Bankkunde bestohlen, getötet und zerstückelt

Halil I., 30, wird von seinem jüngeren Kollegen schwer belastet.
Leichenteile in Kübeln einbetoniert und in Mur versenkt. Anklägerin: „Das Motiv war Geldgier“.

Er war voll mit Beton und Blut“, sagt Ferhat K. leise und spricht von seinem früheren Arbeitskollegen, Halil I.: Der 30-Jährige habe Heinz-Peter Egger erdrosselt, die Leiche zerstückelt und in Kübel einbetoniert. Er selbst sei bloß zur Mithilfe gezwungen worden, beteuert der 24-Jährige. „Entweder du machst mit oder ich brauch’ mehr Beton“, habe der Ältere gedroht. „Ich habe das Geld genommen. Aber dass das so endet, hätte ich nie gedacht.“

Für drei Tage ist der Mordprozess in Graz angesetzt. Die beiden Ex-Bankangestellten sollen Egger, einen vermögenden Weststeirer, um 223.000 Euro betrogen haben: Geld, das sie in Tranchen von Konten ihres Kunden abzweigten. „Er war ein ideales Opfer“, glaubt die Staatsanwältin. „Er hat immer viel Geld abgehoben, ist damit locker umgegangen, war ein Einzelgänger. Er hat gar nicht genau gewusst, wie viel Geld er hat.“

Todesurteil

Doch dann kam der 54-Jährige im Februar 2014 doch drauf, dass zwei seiner Sparbücher leer waren. „Er ist zur Bank und hat gefragt, was da los ist“, beschreibt die Anklägerin. „Das war sein Todesurteil.“ Die Bankangestellten hätten Angst gehabt, aufzufliegen. „Das Motiv war Geldgier und die Befürchtung, alles zu verlieren, den Job, die Familie.“

Die Angeklagten sollen ihr Opfer in ein Auto gelockt haben, wo I. es mit einer Schnur erdrosselt habe. In einem eigens angemieteten Container habe I. die Leiche zerschnitten, die Betonkübel seien an zwei Stellen nördlich und südlich von Graz in der Mur versenkt worden. Taucher konnten später nur noch einige davon bergen.

Während K. die Schuld vollends auf I. schiebt, bringt dessen Verteidigerin einen dritten Mann ins Spiel. „Das war eine völlig abstruse Tatplanung einer anderen Person als des Herrn I., der hier sitzt.“ Schließlich sei ihr Mandant viel zu intelligent, um so stümperhaft zu planen. „Das Ganze war so schlecht überlegt, dass irgendwann Wasser, Beton und Kübel ausgegangen sind.“

Speziellere Jobs

Einen dritten Mann gibt es tatsächlich. Allerdings sitzt der Tschetschene gerade in Weißrussland in Untersuchungshaft und wird nicht ausgeliefert. Auch eine Einvernahme über Videoschaltung wurde von der weißrussischen Justiz abgelehnt. Der Mann wird von der Staatsanwältin hauptsächlich deshalb belangt, weil er bei der Entsorgung der Leichenteile geholfen haben soll. Beim „Müll wegtragen“, wie sie es nennt. „Er ist ein Krimineller, der gegen Bezahlung auch speziellere Jobs macht.“

I. will von all dem aber sowieso nichts wissen; der Jüngere lüge. Er selbst habe bloß den Beton gemischt und zuvor mit K. die Utensilien im Baumarkt gekauft. „Wir haben etwas geplant, aber keinen Mord.“

Der Prozess wird am Dienstag fortgesetzt. Das Urteil soll es am Mittwoch geben.

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