Grazer Diözesanbischof Kapellari tritt zurück

APA4410558-3 - 01072011 - WIEN - ÖSTERREICH: ZU APA 063 II - Bischof Egon Kapellari am Montag, 27. Juni 2011, während eines Interviews mit der APA in Graz. APA-FOTO: MARKUS LEODOLTER
Dienstältester Bischof Österreichs geht nach 33 Dienstjahren - Nachfolge ist noch offen.

Der Bischof der steirischen Diözese Graz-Seckau, Egon Kapellari, tritt zurück. Dies werde in wenigen Tagen wirksam, hieß es am Samstag laut Kathpress, womit eine entsprechende Meldung der Kleinen Zeitung bestätigt wurde. Kapellari steht im 80. Lebensjahr und hatte bereit vor vier Jahren Papst Benedikt XVI. um seinen Rücktritt ersucht.

Die "Entpflichtung vom Bischofsamt" durch den Papst erfolgt ohne Ernennung eines Nachfolgers. Das Grazer Domkapitel wird deshalb einen Diözesanadministrator wählen, der die Funktion wahrnimmt, bis von Papst Franziskus einen Nachfolger bestimmt. Als ein Grund für Kapellaris Rückzug wurden auch gesundheitliche Probleme angegeben. Kapellari ist mit 33 Dienstjahren der dienstälteste Bischof Österreichs.

Hirtenbrief von Kapellari

Kapellari wandte sich am Samstag in dem Hirtenbrief "auf den Tag genau 33 Jahre nach meiner Bischofsweihe im Dom von Klagenfurt" an die Angehörigen seiner Diözese und teilte seinen kommenden Rücktritt mit. Papst Franziskus werde seinem wiederholten Ersuchen entsprechen, wenige Tage nach seinem Geburtstag am 12. Jänner. Kritik am langen Warten klang in dem Hirtenbrief durch.

Er vertraue gemeinsam mit den Katholiken darauf, dass sich "betreffend die Frage meiner Nachfolge im Bischofsamt alles gut fügen wird, weil die für eine diesbezügliche Entscheidung Verantwortlichen in Kenntnis der Gesamtsituation der Kirche in Österreich und in Steiermark gewiss höchst verantwortlich handeln und entscheiden werden". Kapellari schrieb weiters, man müsse die Bemühungen um ein gutes Miteinander nicht nur beibehalten, sondern sogar verstärken und er bitte, "diese Entscheidung mit inständigem Gebet zu begleiten". Er wolle in der Diözese bleiben und helfen, "wo ich noch kann und gebraucht werde", was aber keine Einmischung bedeute.

Im Ganzen sei er noch bei guter Gesundheit, doch durch Probleme betreffend die Funktionsfähigkeit beider Knie mehr und mehr beeinträchtigt: "Deshalb habe ich im Einvernehmen mit dem Apostolischen Nuntius und der römischen Kongregation für die Bischöfe erneut eindringlich um meine Entpflichtung gebeten." Mit dem Datum der Veröffentlichung dieser Entscheidung beende er seine 33 Jahre in der Leitung der Diözese Gurk-Klagenfurt und seit März 2001 der Diözese Graz-Seckau.

Er habe im Jänner 2011 Papst Benedikt XVI. um Entpflichtung gebeten, dieser habe dieses Gesuch "nunc pro tunc" ("jetzt für später") angenommen und zugleich seine Amtszeit um zwei Jahre verlängert. "Diese Frist war aber kein verbindlicher Rahmen und ich bin seither durch weitere zwei Jahre Diözesanbischof von Graz-Seckau gewesen", schrieb Kapellari, wobei diese Zeit keineswegs ein Provisorium gewesen sei. Das zeige etwas die Entwicklung des Projekts "Diözesaner Weg".

Diözesanadministrator wird gewählt

Das Domkapitel soll nun innerhalb von acht Tagen ab Veröffentlichung der Entpflichtung - voraussichtlich am Mittwoch im Osservatore Romane, wie die Kleine Zeitung am Samstag schreibt - einen Diözesanadministrator wählen, bis eine Bischofsernennung für Graz-Seckau vorliegt. Einige Zeit schien es so, als wäre Weihbischof Franz Lackner der logische Nachfolger, doch wurde dieser dann im November 2013 nach Salzburg als Nachfolger Alois Kothgassers berufen.

