Eklat nach Flüchtlingsaufgriff

Die Flüchtlinge wurden von der Tiroler Exekutive auf freien Fuß gesetzt und stiegen dann in einen Zug nach Deutschland.
Italien verweigerte die Rücknahme von 74 Personen, die illegal nach Tirol gereist waren.

Es war ein Großaufgriff, wie er angesichts des Flüchtlingsstroms über den Brenner inzwischen für die Tiroler Polizei nicht mehr ungewöhnlich ist: Am Donnerstagnachmittag wurden in zwei Zügen aus Italien 74 Männer, Frauen und Kinder gestoppt, die auf dem Weg nach Deutschland waren. Für Freitag war die Abschiebung nach Italien geplant. Doch es kam anders.

"Italien hat der formlosen Rückübernahme nicht zugestimmt", teilte Polizeisprecher Stefan Eder auf Anfrage mit. Von einer Beeinträchtigung der Behördenzusammenarbeit wollte er trotzdem nicht sprechen. "Das ist ein normaler Verfahrensgang." Zuletzt hatte es mehrfach Kritik aus dem Süden bezüglich der Rückführungen gegeben. Dies belaste die italienische Polizei besonders stark, die im Umgang mit den Flüchtlingen allein gelassen sei, hatte ein Gewerkschaftssprecher erklärt.

Weiterreise

Die jetzige Weigerung haben die Italiener damit begründet, dass die medizinische Behandlung der Flüchtlinge noch nicht abgeschlossen war. Um welche Erkrankung es sich gehandelt hat, wollte die Tiroler Polizei nicht mitteilen. Sie sei jedoch nicht meldepflichtig gewesen und habe auch nur einen kleinen Teil der Gruppe betroffen.

Die war zunächst nach dem Aufgriff in einem Turnsaal der Exekutive untergebracht. Die Migranten, überwiegend aus Eritrea, hätten jedoch auf weitere Versorgung verzichtet. Alle Personen wurden letztlich auf freien Fuß gesetzt, der Großteil von ihnen hat Freitagabend einen Zug Richtung München bestiegen. "Wir hatten keine weitere Möglichkeit zur Einschränkung der persönlichen Freiheit der Menschen", erklärte Eder die besondere Situation. Die Behörden in Deutschland seien über den Großaufgriff informiert worden und dementsprechend sensibilisiert.

Für den überwiegenden Teil der Menschen, die über das Mittelmeer nach Europa flüchten, ist der Norden des Kontinents das Ziel. Tirol ist dabei in der Regel nur Transitraum. Die Migranten versuchen oft in Zügen aus Italien nach Deutschland zu kommen. Werden sie aufgegriffen, werden sie in der Regel umgehend wieder formlos nach Italien zurückgeschoben. Verweigern die dortigen Behörden das, gibt es laut Polizei noch die Möglichkeit eines offiziellen Verfahrens. "Das kann aber Tage oder auch Wochen dauern", erklärte Eder.

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