"In der Koalition wird’s bald kriseln"

Alles neu. Gerhard Köfer ist frisch verheiratet, hat ein neues Heim bezogen. Auch politisch könnte es wieder zu Veränderungen kommen.
"Stronach-Freund" Gerhard Köfer schließt für seine politische Zukunft in Kärnten rein gar nichts aus.

Team-Stronach-Landesrat Gerhard Köfer weiß wenig Positives über die Dreierkoalition in Kärnten zu berichten. Der 53-jährige Landesrat spricht im KURIER-Interview über sein Verhältnis zu Frank Stronach, Zukunftspläne, den Proporz und seine "Pause" als Energetiker.

KURIER: Auf Ihrer Homepage gerhard-koefer.at haben Sie ein Zehn-Punkte-Programm veröffentlicht. Ihre Ansichten zu den Themen Gesundheit, Soziales, Abschaffung des Proporzes, Wirtschaftskompetenz u.s.w. unterscheiden sich kaum von jenen der SPÖ, ÖVP oder Grünen. Warum grenzen Sie sich nicht schärfer ab?

Gerhard Köfer: Das Hauptmerkmal in der Unterscheidung liegt darin, dass das Team Stronach niemandem verpflichtet ist. Wir müssen nicht der Gewerkschaft, der Arbeiterkammer, Raiffeisen oder anderen Institutionen dienlich sein, mit denen SPÖ und ÖVP stark verbandelt sind. Wir entscheiden von Projekt zu Projekt. Das macht uns einzigartig.

Die Regierungsparteien haben den Anspruch, den Proporz abschaffen zu wollen. Ist das gelungen?Im Gegenteil. Das Abschaffen des Proporzes war nur Wahlkampfgerede. Wir verspüren nicht einmal den Ansatz der Umsetzung. Alle fürchten, dass sie bei der nächsten Regierungskonstellation nicht mehr dabei sein könnten, daher gibt es keine Aktivität in die Richtung.

Glauben Sie, dass sich die Dreierkoalition so gut versteht, wie sie es nach außen hin darstellt?Es wird ein falsches Bild vermittelt. Die ÖVP möchte verzweifelt Muskeln zeigen. Christian Benger ist innerhalb dieser Koalition nicht unbedingt anerkannt. Wir haben gute Informationen von innen. Keiner handelt, daher wird’s in der Koalition bald kriseln. Man braucht ja nur die Situation am Mölltaler Gletscher betrachten: Da funktioniert Variante A nicht, aber warum kommt die Variante B nicht von Seiten des Landes? Man darf nicht ständig den Investor vergraulen, indem man ihn nach anderen Möglichkeiten suchen lässt. Wir haben so viele Experten im Land, die sagen, was nicht geht. Warum zeigen die nicht auf, was möglich ist? Außerdem gibt es bis zum heutigen Tag kein einziges Windrad in Kärnten. 10.000 Green-Jobs in zehn Jahren sind versprochen worden. Nach eineinhalb Jahren haben wir genau null. Letztendlich haben diese Betriebe Mitarbeiter abgebaut oder sind in Konkurs. Die Grünen waren Aufdecker, jetzt sind sie Zudecker.

Als Oppositionspolitiker müssen Sie kritisieren – nennen Sie bitte dennoch drei Punkte, die die Regierung gut umsetzt.
Ich hinterfrage die Rolle der Opposition. Wir sind Regierungspartei, das habe ich auch von der Verfassungsabteilung bestätigt bekommen. Die Dreierkoalition gibt es de facto in keiner Verfassung. Es ist eine Verbindung von Interessen, aber nirgends verankert. Zu den drei Punkten: Der SPÖ ist es gelungen, in Sachen Postenschacher für neue Rekorde zu sorgen. Blau raus, Rot rein, lautete da das Motto. Punkt zwei: Die neue Regierung sorgt tatsächlich für eine neue Kommunikationskultur – das muss man positiv festhalten. Und Punkt drei fällt mir beim besten Willen keiner ein.

