Eine Stadt knipst das Rotlicht aus

Geschlossen wurde dieses Bordell. Ein Gratis-Shuttle bringt Kunden ans Ziel
Verordnung verhindert Verlängerung von Bordell-Bewilligungen, Etablissements müssen schließen.

Wenn man vom "roten" Villach spricht, ist das nicht zwingend als Verweis auf die SPÖ-Hochburg zu verstehen. Seit Jahren gilt die Drau-Metropole als "Rotlicht-Mekka" mit großer Bordelldichte. Doch nun schickt sich die Politik an, das Milieu aus der Stadt zu verbannen: Im Jahr 2019 wird das letzte Etablissement in Villach schließen. Möglich macht dieses Vorgehen eine spezielle Verordnung der Stadtverwaltung.

Noch vor wenigen Jahren schossen in Villach und Umgebung die Bordelle wie Pilze aus dem Boden. Das lag weniger an Kärntner Kunden, als an jenen aus den Nachbarländern Italien und Slowenien. Weil dort Bordelle verboten sind, strömen die Gäste nach Villach – ein Riesengeschäft.

Die 60.000-Einwohner-Stadt ist daran allerdings nicht mehr interessiert. Als Wirtschaftsstandort will man sich positionieren, als Technologie-Hochburg und als Verkehrsknotenpunkt – allerdings nicht im missverständlichen Sinn: "Der Ruf als Rotlicht-Stadt passt nicht zum modernen Villach. Wir wollen unsere Kinder und Jugendlichen schützen und kämpfen daher rigoros gegen die Bordelle", betont Villachs Vizebürgermeisterin Petra Oberrauner.

Schließungen

Diese Bestrebungen gehen auf Langzeit-Bürgermeister Helmut Manzenreiter (beide SPÖ) zurück. Weil entsprechende Gesetze fehlten, mussten am Ende des Tages jedoch wieder neue Bordelle genehmigt werden. Um eine rechtliche Handhabe zu erlangen, hat die Stadt am 4. April 2014 eine "Prostitutionsbeschränkungs-Verordnung" erlassen, die Bordell- Bewilligungen drastischer einschränkt, als es das Landesgesetz vorsieht.

Diese regionale Verordnung ermöglichte in den vergangenen drei Monaten die Schließung von drei Etablissements. Das "La Cocotte", das kürzlich in die Peripherie übersiedeln musste, wirbt nun an der alten Wirkungsstätte in der Trattengasse mit einem Gratis-Shuttle zur Dependance nach Landskron.

Den Bordellbetreibern in den Innenstadt sind die Hände gebunden, denn laut Verordnung darf das Rotlicht an gewissen Gemeinde- und Landesstraßen, Gebäuden, Gebäudegruppen oder Liegenschaften nicht mehr leuchten. Tabu ist der 300-Meter-Umkreis von Einkaufszentren, Kinos, Seen, Gewässern, Jugendtreffs, touristischen Zentren, Friedhöfen oder Parkflächen. Nur noch auf 170 von insgesamt 31.500 Villacher Liegenschaften gibt es mittlerweile die – theoretische – Möglichkeit, Bewilligungen für Bordelle erhalten.

"Ein komplettes Verbot ist nicht gestattet, daher stehen theoretisch noch diese 170 Liegenschaften zur Verfügung", sagt Alfred Winkler, Geschäftsgruppenleiter des Villacher Magistrats.

Sperrbezirk ab 2019

Nun gilt es noch abzuwarten, bis alle bestehenden Villacher Bordell-Bewilligungen ablaufen. Elf Freudenhäuser werden derzeit noch betrieben. "Aber bis Jänner 2019 laufen sämtliche Konzessionen aus. Dann wird Villach zum Rotlicht-Sperrbezirk", betont Vizebürgermeisterin Oberrauner. Die Zahl der in Villach tätigen Prostituierten reduzierte sich bereits von 300 vor fünf Jahren auf aktuell rund 100.

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