Flüchtlinge: Aktion scharf am Balkan bremst Zustrom

Die Sammelstelle in Spielfeld ist zur Zeit entlastet
Die Sammelstellen in Spielfeld und Bad Radkersburg sind erstmals zeitweise leer. Das liegt an der verschärften Kontrolle auf der Balkanroute und am direkten Transport von Slowenien nach Kärnten.

Mittwochfrüh: Keine Flüchtlinge in Spielfeld und Bad Radkersburg, ebenso am Dienstag in den Morgenstunden. Montagnacht haben nur 600 in den beheizten Zelten an der Grenze geschlafen.

Bis gestern Mittag kamen bloß 1000 Flüchtlinge aus Sentilj nach Spielfeld, um auf die Weiterfahrt zu warten. In Radkersburg war auch Mittag kein Flüchtling: Das ist ungewöhnlich für die beiden steirischen Sammelstellen. Noch vergangene Woche wurden dort rund 6000 Menschen täglich gezählt, an starken Tagen wie dem 4. November sogar 8000.

"Tatsächlich kommen auf der Route jetzt weniger Flüchtlinge an", bestätigt Karl-Heinz Grundböck vom Innenministerium. "Aber das ist eine Momentaufnahme."

Dennoch: Dienstag waren es insgesamt nur 2500 Flüchtlinge, die über die Steiermark weiterreisten, Montag 2000, Sonntag 2200, also rund ein Drittel der Anzahl, die bisher ankam.

Das dürfte mehrere Ursachen haben. Mazedonien kontrolliert stärker und lässt nicht mehr alle Flüchtlinge automatisch weiterziehen (siehe Bericht rechts unten). "Es bleiben dadurch mehr Menschen in Griechenland", sagt Grundböck. Laut Organisation für Migration seien allein Dienstag 3700 Flüchtlinge von den griechischen Inseln auf das Festland gebracht worden.

Zurück nach Syrien

Auch die Türkei soll die Grenzen restriktiver überwachen, berichtet Human Rights Watch: Syrische Flüchtlinge würden laut der Menschenrechtsorganisation "zu Dutzenden oder Hunderten" nach Syrien zurückgedrängt.

Die Entlastung für Spielfeld und Bad Radkersburg, die Mitte Oktober das burgenländische Nickelsdorf als Brennpunkt abgelöst haben, liegt aber auch an einer zweiten Transportschiene aus Slowenien: 3200 Flüchtlinge werden pro Tag direkt über den Grenzübergang Karawankentunnel per Bus oder per Bahn nach Rosenbach gebracht.

Wer nicht über den offiziellen Bus- oder Bahnverkehr nach Kärnten kommt, darf nicht einreisen. Die Karawanken schrecken Flüchtlinge vor Versuchen, die Grenze illegal zu passieren, aber offenbar ohnehin ab.

Seit Mitte September hat die Polizei lediglich rund 250 Personen an der grünen Grenze aufgegriffen und nach Slowenien zurückgeschickt.

Obwohl die Lage derzeit ruhiger schient, wird an neuen Quartieren gearbeitet: In der Villacher Hensel-Kaserne entsteht ein winterfestes Zeltlager für 350 Flüchtling, das Zeltlager in Krumpendorf wird dagegen aufgelöst. Mittwoch ging auch das neue Verteilerzentrum in Ossiach in Betrieb.

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