Wie ist eigentlich Ihr aktuelles Verhältnis zu Frank Stronach? Einerseits hat er Sie als Kärntner Parteiobmann seines Teams abgesetzt, andererseits trat er vor wenigen Tagen als Ihr Trauzeuge bei der Hochzeit auf.
Mein Verhältnis zu Frank Stronach ist ein freundschaftliches. Ich schätze ihn als Menschen, unsere politischen Ansichten sind allerdings sehr unterschiedlich.

Sie haben geheiratet, mit Ihrer Frau ein neues Haus gekauft und bezogen. Was wird noch neu? Kandidieren Sie bei den Gemeinderatswahlen 2015 als Spittaler Bürgermeister, wechseln Sie die Partei?
Das ist zu früh, kann ich nicht beantworten. Ich kann nur betonen, dass ich Freude an meiner jetzigen Arbeit habe, dass ich Kärnten mitgestalten, etwas bewegen will. Aber ich schließe nichts aus. Ich muss beobachten, in welche Richtung sich Spittal entwickelt. Zum Thema Parteiwechsel muss ich festhalten: Ich habe die SPÖ verlassen, um eine neue Partei zu gründen, sie aufzubauen. Ich bin ja kein Fahnenflüchtiger, der von Austria Wien zu Rapid Wien gewechselt ist. Also diese Überlegung gibt es schon, vielleicht mit einer unabhängigen, alternativen Liste in Spittal anzutreten.

Sie mischen sich auch in die Bundespolitik ein, haben in der Causa "Pizzeria Anarchia" sogar Innenministerin Johanna Mikl-Leitner zum Rücktritt aufgefordert. Warum?
Ich habe ja als Gendarmeriebeamter gearbeitet, kenne mich also ein wenig aus. Diese Aktion war ja eine sicherheitspolitische Megapeinlichkeit und total überzogen. Pro Chaot waren 90 Polizisten im Einsatz.

Wie stehen Sie eigentlich zu Mikl-Leitners Asylpolitik?
Wir müssen die Menschen wie Menschen behandeln. In diesem Zusammenhang muss man schon anmerken, dass wir nur begrenzte Möglichkeiten, nur begrenzt Platz haben. Kasernen aufzusperren und die Menschen dort hineinzupferchen ist keine Lösung.

Sie arbeiten auch als Energetiker, versuchen Menschen zu helfen. Glauben Sie, dass Ihr Outing, besondere Kräfte zu haben, Ihnen bei Wahlen schadet? Dass Sie manche Menschen für einen Scharlatan halten und Ihnen deswegen in der Wahlzelle nicht ihre Stimme geben?
Also an diese Variante habe ich noch nie gedacht. Da schon eher, dass mich Menschen wählen, weil sie an solche Kräfte glauben und somit auch mir vertrauen. Ich habe übrigens mein Gewerbe stilllegen müssen. Als Landesrat hast du ansonsten Berufsverbot. Aber selbst meine größten politischen Kritiker respektieren und bewundern meine Arbeit als Energetiker. Ich hatte früher Hunderte Anfragen, habe selbst im österreichischen Parlament Dutzende Menschen behandelt. Ich bin kein Wunderheiler, aber ich kann Menschen helfen. Das ist das Schönste und vielleicht werde ich irgendwann in ferner Zukunft ausschließlich als Energetiker arbeiten.

Zur Person

Geboren ist Gerhard Köfer am 11. Februar 1961 in Spittal an der Drau. Nach der Handelsschule erlangte er die Studienberechtigung. In der Folge war er als Bankkaufmann und Gendarmeriebeamter tätig und saß von 1991 bis 1997 für die SPÖ im Stadtrat von Spittal. 1997 wurde er dort zum Bürgermeister gewählt, später wurde er Nationalratsabgeordneter der SPÖ. Im Jahr 2012 trat Köfer aus der Partei aus und wurde Mitbegründer des Team Stronach. Dort fungierte er als Landesparteiobmann. Bei der Landtagswahl 2013 erreichte er 11,18 Prozent. Köfer ist Landesrat für Straßenbau und Fischerei. Im Oktober setzte ihn Frank Stronach als Landesparteivorstand ab. Köfer ist verheiratet und hat zwei Kinder.

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