A4-Tragödie: 6000 Euro für Heimkehr der Toten

Der Lkw wurde auf der A4 bei Parndorf abgestellt.
Flüchtlingstragödie auf der Autobahn: Großteil der Leichen wurde auf Kosten der Angehörigen in Heimatländer überführt

Am Ende musste ein Syrischer Vater noch 6000 Euro zahlen, um seine Söhne zurück zu bekommen. Je 3000 Euro für seine toten Söhne, in Särgen, auf dem Luftweg aus Österreich. Die Brüder Hussein, 34, und Raman, 21, sind zwei der insgesamt 71 toten Flüchtlinge, die am 27. August auf der burgenländischen Autobahn A4 bei Parndorf im Kühl-Lkw eines Schlepper-Transports entdeckt worden waren.

Letztes Telefonat

Der Kurde Mustafa Khalil, der Vater, klagt in der Zeitung Syrian Observer Serbien, Ungarn und Österreich an, für das tödliche Verbrechen verantwortlich zu sein. Hussein und Raman hatten ihre Heimatstadt Qamishli in Syrien 2013 auf der Flucht vor dem IS-Terror verlassen und sich nach Serbien durchgeschlagen (wie der KURIER schon vor einem Monat berichtete). Am 25. August 2015 telefonierte der Vater mit den Söhnen zum letzten Mal. Sie erzählten ihm, dass sie ein Irakischer Menschenschmuggler namens Goran für 1600 Euro pro Person über Ungarn nach Österreich schleusen werde.

Zwei Tage später erfuhr Mustafa Khalil von der Flüchtlingstragödie. Er schickte Fotos von Hussein und Raman nach Österreich, und er nannte Details der Kleidung, die sie zuletzt getragen haben müssten. Dann musste der Vater zehn Tage warten, bis man ihm mitteilte, dass sich seine Söhne unter den Todesopfern aus dem Kühltransporter befinden. Schließlich überwies Mustafa Khalil die Kosten von 6000 Euro für die Überführung der Leichen, die dann über den Sitz der Regierung der Autonomen Region Kurdistan im Irak, Erbil, nach Qamishli in Syrien transportiert und dort beerdigt wurden.

Wie der burgenländische Polizeisprecher Gerald Pangl sagt, hatten davor schon Angehörige eines Todesopfers aus dem Irak 5000 Euro für die Überführung der Leiche in die Heimatstadt des Toten gezahlt.

Blutstropfen

Ein Großteil der bisher 54 identifizierten Leichen wurde bereits in die Heimat überführt. Die Sterbeurkunden stellt die Gemeinde Nickelsdorf aus. Bürgermeister Gerhard Zapfl beziffert im KURIER-Gespräch die von den Angehörigen zu tragenden Überstellungskosten für die Leichen in ihre Heimat in der Regel mit 3000 bis 4000 Euro. Verwandte hätten sogar Blutstropfen im Kuvert geschickt, um die Identifikation zu ermöglichen. „Das wurde sehr akribisch gemacht“, sagt Zapfl.

Die übrigen 17 Toten konnten bis jetzt nicht eindeutig identifiziert werden und werden voraussichtlich in Parndorf, dem Auffindungsort, begraben.

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