Trotz der bewiesenen Langmut ließ Kapellari in seinem Abschiedsschreiben auch zart Kritik anklingen: "Mein Abschied von der Leitung der Diözese ist zeitlich nicht schon mit der Ernennung eines neuen Diözesanbischofs verbunden. Wenn ein Gesamtblick auf die vergangenen vier Jahre und auf die Suche nach Kandidaten nicht gegeben ist, wird man leicht geneigt sein, dies zu kritisieren. Ein wichtiger Grund für diese Verzögerung lag beziehungsweise liegt in der Berufung unseres bisherigen Weihbischofs Franz Lackner zum Erzbischof von Salzburg. Ich bitte Sie alle, liebe katholische Christen in unserer Diözese, in dieser Verzögerung auch eine Fügung zu erkennen und anzunehmen.".

Neben seinem besonderen Dank den "vielen lebenden oder schon verstorbenen Menschen, Christen, aber auch Nichtchristen und Menschen ohne religiöses Bekenntnis" und den Priestern und ehrenamtlich Wirkenden gehe sein "zutiefst empfundener Dank gilt den sogenannten 'Stillen im Lande', den Beterinnen und Betern, die oft verborgen und stellvertretend für viele andere Gott eine lobende, bittende und dankende Antwort auf das Wort geben, das er in Schöpfung und Erlösung gesprochen hat und immer neu spricht."

Kurz vor Weihnachten 2014 gab Kapellari dem KURIER ein Interview, das man unten nachlesen kann.

Der steirische Diözesanbischof Egon Kapellari hat knapp nach seinem 79. Geburtstag - er ist am 12. Jänner 1936 im obersteirischen Leoben geboren - seinen Rückzug von der Spitze der Diözese angekündigt. Der als konservativ geltende Bischof, eifrige Publizist und Verfasser von an die 15 Büchern, ist nie ein lautstarker Kirchenmann gewesen, hat aber stets tagespolitisch Stellung bezogen.

Der Obersteirer studierte in Graz zunächst Rechtswissenschaften und dann in Graz und Salzburg Theologie. 1961 zum Priester geweiht, übernahm er in Graz das Amt eines Hochschulseelsorgers, ehe er am 24. Jänner 1982 von Papst Johannes Paul II. zum Bischof der Kärntner Diözese Gurk-Klagenfurt ernannt wurde. In seiner Kärntner Zeit stellte Kapellari seinen öffentlichen Reden oft Grußworte in slowenischer Sprache voran - zu einer Zeit, als dies politisch nicht opportun war.

Knapp zwei Jahrzehnte später erfolgte seine Rückkehr nach Graz, wo er im März 2001 die Nachfolge von Johann Weber als Diözesanbischof antrat. Kapellari ist seit 1992 Referent für Fragen von Liturgie, Europa und Kultur in der Österreichischen Bischofskonferenz und als deren stellvertretender Vorsitzender seit 2001 auch für Medienfragen zuständig.

Der Grazer Bischof gilt als konservativ, nimmt im Klerus aber eher eine Mittelposition und eine "offene Haltung gegenüber der Welt" ein. Zur Rehabilitierung des Holocaustleugners Richard Williamson, zur Bestellung des Linzer Weihbischofs Gerhard Wagner und zu den Missbrauchsfällen in der Kirche fand er deutliche Worte der Kritik.

Sein Leitspruch als Bischof ist einer Stelle im 1. Korintherbrief entnommen: "Omnia vestra, vos autem Christi" (Alles ist Euer, ihr aber gehört Christus). Kapellari gilt als um Ausgleich bemüht und als neuen Ideen durchaus aufgeschlossen, solange sie nicht gegen Dogmen wie Zölibat oder den alleinigen Führungsanspruch wie in den kirchlichen Hierarchien abgebildet geht. Für die Reformbemühungen etwa der Pfarrerinitiative fand er Verständnis, aber diese müssten im "Schiff der Diözese und der Weltkirche" stattfinden. Noch im März 2013 hatte er wiederum über einen südsteirischen Pfarrer ein Predigtverbot ausgesprochen, weil dieser wiederholt gegen Homosexuelle und den Islam gewettert hatte.

