Europäische Sumpfschildkröte ist stark bedroht

Ein Jungtier der europäischen Sumpfschildkröte.
Einzige in Österreich heimische Schildkrötenart - derzeit gibt es nur noch 1500 Exemplare.

Die europäische Sumpfschildkröte ist zum Reptil des Jahres 2015 gewählt worden. Das ist eine Ehrung, die man eigentlich nicht verschlafen sollte: Denn ihre Winterruhe dauert noch bis März. Die Sumpfschildkröte ist die einzige heimische Schildkrötenart, die als stark bedroht gilt. Es gibt nur noch rund 1500 Exemplare in Österreich.

Die Bestände der Wasserschildkröte mit dem dunklen, flachen Panzer und den charakteristischen gelben Punkten gehen in ganz Europa zurück, hieß es in einer Aussendung. "Noch bis ins 18. Jahrhundert hat die europäische Sumpfschildkröte die Flusslandschaften in ganz Europa besiedelt. Die Nutzung als Fastenspeise und die Zerstörung ihres Lebensraumes haben sie jedoch beinahe ausgerottet", erklärte Richard Gemel von der Österreichischen Gesellschaft für Herpetologie (ÖGH), der die Wahl begleitet hat.

Europäische Sumpfschildkröte ist stark bedroht
Rheinland-Pfalz/ Ein Mitarbeiter des Naturschutzbundes (Nabu) haelt am Dienstag (11.09.12) an einem Teilstueck des Altrheines bei Bobenheim - Roxheim eine Europaeische Sumpfschildkroete (Emys orbicularis) in der Hand. Vor allem aufgrund der direkten Verfolgung durch den Menschen ist die Art heute bis auf wenige Restvorkommen aus Deutschland verschwunden. Im Jahr 2008 hat der NABU Rheinland-Pfalz mit dem Projekt ¸ÄûWiederansiedlung der Europaeischen Sumpfschildkroete im Bobenheim-Roxheimer Altrheingebiet¸Äú begonnen. Dafuer werden jedes Jahr Sumpfschildkroeten im Alter von rund vier Jahren an geeigneten Gewaessern in die Freiheit entlassen. Die Tiere muessen eine bestimmte Groesse haben, damit sie nicht so leicht von Fischen und Voegeln gefressen werden. (zu dapd-Text) Foto: Ronald Wittek/dapd
Die letzte österreichische Population ist in den Donau-Auen beheimatet. Die Sumpfschildkröte wird bis zu 60 Jahre alt, die Weibchen können eine Größe von bis zu 18 Zentimetern erreichen und bringen etwa ein Kilo auf die Waage. Die tagaktiven Reptilien verbringen den größten Teil des Tages mit Nahrungssuche im Wasser und bei Sonnenbädern auf Baumstämmen und am Wasserrand. Sinken die Temperaturen, vergraben sie sich für ihre Winterruhe im Schlamm.

Flussverbauungen als größter Feind

Zur Eiablage suchen die Weibchen trockene Bereiche auf, graben eine Grube und verschließen diese nach verrichtetem Werk. Die Jungtiere schlüpfen im Herbst, überwintern aber meist noch im Nest. Zwar ist die Sumpfschildkröte weitverbreitet, ihre Bestände gehen aber dennoch drastisch zurück - vor allem aufgrund von verbauten Flusslandschaften und ausgesetzten, nicht-heimischen Schildkrötenarten.

Um ein Bewusstsein für gefährdete Arten zu schaffen, küren österreichische, deutsche und Schweizer Organisationen jährlich heimische Pflanzen und Tiere zu Arten des Jahres. Im Nationalpark Donau-Auen wird man sich u.a. mit eigenen Führungen dem ausgezeichneten Reptil widmen. Schon seit 1997 wird dort ein Artenschutzprojekt durchgeführt, bei dem etwa Gelege vor Fressfeinden wie Fuchs und Mader geschützt werden. Sind die Eier besonders ungünstig platziert, übernimmt der Tiergarten Schönbrunn das Ausbrüten. Die Jungtiere werden dann wieder in den Auen ausgesetzt.

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