Fußball-EM: Die Aufpasser der Schlachtenbummler

Szenekundige beamte für die EM in Frankreich
Sechs Polizisten begleiten 70.000 Anhänger während der EURO.

70.000 Fans werden laut ÖFB und Innenministerium unser Nationalteam in Frankreich bei der EURO lautstark unterstützen. In 42 Tagen erfolgt der Anpfiff zum einen Monat dauernden Fußball-Spektakel. Damit Österreichs Schlachtenbummler vor Ort nicht aus der Rolle fallen werden sie von sechs fußballkundigen Polizisten begleitet.

Diese Beamten kennen die Szene in Österreich in und auswendig, wissen über eventuell mitreisende Randalierer Bescheid, sprechen mit den Anhänger-Verantwortlichen der Vereine und stehen in engem Kontakt mit den Ansprechpartnern bei den französischen Behörden.

Oberst Wolfgang Lang, Chef der szenekundigen Beamten in Wien – darunter sind übrigens auch zwei weibliche Kollegen – lässt im KURIER-Gespräch hinter die Kulissen blicken: "Natürlich kann man die sechs nach Frankreich mitreisenden Kollegen auch als Aufpasser sehen. Sie gehen offensiv auf unsere Landsleute zu. Kommunikation ist gefordert und kann negative Situationen verhindern." Zwei der sechs Fan-Begleiter kommen aus Wien, je einer aus Nieder- und Oberösterreich, Salzburg und der Steiermark.

Lang will die Situation nicht schönreden: "In Kombination mit zu viel Alkoholkonsum und eventuellen Provokationen durch Anhänger gegnerischer Teams kann es zu Reibereien kommen. Auch das Problem Pyrotechnik ist ein Thema. Aber bei Team-Reisen gibt es in der Regel wenig heikle Situationen. Da verbünden sich die zu Hause verfeindeten Gruppen und leben Patriotismus."

Im Vorfeld der Euro kontaktierten die Beamten Reisebüros und Veranstalter, um herauszufiltern, ob Risiko-Fans gebucht haben. Details zu diesem Punkt werden ungern verraten. Lang verrät nur so viel: "Wir haben ein wachsames Auge."

Uniformen nicht akzeptiert

So begleiten die szenekundigen Polizisten die Österreicher etwa vom den Unterkünften bis in die Sektoren der EM-Stadien. In Frankreich werden die heimischen Polizisten immer in Begleitung französischer Kollegen auftreten. Dadurch jedoch entsteht eine nicht geplante, noch zu besprechende Problematik. Lang erklärt: "Die Franzosen wollen, dass wir bei den Einsätzen in Uniform auftreten. Aggressive Fans akzeptieren Uniformen aber nicht . Wir haben die besseren Erfahrungen gemacht und die effizienteren Ergebnisse in zivil erreicht." Bei der Heim-EURO 2008 (gemeinsam mit der Schweiz) waren die Polizisten der anderen Nationen in Zivilkleidung in den österreichischen Stadien.

Zusätzlich klären die "Aufpasser" die heimischen Fans über gesetzliche Rahmenbedingungen im Veranstalterland auf. Lang gibt ein interessantes Beispiel: "Bei der EM in England 1996 wurde kurz vor Turnierbeginn eine Verwahrungshaft eingeführt. Randalierer konnten 48 Stunden in Haft genommen werden. So etwas müssen Fans wissen."

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