In den vergangenen Jahren hatte er auch deutlich gegen parteipolitische Vereinnahmungsversuche des Christentums - etwa in der Islamdebatte - Stellung bezogen und im Mai 2009 implizit Kritik am FPÖ-Slogan "Abendland in Christenhand" geübt: Damals verwies er "auf die Tatsache, dass Europa als sogenanntes 'Abendland' sich nicht monopolartig in Christenhand befindet oder je befinden könnte". Auch gegen das Anti-Minarett-Spiel der steirischen FPÖ im Landtagswahlkampf im Spätsommer 2010 hatte Kapellari klar Position bezogen - er sehe durch das Spiel das Zusammenleben religiöser Glaubensgemeinschaften in der Steiermark gefährdet: "Das hebt eine Schranke des interreligiösen Respekts auf und ist strikt abzulehnen."

Kapellari, der als "Medienbischof" der Bischofskonferenz den stets im Frühling im Grazer Priesterseminar abgehaltenen "Empfang für Medienschaffende" eingeführt hatte, litt in den vergangenen Jahren zunehmend unter Problemen mit beiden Knien, ertrug dies aber geduldig und langmütig - obwohl etwa trotz seiner Ersuchen die Nachfolgefrage in Salzburg noch vor seiner eigenen entschieden wurde. Nun dürfte er das bekommen, was er sich seit langem und öffentlich kundgetan wünscht: "Mehr Zeit für den 'Mönch in mir'."

Egon Kapellari musste lange warten. Schon vor rund vier Jahren hatte er sein Rücktrittsgesuch nach Rom geschickt, nun wird der Papst diesem entsprechen. Im Vatikan stehen aber noch weitere Entscheidungen für Österreich an: Sowohl Bischof Ludwig Schwarz (Linz) als auch Klaus Küng (St. Pölten) erreichen heuer die Altersgrenze von 75 Jahren.

Gemäß Kirchenrecht muss ein Diözesanbischof mit der Vollendung des 75. Lebensjahrs sein Rücktrittsgesuch an den Papst schicken. Ob er dieses annimmt, steht auf einem anderen Blatt Papier. Der damalige Papst Benedikt XVI. bat Kapellari um Verlängerung, während in der Zwischenzeit - 2013 - die Bischofssitze in Vorarlberg, wo Benno Elbs auf Elmar Fischer folgte, und Salzburg, wo Alois Kothgasser an Franz Lackner übergab, neu besetzt wurden. Lackner war zuvor Weihbischof in Graz gewesen und hatte als Favorit für Kapellaris Nachfolge gegolten.

Der Linzer Diözesanbischof Ludwig Schwarz wird am 6. Juni 2015 75 Jahre alt. Sein Amt in Linz hat er seit 2005 inne. Die Suche nach einem Nachfolger für ihn könnte kirchenpolitisch spannend werden. 2008 sorgte die Ernennung des konservativen Pfarrers Gerhard Maria Wagner zum Weihbischof für Wirbel, Wagner nahm das Amt schließlich nicht an.

Am 17. September des Jahres feiert Klaus Küng seinen 75er. Er ist seit 1989 Bischof - allerdings erst seit 2004 in St. Pölten. Davor hatte er den Sitz in Feldkirch innegehabt. 2004 wechselte er als Nachfolger des umstrittenen und zurückgetretenen Kurt Krenn nach Niederösterreich.

Sein Rücktrittsgesuch bereits eingereicht hat Militärbischof Christian Werner, der 2013, obschon erst 70-jährig, ein entsprechendes Schreiben an den Papst richtete. Er machte gesundheitliche Gründe geltend. Die Annahme durch Papst Franziskus steht aber noch aus.

Dieser Papst bringt etwas in die katholische Kirche zurück, das man lange vermisste: Spontaneität und Humor. In der österreichischen Amtskirche hat man ja immer das Gefühl, dass maximale Ernsthaftigkeit, gepaart mit Schuldbewusstsein oberstes Gebot ist. In Lateinamerika hingegen dürfen auch Kirchenvertreter (halb-)lustig sein. Aber zwischen der Lockerheit des Papstes und den restlichen Vatikan-Vertretern klafft eine tiefe Kluft.

