die regionalen Krebsraten der Alpe-Adria-Region angesehen. Da gibt es weit stärker betroffene Regionen als das Görtschitztal", erklärt Kundi. Lesen Sie mehr zum Thema auf Seite 4.

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