Links gegen rechts: Nervosität in Graz

Pegida-Demo in Graz im März 2015.
Im Vorfeld der Pegida-Demo wurde der Dom mit Hakenkreuz beschmiert, Stolpersteine wurden verätzt.

Die Messing-Plaketten in der Grazer Schröttergasse, eingelassen im Asphalt, erinnern an Herbert Eichholzer, einen Widerstandskämpfer gegen das NS-Regime, und an die Familie Kurzweil, die von den Nazis verfolgt wurde. In der Oeverseegasse wurde ein sogenannter "Stolperstein" für Arnold Körner verlegt, der 1939 vor den Nazis aus Graz floh.

Diese und drei weitere Gedenksteine am Griesplatz wurden nun verunstaltet: Sie sind deutlich blau verfärbt – ob durch Farbe oder Säure, ist noch nicht geklärt. Exakt vor einem Jahr war es jedenfalls Säure, die auf mehrere solcher "Stolpersteine" geschüttet wurde und sie blau verfärbte. Der oder die Täter wurden nie gefasst.

Links gegen rechts: Nervosität in Graz
Säure
Auf dem Grazer Dom tauchten am Mittwoch auch noch Nazi-Schmierereien auf: Ein Hakenkreuz sowie die Zahl "18": jene Ziffernkombination, die Neonazis als Synonym für Adolf Hitler verwenden.

Auffälliger Zeitpunkt

Die Polizei ermittelt "in alle Richtungen", wie es gestern hieß. Weder Vandalenakte noch politisch motivierte Aktionen werden ausgeschlossen. Der Zeitpunkt ist allerdings auffällig: Für morgen, Samstag, haben sich wieder einmal Pegida-Anhänger angesagt, um im Grazer Bezirk Andritz gegen "unkontrollierte Einwanderung" zu demonstrieren. Die Kundgebung findet in der Nähe eines ehemaligen Seniorenheims statt, in dem unbegleitete minderjährige Flücht- linge wohnen.

Die Polizei sieht "bis jetzt keinen Zusammenhang" zwischen den Schmieraktionen und der Veranstaltung in Andritz. Zu den bisher drei angemeldeten Gegendemonstrationen kommt noch eine vierte: Der KZ-Verband ruft Samstag, 14 Uhr, zu einer Mahnwache auf – genau zu dem Zeitpunkt, an dem die Pegida-Anhänger in Andritz marschieren.

Kein Sichtkontakt

Die Polizei ist mit einem Großaufgebot vor Ort, um die Gruppen auseinanderzuhalten. Weder die Teilnehmer der Mahnwache, noch jene der drei angemeldeten Demonstrationen der Jungen Grünen sollen auf die Pegida-Anhänger treffen. Nicht einmal Sichtkontakt soll es zwischen den Gruppierungen geben.

Seitens der Politik kommen Aufforderungen, den Pegida-Aufmarsch erst gar nicht zuzulassen. "Das Klima ist vergiftet, die Situation bedrohlich", glaubt Vize-Bezirkschef Hanno Wisiak von der KPÖ. Doch Oberstleutnant Herbert Fuik von der Landespolizeidirektion winkt ab: "Wir haben im Vorfeld sehr wenige Möglichkeiten, Veranstaltungen zu untersagen. Da gibt es viele höchstgerichtliche Entscheidungen, in denen strenge Maßstäbe gesetzt werden."

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