Der nun aus Altersgründen zurückgetretene steirische Diözesanbischof Egon Kapellari war einer der wenigen, der den Dialog suchte und damit weit über die intellektuellen Kreise in der Steiermark hinauswirkte.

Das einzige Thema, wofür sich die heimische katholische Kirche derzeit offen engagiert, ist das Fortpflanzungsmedizingesetz. Ethisch betrachtet muss man eine Selektion von Embryonen natürlich bekämpfen. Aber wer die Präimplantationsdiagnostik für Eltern mit genetischem Risiko ablehnt (nur gesunde Embryonen werden in den Mutterleib eingesetzt), muss in der gelebten Praxis mit Spätabtreibungen behinderter Babys rechnen. Das ist ja wohl weitaus schlimmer!

Mehr Vatikan-Berater als oberster Hirte

Rund um die jüngsten Anschläge und die Vertreibung der Christen aus dem Orient hörte man hingegen kaum klare Worte. Die katholische Kirche verhält sich so still, als wäre es ihr selbst peinlich. Die theoretische Ökumene lebt – sonst aber nicht viel. So tritt auch der Wiener Kardinal Schönborn mehr als Vatikan-Berater denn als oberster Hirte auf. Die Angst vieler Bischöfe, irgendwo anzuecken, führt zu weichgespülter Aussagelosigkeit, die die Rest-Katholiken ratlos zurücklässt. Folge: Die Zahl der Gläubigen sinkt ebenso wie die Zahl regelmäßiger Gottesdienstbesucher.

Dabei könnte die katholische Kirche nach 200 Jahren Aufklärung selbstbewusster auftreten. Stattdessen verharrt sie in der „Bitte haut uns nicht“-Defensivhaltung und überlässt die Kommunikation den Nichtregierungsorganisationen wie der Caritas. Das beschränkt sich dann auf die üblichen Armutsdiskussionen. Angesichts deutlich vitalerer muslimischer Glaubensgemeinschaften könnte man fragen, ob es nicht sinnvoll wäre, den christlichen Wertekanon wieder zu stärken. Weil das Teil unserer Identität und Geschichte ist. Aber dazu hat die Kirche längst keine Kraft und Glaubwürdigkeit mehr. Sie gibt sich gleichwertig mit allen anderen Religionsgemeinschaften. Aber wird das umgekehrt auch so gesehen? Niemals.

Vielleicht liegt die Schreckstarre der Kirche auch daran, dass man als Folge des islamistischen Terrors die Abschaffung des Blasphemieparagrafen und eine weitaus härtere Debatte als bisher über eine wirkliche Trennung von Kirche und Staat befürchtet. Beides wäre nur logisch und hätte folgerichtig einen allgemeinen Ethik- statt des Religionsunterrichts zur Folge. Erst dann werden die Kirchenvertreter aufwachen. Aber es wird egal sein – weil sie es schon lange vorher aufgegeben haben, sich Gehör zu verschaffen. Auch im Vatikan werden die beharrenden Kräfte wohl wieder Oberhand gewinnen. Viele in der Vatikan-Bürokratie sind mittlerweile über ihren leutseligen Chef , der auch interne Probleme anspricht, „not amused“.

Im Dezember 1981 wurde Egon Kapellari zum Bischof ernannt. 20 Jahre lang war er Bischof der Diözese Gurk, ehe er 2001 heim nach Graz-Seckau berufen wurde. Hier war er von 1964 bis 1981 Hochschulseelsorger und leitete auch das Afro-Asiatische Institut. Mit 33 Jahren im Amt ist der 79-Jährige der dienstälteste Bischof Österreichs.

KURIER: Wenn Sie an einem Adventsamstag die Menschenmassen beim Einkaufen sehen, was denken Sie?

Diözesanbischof Egon Kapellari: Ich freue mich über die Abstrahlungen von dem, was für mich der Kern von Weihnachten ist. Ich jammere nicht oder schelte nicht, dass dieser Kern bei vielen wenig bekannt ist. Konsumschelte werden Sie von mir nicht hören, ich achte die Freiheit in einer pluralistischen Gesellschaft. Aber ich tue alles mir Mögliche, um das Wesentliche von Weihnachten zu stärken.

