Die Ruhe vor dem Heli-Sturm

Die Ruhe vor dem Heli-Sturm
Zwei Allianzen rittern um das große Geschäft mit der Flugrettung in den Tiroler Bergen.

Es war ohne Zweifel eine bewusste Provokation. Im Winter 2013/2014 stationierte der Salzburger Roy Knaus einen Notarzthubschrauber seiner Firma Heli Tirol im Tourismusort Mayrhofen. Und das obwohl zwei seiner Konkurrenten – ÖAMTC und "Schider Helicopter Service" – bereits je einen Medicopter im Zillertal im Einsatz hatten. Die tobten und drohten eine 2012 zwischen dem Land und den sechs in Tirol tägigen Flugrettungsunternehmen verhandelte Vereinbarung über die Leistungsabgeltung bei Einsätzen zu kippen. Der Deal sei auf die Zahl der Hubschrauber abgestellt, hieß es, und diese wurde durch Knaus auf 16 (!) erhöht.

Das Land untersagte dem Salzburger zunächst Flugbewegungen von seinem Standort in Mayrhofen, weil die von einem nicht genehmigtem Heli-Port aus stattfanden. Letztlich entschied die Regierung aber, die Flugrettung für Tirol europaweit auszuschreiben.

Seit Dezember fliegt Knaus nun wieder von Mayrhofen aus. Doch der Aufschrei der Mitbewerber bleibt dieses Mal aus."Warum wirbeln, wenn wir genau wissen, dass es in Kürze eine Regelung geben wird", sagt Reinhard Kraxner, Geschäftsführer der Flugrettung des ÖAMTC. Der steigt gemeinsam mit den übrigen bereits in Tirol tätigen Heli-Firmen ins Bieterrennen ein.

Neun Standorte

Nur Knaus geht eigene Wege: "Wenn ganz Tirol ausgeschrieben wird, nehme ich mir einen ausländischen Partner." Es gäbe bereits Gespräche mit Franzosen, Engländern und Spaniern. Mit seiner Firma Heli Tirol startet der Salzburger schon jetzt von vier Standorten aus. Für fünf weitere habe er indes um Genehmigungen angesucht bzw. sich Grundstücke gesichert.

Die Ausschreibung soll laut Gesundheitslandesrat Bernhard Tilg (ÖVP) im Mai oder Juni fertig werden. Das Land hat im Vorfeld eine Bedarfsstudie bei der staatlichen Agentur Gesundheit Österreich GmbH in Auftrag gegeben. Die empfiehlt, zehn bis 13 Hubschrauber (ein Teil davon nur im Winter) in Tirol zu stationieren. Auf eine Zahl hat sich das Land noch nicht festgelegt. "13 Systeme sind notwendig, damit man 90 Prozent der Unfälle in weniger als 15 Minuten erreicht", erklärt Tilg. "Das ist der Qualitätsmaßstab. Und das wollen wir erreichen. Das Ziel ist, das Tourismusland Tirol gut auszustatten."

Knaus sieht in einer Reduzierung der Helis die Gefahr einer Verschlechterung der Versorgung: "Der derzeitige Stand ist, dass ein Hubschrauber in sechs bis sieben Minuten am Unfallort ist."

Der Gesundheitslandesrat hält entgegen: "Wir wollen keine Verschlechterung und die Rettungssysteme am Boden und in der Luft ideal zueinander abstimmen. Wenn wir das so hinbringen, wie wir das jetzt vorhaben, haben wir ein hochqualitatives, gutes System."

Ausgesperrt

Geht es nach Tilg, soll die neue Regelung aber vor allem ein "abgeschlossenes System" werden. Das heißt, dass etwa Bergbahnen nicht eigene Vereinbarungen mit Notarzt-Hubschraubern schließen können. Wer nach der Ausschreibung aus dem lukrativen Flugrettungsgeschäft ist (siehe rechts), soll es auch bleiben.

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