Frostige Nacht: Apfelernte ruiniert

Josef Singer befürchtet einen Schaden von 100.000 Euro
Obstbauern melden massive Schäden bis Totalausfälle. Bekämpft wird der Frost mit Feuer und Wasser.

Minus vier Grad waren zu viel. Oder vielmehr zu wenig für die noch zarten Früchtchen, die sich nach dem Abblühen auf den Ästen der Apfelbäume gebildet haben: "Ich rechne mit 70 bis 80 Prozent Ausfall", schätzt Josef Singer, Obstbauer aus der Oststeiermark. "Das werden dann für meinen Betrieb sicher so an die 100.000 Euro Schaden sein."

Singer ist nicht allein: Laut Landwirtschaftskammer traf der Frost in der Nacht auf Dienstag die Steiermark fast flächendeckend. Bei Äpfel, Marillen, Birnen, Kirschen und Zwetschken seien "massive Schäden" zu befürchten, wenn nicht gar "Totalausfälle".

Minus zwei bis minus sechs Grad hatte es in dieser Nacht, betroffen war das gesamte Obstbaugebiet der Steiermark. Beziffert werden könne der Schaden noch nicht, hieß es gestern, doch: Kaum ein Apfelbauer, der nicht über Schäden klagte.

Das hat für die Produktion bundesweit Folgen: Auf 7908 Hektar werden in Österreich Äpfel angebaut 78 Prozent davon liegen in der Steiermark. 188.000 Tonnen Äpfel kamen 2014 zusammen, das waren 81 Prozent der gesamten Ernte Österreichs. Im Vorjahr war der Ertrag mit 179.000 Tonnen in Folge von Hitze- und Unwetterschäden um fünf Prozent geringer.

"Wetter spielt verrückt"

Josef Singers Landwirtschaft gehört mit rund 200 Tonnen Äpfel und Birnen pro Jahr zu den Betrieben mittlerer Größe. Versichert war er nicht. "Das gibt’s erst seit Kurzem über die Hagelversicherung. Aber das hat sich noch nicht etabliert", begründet er. Bisher sei das auch kaum nötig gewesen, denn "die Steiermark war begünstigt und ein ideales Apfelland. Aber jetzt fängt das Wetter an, verrücktzuspielen."

Solchen Frost Ende April habe es jahrzehntelang nicht gegeben, berichtet Singer. "Ich telefoniere schon den ganzen Tag mit Kollegen. Keiner kann sich an so was erinnern – und da sind Leute dabei, die arbeiten schon seit 50 Jahren."

Immerhin, seine Erdbeerkulturen konnte Singer durch Frostberegnung retten: Das Eis legte sich um die Früchte und setzte während des Gefriervorganges Wärme frei. Für seine Apfel- und Birnenbäume hat Singer so ein System allerdings nicht. "Das kostet halt. Da müsste man viel investieren."

Viele Landwirte in der Oststeiermark setzten statt dessen auf die Kraft des Feuers: Sie zündeten Paraffinöl-Kerzen an, um die Bäume und damit die Früchte zu wärmen. Das hatte zum Teil beachtliche Rauchschwaden in den Obstgärten zu Folge: "Dafür bitten wir um Verständnis", hieß es seitens der Landwirtschaftskammer.

Wetterbesserung ist laut Meteorologen erst ab Donnerstag, in Sicht. Zuvor bringen Tief "Uta" und ein Adriatief Schneefall und weiteren Frost bis in Lagen zwischen 500 und 900 Meter Seehöhe. Vor allem die Nacht auf Donnerstag soll wieder eisig kalt werden, ehe es dann tagsüber wieder mit etwas mehr Sonne bis zu 15 Grad erreichen soll, prognostizieren Experten des Wetterdienstes Ubimet.

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