Hören Sie Signale aus Rom, was Ihre Nachfolge als Bischof betrifft?

Das ist "work in progress" und daher noch nicht entschieden. Mit der Ernennung unseres Weihbischofs Franz Lackner zum Erzbischof von Salzburg ist aber jedenfalls eine sehr plausible Perspektive betreffend meine Nachfolge abhanden gekommen.

Wie beurteilen Sie das Auftreten von Papst Franziskus?

Ich halte diesen Papst für einen großen Segen für die Kirche und für die ganze Menschheit. Dieser Papst gibt der Kirche einen Schub von fröhlicher gelebter Bergpredigt. Er gleicht dem Typ eines biblischen Propheten, während der frühere Papst Benedikt XVI. eher dem Typus eines biblischen Weisheitslehrers entsprochen hat. Für mich sind die beiden Päpste komplementär: Der Prophet ist deutlich und laut, der Weisheitslehrer ist eher leise. Aber beide wirken auch heute zugleich.

In der laufenden Asyldebatte spricht man meist über Quoten, nicht über die Menschen dahinter. Die Gemeinden sperren sich auch oft gegen Asylwerber, Anrainer ebenfalls. Warum haben Menschen Angst vor Flüchtlingen?

Nicht alle Leute, die sich da wehren, sind simple Egoisten. Die meisten von ihnen spenden wahrscheinlich manchmal oder oft etwas für gute Zwecke. Sie haben aber Angst angesichts einer für sie unüberschaubaren Situation. Kirchlicherseits tun wir nicht wenig, um die Situation zu entkrampfen und zu helfen. In der Steiermark haben wir bisher 477 Plätze für Asylwerbende zur Verfügung gestellt und werden diese Zahl bis März auf 600 erhöhen können. Wir tun dies in Allianzen zwischen Kirche, zumal als Caritas, und politisch Verantwortlichen. Das Gesamtproblem für uns alle wird sich freilich noch verschärfen.

Aktuell heiß debattiert wird das neue Islamgesetz. Ist notwendig, was die Regierung plant?

Eine Aktualisierung des bisherigen Islamgesetzes ist sicher geboten. Die ursprüngliche Regelung stammt aus dem Jahr 1912. Damals war der Islam in Österreich nicht vielgestaltig wie heute. Indessen ist die Zahl der Muslime sehr angewachsen, und das Miteinander im Islam selber und in der gesamten Zivilgesellschaft ist ein Dauerauftrag an alle, der auch zu Spannungen führt. Die katholische Kirche und die Kirchen überhaupt haben viel zu einem guten Miteinander beigetragen und werden dies auch weiterhin tun. Ein Schönreden oder Wegreden von Problemen hilft aber niemandem.

Wie soll man aber Islamismus und Extremismus begegnen? Ein Gesetz allein wird da nicht reichen.

Zum Teil ist das auch ein innerislamisches Problem. Weltweit fürchten sich viele Muslime und schon gar Christen vor dem Islamismus. Einem Generalverdacht gegen den Islam und entsprechenden Aggressionen muss eine Zivilgesellschaft wie die österreichische auch im eigenen Interesse entgegenwirken. Eine gut gemeinte naive Blauäugigkeit reicht dazu nicht aus. Sie wäre sogar schädlich. Ein hochrangiger Vertreter des Islam hat mir gesagt: Wir brauchen mehr Bildung. Da ist auch das Problem der Aufklärung angesprochen. Die Christenheit in Europa ist in Jahrhunderten durch das Feuer der Aufklärung gegangen. Das war oft zerstörend, aber auch läuternd.

Was hat die Bischofskonferenz zu so massiver Kritik am Entwurf für ein neues Fortpflanzungs-Medizingesetz herausgefordert?

Ein paar Sätze reichen für eine kurze Antwort auf eine so komplexe Frage nicht aus. Jedenfalls sieht der Entwurf nicht nur die notwendige Schließung einer Gesetzeslücke vor. Man versucht gleich auch, eine Reihe älterer Wünsche, die im Trend liegen, mit zu erfüllen. Eine differenzierende Diskussion ist im Gang und man kann sich dafür auch die nötige Zeit lassen.

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