Familienleben in einer Touristenattraktion: "Nicht alle Kinder wohnen in einer Burg"

Burgverwalter Bernhard Heil im prunkvollen Fürstenzimmer
Bei Burgherr Bernhard Heil herrscht Hochbetrieb, wenn das Fürstenzimmer restauriert wird.

Mal schnell mit der Jogginghose den Müll hinausbringen oder frische Weckerln beim Bäcker holen? Geht nicht. Wenn Bernhard Heil aus dem Haus geht, wuseln Hunderte Touristen um ihn herum. Der 49-Jährige wohnt mit seiner Familie auf der Festung Hohensalzburg – der österreichweit größten Touristenattraktion außerhalb Wiens. "Die Leute merk’ ich schon fast nicht mehr. Man muss mit ihnen leben können, sonst ist dieser Beruf nichts für einen", sagt er.

Heil ist seit 2004 Festungsverwalter. Seine Dienstwohnung liegt im ehemaligen Feuerturm im zentralen Teil der Anlage. Seine Frau ist Lehrerin, der gemeinsame Sohn ist hier aufgewachsen. "Für ihn ist das Leben hier oben ganz normal, er kennt es nicht anders. Als er klein war, hat er sich gewundert, warum nicht alle Kinder auf einer Burg wohnen", erzählt Heil lachend.

Er selbst habe schon noch Momente des Staunens, wenn er über das Festungsareal spaziert. "Mehr als eine Million Besucher kommen jährlich aus der ganzen Welt hierher. Man muss immer wieder daran denken, dass es ein Privileg ist, diese Aussicht jeden Tag zu genießen", sagt er.

Ist es gruselig, hinter geschichtsträchtigen Mauern zu leben? "Am Anfang schon. Aber nach ein paar Monaten kennt man jedes Geräusch. Meistens sind es keine Gespenster, sondern Marder."

Diplomarbeit

Gemeinsam mit Heil kümmern sich fünf Handwerker und einige Verwaltungsangestellte um den Erhalt und den touristischen Betrieb auf der Festung. Nebenbei hat der "Burgherr" vor einigen Jahren seinen Magister in Geschichte gemacht. Die Diplomarbeit handelte vom Wasserversorgungssystem der Festung.

Momentan sind alle Augen auf das prunkvolle Fürstenzimmer im Hohen Stock gerichtet. Kostbares Azuritblau, Goldknöpfe und verzierte Ornamente wurden unter der Herrschaft von Erzbischof Leonhard von Keutschach fast verschwenderisch eingesetzt, Details der Schmiedearbeiten erzählen Geschichten von Fabelwesen und biblischen Figuren. In diesen Räumlichkeiten hat der Erzbischof Gäste empfangen. "Prunkbauten wie diese waren das Marketinginstrument des Mittelalters. Damit hat man seine Macht gezeigt", erklärt Heil. Die Zeit hat dem sogenannten Stuben-Appartement sichtbar zugesetzt. Im Vorjahr wurde erhoben, heuer startet die Restaurierung.

Mit jährlich mehr als einer Million Besucher ist die Festung Hohensalzburg die beliebteste Touristenattraktion Österreichs außerhalb von Wien. Das Wahrzeichen der Stadt Salzburg ist mit mehr als 7000 bebauter Fläche eine der größten Burgen Europas.

Der Grundstein für die weitläufige Festungsanlage wurde mit dem Bau eines Wohnturms im 11. Jahrhundert gelegt. Unter der Herrschaft von Erzbischof Leonhard von Keutschach (1495–1519) erreichte die sie ihre heutige Dimension. Mit dem prunkvollen Ausbau setzte er ein Zeichen der Macht. Eine Schutzburg für die Bürger war sie nie – sie war dem Erzbischof und dem Gesinde vorbehalten. Seine Nachfolger wohnten in der Residenz im Stadtzentrum.
Der Außenbereich ist für Besucher kostenlos zugänglich, für das Museum stehen Audioguides zur Verfügung (Festungscard inkl. Bahn für Erwachsene: 11,30 Euro).
Infos: salzburg-burgen.at

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