Flicks Chefpilot ging nie ans Limit

Ingrid Flicks Privatpilot ist am Sonntag bei einer Kunstflugshow in Hirt bei Friesach verunglückt. Das Landeskriminalamt Kärnten soll nun klären, ob ein technischer Defekt den Absturz verursacht hat
Milliardärin vertraute Flugkünsten des Verunglückten. Der Deutsche galt als extrem vorsichtig.

Ruhig. Besonnen. Extrem vorsichtig. Einer, der das Risiko scheute, nie ans Limit ging. Einer, der viel Erfahrung hatte und in der Königsliga flog – so schildern Freunde, Bekannte und Fliegerkollegen den Chefpiloten der Kärntner Milliardärin Ingrid Flick, Herbert S. Der 50-Jährige war am Sonntag beim Flugplatzfest in Hirt mit seiner einmotorigen Doppeldeckermaschine "Pitts Special" bei einer Kunstflugshow abgestürzt und ums Leben gekommen. Experten der Flugunfallkommission haben am Montag ihre Arbeit aufgenommen und sollen klären, ob ein technisches Gebrechen vorlag.

Dass der Verunglückte zehntausende Flugstunden absolviert hat, ist in Fliegerkreisen bekannt. Die exakte Anzahl kennt niemand, weil Herbert S., der keinem Fliegerklub angehörte, damit nicht prahlte. "Aber als Pilot einer Milliardärin brauchst du genügend Erfahrung. Und die hatte Herbert", betont Walter Kosmitsch, der als Controller am Klagenfurter Flughafen tätig ist und dem Verunglückten sehr nahe stand. "Wenn du den Business-Jet von Ingrid Flick fliegst, bist du in der höchsten Liga angekommen. Viel mehr kannst du als Pilot nicht erreichen, da nimmst du kein Risiko", fügt Gustav Remschnig, Organisator der Flugshow in Hirt, hinzu.

Auch als Kunstflieger war der deutsche Staatsbürger, der in Sittersdorf (Bezirk Völkermarkt) lebte, kein Neuling. "Das war sein Hobby, er hat es aber professionell betrieben. Herbert ist seit seinem 16. Lebensjahr eng mit der Fliegerei verbunden, ging nie an die Grenze. Er trainierte akribisch, so auch einen Tag vor dem Unglück. Daher ist es für uns unerklärlich, warum er seine Figur am Sonntag nicht unfallfrei beenden konnte", sagt Remschnig.

Die Pressestelle von Ingrid Flick wollte mit Hinweis auf laufende Ermittlungen keine Stellungnahme zum tragischen Tod des Piloten abgeben.

Videos ausgewertet

Herbert S. hinterlässt eine Frau und zwei Kinder sowie zahlreiche Fragen, die es nun zu beantworten gilt: Tine Frimmel-Hesse von der Staatsanwaltschaft Klagenfurt gab am Montag bekannt, dass das Landeskriminalamt (LKA) beauftragt wurde, die Untersuchungen zu führen. "Von einem plötzlichen Strömungsabriss bis zu einem technischen Gebrechen gehen die möglichen Ursachen. Auch zahlreiche Videos, die von Zuschauern angefertigt wurden, werden ausgewertet", sagt LKA-Leiter Christian Martinz, der das Unglück als Privatperson vor Ort miterlebte.

Der Flugsportklub Hirt ließ indes verlauten, dass im kommenden Jahr keine Flugshow mehr stattfinden werde. Auf der Facebook-Seite des Vereins spricht man vom "schwärzesten Tag in der Vereinsgeschichte."

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