Railjet-Affäre wird zum Fall für das Parlament

Symbolbild
Im Fall der falsch montierten Achsen wird noch geprüft. Grüne kritisieren "Aufsichtslücke".

Die vom KURIER aufgedeckte Affäre rund um 124 falsch montierte Achsen bei 34 Railjets der ÖBB wird nun zum Fall für das Parlament. Der grüne Verkehrssprecher Georg Willi ortet eine "behördliche Aufsichtslücke" und stellt deshalb eine umfangreiche parlamentarische Anfrage an Verkehrsminister Alois Stöger: "Die Causa der eineinhalb Jahre unentdeckt gebliebenen falschen Railjet-Achsen, die nicht für 230 km/h zugelassen waren, ist für mich noch lange nicht geklärt. Zwei Köpfe bei den ÖBB rollen zu lassen und wieder zur Tagesordnung überzugehen, ist keine Lösung", meint Willi. Wie berichtet, wurden eigentlich für langsamere Doppelstock-Waggons zugelassene Achsen montiert. Dies fiel erst Anfang November auf. Rund einen Monat später wurden zwei Manager ihrer Posten enthoben.

Die Kritik der Opposition richtet sich vor allem gegen die Eisenbahnbehörde, die für die Sicherheit des Bahnverkehrs verantwortlich ist. Denn im jährlichen Sicherheitsbericht im vergangenen Juni sei davon nichts bemerkt worden. Willi sieht eine "Fehlleistung".

Im Büro von Minister Stöger wird darauf verwiesen, dass die Eisenbahnbehörde sofort nach Kenntnis des Problems tätig wurde, sogar an einem Sonntagabend. Die Behörde überwacht lediglich, ob die Eisenbahnunternehmen ihren Verpflichtungen nachkommen.

Ministerium untersucht

Ob das Ministerium künftig die Kontrollen verschärft, wird momentan untersucht. Die ÖBB arbeiten derzeit an einem internen Endbericht, der noch im Februar fertiggestellt werden soll. Danach wird die Eisenbahnbehörde einen Abschlussbericht anfertigen, in dem noch weitere künftige Maßnahmen angeregt werden könnten.

Die ÖBB haben bereits ein 20-Punkte-Paket geschnürt. Künftig wird etwa der komplette Lebenslauf aller sicherheitsrelevanten Teile dokumentiert. Statt manueller Übertragung soll dies künftig automatisch passieren. Außerdem wurden die Wartungsmitarbeiter bezüglich "Unterscheidungsmerkmalen von sicherheitsrelevanten Bauteilen vertieft geschult", wie ein Sprecher dem KURIER mitteilte. Darüber hinaus sind künftig Prüfungen durch externe Experten eingeplant.

Erlebnisnbahn.Computer wurden beschlagnahmt, der Chef der Erlebnisbahn suspendiert und ein Disziplinarverfahren eingeleitet – im vergangenen Mai gab es den ersten Paukenschlag. Mit Jahreswechsel folgte der zweite: Die ÖBB haben nun die gesamte Erlebnisbahn geschlossen. Die alten Dampfloks und die Waggons stehen derzeit zum Verkauf, wird auf KURIER-Anfrage bestätigt.

Der Betrieb war am Ende schlichtweg zu teuer. Zwar waren die Ausfahrten ein beliebtes Motiv für Fotografen, die stets zu Dutzenden kamen, aber (zu) wenige bezahlte Tickets wurden dabei gekauft.

„Seit 1. Jänner werden keine Sonderverkehre mehr gemacht“, erklärt ein ÖBB-Sprecher. Nur zum Hahnenkammrennen etwa gibt es eventbezogene Fahrten. Und der „Radexpress Donau“ nach Passau wird in anderer Organisationsform weitergeführt. Ansonsten werden die alten Waggons und Loks jetzt verkauft, Interessenten können eine eMail schreiben: Wilfried.schmaus@oebb.at

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